einem heiligen Hain und einer Priester- und Totenstätte der alten Katten. Später, aber ehe die Stadt bereits aufblühte, gruppierten
sich um das Thalbecken auch die Burgen mittelalterlicher Dynasten, unter deren Trümmern noch jetzt der Gleiberg, der Vetzberg
(1646 zerstört), der Staufenberg (mit ansehnlicher Ruine) und die ehemalige Deutsch-ordenskomturei Schiffenberg (letztere
vollständig erhalten) besonders hervortreten. Gießen selbst (bei den Alten oft »Zu
den Gissen« genannt, wahrscheinlich von den zahlreichen Flüßchen, welche hier ihr Wasser in die Lahn »gießen«) gehörte ursprünglich
zur Grafschaft Gleiberg, kam 1203 an den Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen, erhielt um die Mitte des 13. Jahrh. Stadtrecht und
ward 1265 mit der zugehörigen Grafschaft an Hessen verkauft.
Landgraf Philipp der Großmütige versah Gießen 1530-33 mit Festungswerken, die zwar 1547 auf Befehl Kaiser Karls v. geschleift,
doch 1560-64 wieder errichtet und 1571 noch erweitert wurden. Mit dem Aussterben der Marburger Linie fiel Gießen 1604 an Hessen-Darmstadt.
Während des Siebenjährigen Kriegs ward Gießen 1759 den Franzosen eingeräumt, welche es bis 1763 besetzt
hielten. Auch 1796 und 1797 wurde die Stadt wiederholt von den Franzosen besetzt.
Vgl. Buchner, Gießen und seine Umgebung (Gieß.
1880);
Derselbe, Gießen vor 100 Jahren (das. 1879);
Derselbe, Aus Gießens Vergangenheit (das. 1886);
Kraft, Geschichte von Gießen bis 1265 (Darmst.
1876);
Nebel, Geschichte der Universität Gießen (Marburg 1829).
[* ] die Gesamtheit aller Arbeiten, welche erforderlich sind, um gewisse Materialien durch Flüssigmachen und
Eingießen in Hohlkörper (Formen, Gußformen) sowie Erstarrenlassen in diesen in bestimmt gestaltete Gegenstände (Gußstücke,
Gußware) zu verwandeln, und zwar in der Regel zum Zweck der Massenproduktion (Kourentguß). Je nach dem
verwendeten Material unterscheidet man Eisen-, Bronze-, Messing-, Zink-, Zinn-, Blei-, Wachs-, Stearin-, Gips-, Zement- etc. Gießerei und
dem entsprechend Eisenguß, Bronzeguß etc.; mitunter benennt man die auch nach den Erzeugnissen (Kunstgießerei und
Kunstguß; Schrot-, Kugel-, Lettern-, Geschütz-, Kerzengießerei etc.). Das Flüssigmachen der Gußmaterialien
erfolgt entweder durch Wärme, »Schmelzen« (sämtliche Metalle, Glas, Wachs, Stearin, Harz, Leimgallerte etc.), oder durch Anrühren
mit Flüssigkeiten (Gips, Zement etc. mit Wasser u. dgl.). Je nach dem Wärmegrad, welchen
die Materialien zum Schmelzen nötig haben, und je nach der Menge, welche geschmelzt werden muß, sind
die Schmelzvorrichtungen sehr
verschieden.
Für die leicht schmelzbaren Materialien (Wachs, Stearin, Blei, Zinn, Zink u. dgl.) benutzt man für kleine Mengen Löffel oder
Kellen, für größere eingemauerte eiserne Kessel. Die schwer schmelzbaren Materialien (Eisen, Bronze, Stahl etc.) werden entweder
in feuerfesten Tiegeln oder besondern Schmelzherden geschmelzt. Zu den letztern gehören als die wichtigsten
die unter Eisengießerei beschriebenen Kupolöfen und Flammöfen, welch letztere insbesondere auch zum Schmelzen von Bronze Verwendung
finden.
Die Tiegel dienen hauptsächlich zum Schmelzen von Stahl und Bronze und bedürfen dazu einer so hohen Hitze, daß diese nur in
stark ziehenden Windöfen erzeugt werden kann, die zweckmäßig mit vorgewärmter Luft gespeist werden
(Regeneratorsystem). Für kleinere Verhältnisse eignet sich besonders der untenstehend abgebildete Tiegelofen. Der Tiegel
B steht auf dem Roste D und ist wie gewöhnlich mit Brennmaterial umgeben. Die bei der Verbrennung entstehenden Gase treten
zunächst in den Fuchs H und von hier vertikal abwärts durch die Röhren JJJJ, um durch den Kanal K in den
Kamin zu steigen. Indem nun die durch L eintretende kalte Luft gezwungen wird, die Röhren JJ zu umziehen, wärmt sie sich ununterbrochen
vor, tritt bei M unter den Rost und in das Brennmaterial und erzeugt eine höchst intensive Verbrennung. Der
Aschenfall A ist selbstverständlich hierbei durch eine massive Platte gegen Luftzutritt abgeschlossen. Übrigens kann man
ganz ähnliche Einrichtungen treffen, wenn die Öfen mit Gas geheizt werden sollen.
[Formerei.]
Bei der Herstellung der Gußformen (Formerei) kommt es vor allem auf die richtige Auswahl des Formmaterials an,
welches stets so beschaffen sein muß, daß die daraus gemachten Formen mindestens einen Guß ohne Veränderung
aushalten; es darf also für Metallguß nicht so leicht schmelzen wie das zum Guß verwendete Metall, beim Gießen von wässerigem
Gußmaterial sich nicht auflösen etc. In der Metallgießerei verwendet man daher ganz allgemein Sand (magern und fetten),
Lehm oder Metall, bei Gipsguß etc. Gips, Zement und vielfach Leimgallerte; außerdem kommen Formen aus Papier
(zur Anfertigung der Stereotypplatten, s. d.), aus Stein (Serpentin zum Gießen der Bleifiguren) und aus Holz (für Betonguß)
vor. Die Anfertigung der Form geschieht stets mit Rücksicht auf das Verhalten des Gußmaterials, da dasselbe gewöhnlich
schwindet, d. h. sich so zusammenzieht, daß das Gußstück nach dem Erstarren
kleiner ist als die Form; letztere muß daher um das Schwindmaß größer sein. Dieses beträgt