nach glücklicher
Operation im spätern
Alter. Derartigen Täuschungen unterliegt jeder, sobald die Verhältnisse einigermaßen
ungewöhnlich werden. Entfernte Gegenstände erscheinen näher oder ferner je nach dem Zustand der
Atmosphäre. Hierher gehört
auch die
Thatsache, daß der
Mond
[* 1] am
Horizont
[* 2] größer erscheint, als wenn er hoch am
Himmel
[* 3] steht. Sehr schwer entreißt
man sich den Täuschungen über
Ruhe und
Bewegung äußerer Gegenstände, welche jedesmal eintreten, sobald man über die eigne
Ruhe oder
Bewegung einen nicht hinreichend starken
Eindruck erhält.
Derartige Täuschungen erlebt man besonders auf der
Eisenbahn und auf dem
Wasser, namentlich aber sind wir gar nicht im stande,
uns von der Täuschung loszumachen, daß die
Gestirne sich um die ruhende
Erde drehen. Hierher gehört
auch der bei
Lähmung der Augenmuskeln eintretende
Gesichtsschwindel.
Spiegel,
[* 4]
Fernrohre,
Lupen,
Mikroskope
[* 5] täuschen uns über
den
Ort der gesehenen
Objekte.
Ferner gehören zu den Gesichtstäuschungen die
Erscheinung der
Irradiation,
[* 6] welche einen weißen Gegenstand größer
erscheinen läßt als einen schwarzen von gleicher
Größe, und die
Folgen der Nachdauer einer Reizung
der
Sehnerven. So gibt eine geschwungene glühende
Kohle das
Bild eines feurigen
Kreises, und im
Phänakistoskop
[* 7]
(stroboskopische Scheibe)
setzen sich viele schnell hintereinander gesehene einzelne
Bilder zu der
Darstellung einer einzigen kontinuierlichen
Bewegung
zusammen. Zu der Nachwirkung gehören auch die
Nachbilder, die in gleicher oder komplementärer
Farbe erscheinen,
und endlich sind die Kontrasterscheinungen zu erwähnen, welche bei gleichzeitiger Einwirkung zweier verschiedener
Farben
auf die
Netzhaut entstehen: ein graues Papierstückchen auf rotem
Grund erscheint grünlich. Über andre Gesichtstäuschungen s.
Pseudoskopische Erscheinungen.
[* 8]
[* 10] Bauteil, welcher zum wagerechten
Abschluß von
Mauern,
Wänden und
Stützen oder zur wagerechten
Scheidung derselben
und, wenn derselbe vorspringt, zugleich zum
Schutz der darunter befindlichen Teile gegen
Regen dient. Je nachdem die Gesimse
eines Bauwerks oder Bauteils sich
oben, mitten oder unten befinden, unterscheidet man
Haupt- oder Deckgesimse
(Kranzgesimse), Zwischen- oder Gurtgesimse,
Fuß- oder Sockelgesimse. Die
Haupt- und Zwischengesimse bestehen aus einer mehr
oder minder hervorragenden
Platte, welche in nördlichen Klimaten meist geneigt (hängende
Platte), in südlichen Klimaten
meist wagerecht (liegende
Platte) angeordnet und mit Wasserablauf (Wassernase) versehen wird.
Jene hängenden
Platten a
[* 10]
(Fig. 1 u. 2), welche allen gotischen
Gesimsen zu
Grunde liegen, erhalten meist nur eine
Hohlkehle b
zur Vermittelung ihrer untern geneigten mit der lotrechten
Fläche
der
Wände oder
Stützen und unterhalb jener
Hohlkehle ein eckiges oder abgerundetes Trennungsglied c, diese liegenden
Platten
a
[* 10]
(Fig. 3 u. 4), welche allen Gesimsen der griechischen und der
davon abgeleiteten
Stile zu
Grunde liegen, ein meist wellenförmiges stützendes
Glied
[* 11] c und ein ebenfalls meist wellenförmiges
bekrönendes
Glied b. Die
Fußgesimse, welche im Äußern den
Ablauf
[* 12] des Regenwassers nicht hindern dürfen, dienen als Vermittelungsglieder
der vorspringenden
Sockel mit den darüber befindlichen
Wänden oder
Schäften der
Stützen. Durch eine solche
Vermittelung c und
a der Hauptplatte b des
Fußgesimses mit der Trennungsplatte d des letztern und dieser mit den darüber
befindlichen senkrechten Bauteilen
[* 10]
(Fig. 5 u. 6) entsteht, wenn sie
durch die Einschaltung sekundärer Trennungsplatten vervollständigt wird, die sogen.
»attische Basis« (s. d.), die in modifizierter
Gestalt die Grundform derFußgesimse fast aller entwickeltern
Baustile bildet.
Die Gesimse wurden vorwiegend in den griechischen und den davon abgeleiteten
Baustilen ausgebildet, in dem gotischen
Stil dagegen,
dessen nach
oben strebender
Charakter die vorzugsweise
Ausbildung aller lotrechten Bauteile, wie
Pfeiler und
Lisenen, anstrebte,
stets untergeordnet gehalten (s.
Baukunst).
[* 13] Was die relative
Größe undLage der Gesimse betrifft, so erfordern
die Hauptgesimse als
Abschlüsse eines ganzen Bauwerks die größere, die Zwischen- und
Fußgesimse als
Abschlüsse von Gebäudeteilen
die kleinere Abmessung und
Ausladung.
Während die
Lage der
Haupt- undFußgesimse in den meisten
Fällen eine gegebene ist, werden die Gurtgesimse entweder in der
Höhe der Fußböden, in welchem
Fall sie äußerlich die einzelnen
Stockwerke bezeichnen, oder in der
Höhe
der Fensterbrüstungen, in welchem
Fall sie zugleich den Fenstergestellen zur Unterlage dienen, oder auch an beiden
Stellen
zugleich angebracht. Man fertigt die Gesimse entweder aus bearbeiteten Quadersteinen, aus
Ziegeln (Gesimsziegeln), aus
Holz,
[* 14] oder stellt sie durchZiehen her. Im letztern
Fall werden die betreffenden
Stellen etwas vorgekragt, mit
Mörtel beworfen und die Gesimsglieder mit dem sogen. Simsbrett, einer Art
Schablone, gezogen. Mit Brettern verkleidete, der
Steinkonstruktion ähnelnde Gesimse sind zwar jetzt sehr häufig, aber ebenso wie die in
Gips
[* 15] gezogenen da zu verwerfen, wo
sie demWetter
[* 16] ausgesetzt sind. In steinarmen Gegenden gestaltet man die Gesimse entweder als Holzgesimse,
indem man die
Balken- oder
Sparrenköpfe sichtbar macht und mit Schnitzwerk versieht und die
Felder zwischen ihnen ebenfalls
passend