Farbe verlängern. Über die Haartracht der Geistlichen s. Tonsur. Außer den größern Werken über Kostümkunde vgl. Krause,
Plotina, oder die Kostüme des Haupthaars bei den Völkern der Alten Welt (Leipz. 1858); Falke, und Bart der Deutschen (im »Anzeiger
des Germanischen Museums« 1858); Bysterveld, Album de coiffures historiques (Par. 1863-65, 4 Bde.).
Technische Verwendung findet vorzüglich die Wolle (s. d.), und so wie diese wird auch, wenngleich in viel geringerer
Menge, das feine tibetische und persische Ziegenhaar verarbeitet. Auch die Haare der Bisamratten, Hasen, Lamas und Kamele, der Angoraziege,
der Vicuña, des Alpako finden ähnliche Verwendung. Haargeflechte, Haarschnüre, Stricke und Haargewebe
werden aus verschiedenen Haaren und zu mannigfachen Zwecken dargestellt. Die Menschenhaare dienen meist zur Bedeckung kahl
gewordener Köpfe, seltener zur Darstellung der im engern Sinn sogen. Haararbeiten. Zu letztern verwendet man meist Haare von Verstorbenen,
welche für Perücken etc. zu brüchig sind.
In der Regel ist das Haar 60 cm lang; doch kommt bisweilen auch doppelt so langes vor. Das Gewicht des Haars
von einem Kopf beträgt selten mehr als ¼ kg. Die Hauptproduktionsorte sind oft wechselnde; neuerdings
lieferten Böhmen, Mähren, Ungarn, West- und Norddeutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Italien und Spanien bedeutende Mengen
Menschenhaar. Sehr viel wird aus China exportiert, doch ist diese Ware geringwertig. Das rohe Haar wird
sortiert, mit kochendem Wasser, mit schwacher Sodalösung und Ammoniakflüssigkeit gewaschen, auch vielfach gefärbt und büßt
bei dieser Behandlung 15-25 Proz. ein.
Haupthandelsplätze sind in Deutschland Frankfurt, Fulda, Heilbronn, Leipzig etc. Frankreich verarbeitet jährlich ca. 130,000 kg,
die fast ausschließlich von England und Amerika konsumiert werden. Ein Surrogat der Menschenhaare für
diesen Zweck ist die rohe Seide, welche man blond, braun oder schwarz färbt und zu Locken und Perücken verarbeitet. Aber auch
Bast, Jutehanf etc. finden vielfach Verwendung. Die Haararbeiten aus Menschenhaar sind zum
Teil sehr künstlich; es sind teils Flechtarbeiten, teils werden die Haare aufgeklebt, um Landschaften, Medaillons
u. dgl. herzustellen. Derartige Arbeiten nennt man Haarmosaik oder Haarmalerei und, wenn man auf Seide arbeitet, wohl auch
Haarstickerei.
[* ] derPflanzen (Trichome), alle auf der Epidermis (s. d.) der Pflanzen befindlichen mehr oder weniger haarähnlichen
Bildungen, welche
meist auf der ganzen Epidermis des Pflanzenteils verbreitet sind und einen haarartigen
Überzug der Pflanze hervorbringen (s. Behaarung der Pflanzen). Die Haare der Pflanzen können an den verschiedensten mit einer Epidermis versehenen
Pflanzenteilen auftreten und sind unter den Phanerogamen (Landpflanzen) sehr allgemein verbreitet, während die meisten Wasserpflanzen
keine Haare der Pflanzen besitzen.
Jedes Haar entsteht aus einer einzelnen Epidermiszelle dadurch, daß die Außenwand der letztern sich
papillenartig ausstülpt und die Papille durch Wachstum an ihrer Spitze schlauchartig zu einem haarförmigen Gebilde sich verlängert.
Einfache Haare der Pflanzen bilden mit der Epidermiszelle, aus welcher sie erwachsen sind, eine einzige Zelle, also einen kontinuierlichen,
nicht durch Scheidewände geteilten Hohlraum, wie die langen, cylindrischen, mit verhältnismäßig dünner
Membran versehenen, daher weichen und biegsamen Wollhaare auf den Blättern und Stengeln vieler Pflanzen sowie die Wurzelhaare
und die Baumwolle.
Die an den grünen Teilen vieler Pflanzen vorkommenden Borsten sind ebenfalls einfache aber meist durch eine Querwand von der
Epidermiszelle abgegrenzt, kürzer als die Wollhaare und zugespitzt, mit dicker, verkieselter Membran.
Das einfache Haar kann auch mit Stacheln besetzt sein
[* ]
(Fig. Bbc), sich auch verzweigen, wodurch eigentümliche Formen entstehen,
wie z. B. die Gabel-, Stern- und Spindelhaare (D), bei denen die Teile auch noch ein kontinuierliches Lumen bilden; eine besondere
Form der Spindelhaare mit hakig gekrümmten Enden bilden die Klimmhaare des Hopfens.
Zusammengesetzte Haare der Pflanzen oder Gliederhaare heißen diejenigen, bei denen der Innenraum durch Scheidewände
in mehrere Zellen abgeteilt ist (Aa). Dabei können sie unverzweigt bleiben bei beträchtlicher Länge oder, wenn die Gliederzellen
solcher Haare seitliche Sprossungen treiben, baumartig verzweigte Formen mit quirlig oder abwechselnd stehenden Ästen annehmen.
Schwillt die Endzelle kugelig an, so entstehen die köpfchenförmigen Haare der Pflanzen, zu denen
auch die Drüsenhaare (Ab, Bd; s. Drüsen) gehören, welche aus der angeschwollenen Endzelle ein Sekret absondern. Bisweilen
ist der die kopfige Endzelle tragende Teil des Haars so kurz, daß jene fast auf der Epidermis aufsitzt (Ac); bei Chenopodiaceen
trennen sich diese großen Zellen leicht ab und stellen an den jungen Teilen den mehlartigen, abwischbaren
weißlichen Überzug dar. Wenn in den Zellen eines zusammengesetzten Haars
[* ]
^[Abb.: Verschiedene Pflanzenhaarformen. A Haare vom Blatt einer Labiate: a kegelförmiges, zusammengesetztes Haar, b gestieltes Kopfhaar, c sitzendes Kopfhaar (Drüsenhaar). - B Haare von Cajophora: a Brennhaar, b und c mit Stacheln verschiedener Form besetzte Haare, d Kopfhaar. - C Haare von Hieracium: a fadenförmige Zotte, b mehrzelliges Sternhaar, c kopfige Zotte. - D Spindelhaar von Cheiranthus. In allen Figuren bedeutet e die Epidermis des Pflanzenteils, welcher die Haare trägt.]