das Sekretariat des Englischen Court, einer alten Handelsgesellschaft zu Hamburg, wodurch ihm eine einträgliche und angenehme
Lebensstellung gesichert war. Sein liebenswürdiger Charakter, seine gesellschaftlichen und dichterischen Talente zogen einen
durch Bildung und Heiterkeit ausgezeichneten Kreis von Freunden in seine Nähe, und so wurde er in Hamburg in allem, was zur
Kunst und Poesie in Beziehung stand, der Förderer des guten Geschmacks. Er starb daselbst.
Hagedorns Bedeutung als Dichter beruhte wesentlich darauf, daß er, obwohl ein Nachahmer der leichter und fröhlicher gestimmten
französischen Poeten seiner Zeit, doch durch eigne Lebensstimmung und lebendige Geselligkeit zur unmittelbaren Empfindung
durchdrang. Er schlug zuerst den Ton des Liedes an, traf in seinen Fabeln und kleinern Erzählungen oft sehr
glücklich mit seinen Vorbildern zusammen und entfaltete überhaupt eine Anmut und Beweglichkeit, die in der deutschen Dichtung
jener Zeit ganz und gar neu war. Seine »Poetischen Werke« erschienen gesammelt Hamburg 1756, 3 Bde., und
öfter; die beste Ausgabe nebst Lebensbeschreibung besorgte Eschenburg (das. 1800, 5 Bde.;
neue Ausgabe mit Hagedorns Briefwechsel, 1825).
Vgl. Schuster, F. v. Hagedorn (Leipz. 1883);
Eigenbrodt, u. die Erzählung in Reimversen
(Berl. 1884).
2) Christian Ludwig von, Kunstliebhaber und Radierer, Bruder des vorigen, geb. zu Hamburg, trat 1737 in
sächsische Dienste, ward 1763 Geheimer Legationsrat und Generaldirektor der sächsischen Kunstakademien, die sich unter seiner
Leitung eines schönen Gedeihens erfreuten, und starb in Dresden. Hagedorn versuchte sich in der Radierkunst, erwarb
sich aber besonders einen Namen durch seine »Betrachtungen über die Malerei« (Leipz. 1762, 2 Bde.;
franz. von Huber, das. 1775, 2 Bde.),
welche der ästhetischen Anschauung seiner Zeitgenossen geraume Zeit ihre Richtung gaben.
Ferner schrieb er: »Briefe über die Kunst von und an Ch. L. v. H.«
(hrsg. von Tork, Leipz. 1797);
»Lettres à un amateur de la peinture etc.« (Dresd. 1755).
eine Form der starren atmosphärischen Niederschläge, welche, wie die Graupeln (s. d.),
sich vom Schnee durch ihr Vorkommen und ihre Beschaffenheit unterscheiden. Der Hagel im engern und eigentlichen Sinn bildet verschieden
gestaltete Körner, oft mit einer schneeartigen Masse im Innern, welche zuweilen von mehreren konzentrisch-schaligen Lagen von
durchsichtigem Eis, die wieder mit Schneeschichten wechseln, umgeben ist, so daß sie als Graupeln mit
einer Eiskruste betrachtet werden können.
Bisweilen hat man auch Hagelkörner von einem vom Mittelpunkt aus strahligen Gefüge beobachtet. Die Größe der Hagelkörner
ist verschieden; in unsern Breiten haben sie gewöhnlich einen Durchmesser von 4-5 mm, doch hat man auch Hagelmassen von der
Größe eines Taubeneies, ja sogar von der eines Hühnereies und von 400-433 g Gewicht gefunden. Die größern Hagelkörner
nennt man Schloßen, die oft wieder durch Zusammenfrieren große Eismassen mit verschiedenen undurchsichtigen Kernen bilden.
Die Hagelkörner sind gewöhnlich abgerundet, oft aber auch stumpfeckig, kantig, linsenförmig, birn- oder pilzförmig, auch
dreieckig oder sechseckig pyramidal. In einigen Fällen hat man im Innern derselben Luftblasen, Spreu,
Sand, vulkanische Asche (bei einer vulkanischen Eruption), Schwefelkies in deutlichen Kristallen etc. gefunden. Diese Körper,
die in der Luft schwebend angetroffen werden, werden von dem sich bildenden Eis umschlossen. Ebenso löst das vorher noch tropfbarflüssige
Wasser Gase, die in der Atmosphäre enthalten sind, und man findet deshalb im H., wie im Regenwasser und
im Schnee, Ammoniak
und Salpetersäure.
Die Temperatur der Hagelkörner beträgt -0,5 bis -4°. Der Hagel geht gewöhnlich einem Gewitterregen
voran oder begleitet ihn, nie oder fast nie folgt der Hagel auf den Regen, besonders wenn der Regen schon
einige Zeit gedauert hat. Das Hagelwetter dauert in der Regel nur einige Minuten, selten ¼ Stunde lang; aber die Menge des Eises,
welches in dieser Zeit den Wolken entströmt, ist so ungeheuer, daß der Boden manchmal mehrere Zoll hoch damit bedeckt ist.
Das Hageln selbst erfolgt in seiner größten Intensität gewissermaßen stoßweise, indem zwischendurch
Pausen, die eine geringere Heftigkeit bekunden, wahrnehmbar sind. Die Heftigkeit des Herabstürzens ist oft so groß,
daß kleinere Tiere getötet, Pflanzen geknickt und Zweige bis zu 5 mm Dicke abgebrochen werden.
Die Hagelwolken scheinen bedeutende Ausdehnung und Tiefe zu haben, indem sie in der Regel eine große Dunkelheit
verbreiten; sie besitzen eine eigentümlich graurötliche oder aschgraue Farbe, und ihre Ränder sind vielfach zerrissen.
An ihrer untern Grenze hängen meist große Wolkenmassen herab, die sich während des Fortganges der Hagelwolke tiefer herabsenken
und endlich fast die Erde berühren, ehe der aus ihnen hervorbricht. Kurze Zeit vor dem Beginn des Hagelwetters
hört man ein eigentümlich rasselndes Geräusch, welches dadurch entsteht, daß die Hagelkörner in der Wolke vielfach gegeneinander
geworfen werden.
Ein intensiv elektrischer Zustand der Wolken und überhaupt Gewittererscheinungen begleiten den Hagel. Das Barometer fällt in der
Regel vor dem Hagelwetter stark und rasch, zuweilen auch noch während desselben, steigt aber gleich
nach Beendigung desselben. Auch das Thermometer fällt mit Beginn des Hagelschauers und zeigt auch später eine starke Temperaturdepression
an. Oft ändert sich nach einem Hagelwetter die Witterungsdisposition auf Wochen; sehr oft folgt Kälte.
Die meisten Beobachtungen, sowohl in Europa als in Nordamerika, stimmen darin überein, daß schwere Hagelwetter
oft von einem Wind begleitet sind, der, plötzlich beginnend, in starken Stößen aus allen Richtungen des Kompasses weht, und
daß die Hagelkörner nach verschiedenen Richtungen aus der Wolke herabstürzen. Trotz seiner weiten Verbreitung ist der eigentliche
eine ganz lokale Erscheinung; in vielen Fällen sind die vom Hagel betroffenen Striche schmal, ziehen sich
aber viele Meilen in die Länge. Der Hagel trifft zwar zu allen Jahreszeiten und allen Tagesstunden (auch in der Nacht) ein, vorzugsweise
aber in den heißesten Sommermonaten und um die heißeste Tageszeit. Zählt man die Graupelfälle den Hagelschlägen zu,
so ändert sich die Häufigkeit für die einzelnen Jahreszeiten. Dieselbe ist mit Zuzählung der Graupelfälle
in der folgenden Tabelle angegeben:
Hageltage im Jahr
Winter Proz.
Frühling Proz.
Sommer Proz.
Herbst Proz.
England
-
45.5
29.5
3.0
22.0
Frankreich und Niederlande
10-20
32.8
39.5
7.0
20.7
Deutschland
5 ¹
10.3
46.7
29.4
13.6
Dänemark ²
4
12.2
45.5
14.6
27.6
Osteuropa
3
9.9
35.5
50.6
13.0
Rom ³
5
43.9
38.1
9.0
9.0
Neapel 4
10
31.0
42.5
2.8
23.9
¹ Im nordwestlichen Deutschland steigt die Zahl auch bis 10. -
² Aus 32jährigen Beobachtungen in Kopenhagen berechnet. -