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sämtlichen Gebirge
der
Erde in bestimmte Hebungssysteme verschiedenen
Alters einordnete und in der örtlichen Verteilung dieser
Systeme eine gesetzmäßige Verteilung nach
größten
Kreisen der
Erdkugel nach
weisen zu können glaubte. Neuerdings hat die
gewöhnlich an
Heims
Namen geknüpfte, aber auch von andern (so namentlich von
Süß,
Favre, Lory) mit sehr wesentlichen
Beobachtungen und
Abstraktionen gestützte
Hypothese, welche sich zunächst auf den
Mechanismus der
Bildung der
Alpen
[* 1] bezieht,
aber auch auf alle übrigen Kettengebirge
ausgedehnt worden ist, die meiste
Popularität errungen.
Für die Oberflächengestaltung der
Alpen kam
Heim zu der
Annahme, daß dieselbe vorwiegend ein
Resultat der von außen einwirkenden
Abspülung,
Erosion,
[* 2] ist. Der innere
Bau und
Risse, welche mit der ursprünglichen
Bildung des Gebirges
zusammenhängen,
üben keinen oder nur wenig Einfluß aus, und ebenso ist die Mitwirkung der
Gletscher bei der Hervorbringung der heute vorliegenden
Kontur eine minimale gewesen. Dagegen ist die
Menge des weggeführten
Materials eine ganz außerordentliche und kann
auf die Hälfte der Gesamtmasse geschätzt werden, welche ehemals die
Alpen bildete.
Der innere
Bau, zunächst der
Alpen, dann auch andrer Kettengebirge
, ist charakterisiert durch die gewaltigen Lagerungsstörungen,
und da diese Biegungen, Überkippungen, Faltenbildungen ebenso wie die Transversalschieferung und Formveränderungen von
Petrefakten
[* 3] (gestreckten
Belemniten,
[* 4] elliptisch verzogenen
Ammoniten)
[* 5] nur in Gebirgen
und zwar einigermaßen
häufiger bloß in Kettengebirgen
vorkommen, so ist man berechtigt, alle diese
Erscheinungen als
Produkte der gebirgsbil
denden
Kräfte selbst zu betrachten.
Bezeichnet man die Gesamtheit dieser Erscheinungen als Umformung der Gesteine, [* 6] so ergibt sich, daß sich solche Umformung teils mit, teils ohne Bruch vollziehen kann. Im erstern Fall treten Verwerfungen, Risse, Rutschflächen, Zertrümmerungen bis zur Breccienbildung und im Gefolge Aderbildung, Verkittung der Trümmer in veränderter gegenseitiger Stellung auf, im letztern Fall die Schichtenstörung ohne Zerreißung, die Transversalschieferung, Streckung etc. Dabei verbietet alles, was die Erfahrung über die Erhärtung des Gesteinsmaterials lehrt, anzunehmen, daß eine der beiden Umformungen sich am noch weichen Material vollzogen hätte, und auch die Umformung ohne Bruch muß sich am harten, selbst sprödesten Material abgespielt haben.
Die
Beobachtung lehrt ferner, daß von der letztern Umformung die verschiedenartigsten
Gesteine
betroffen wurden, daß dasselbe
Gestein der Umformung mit und ohne
Bruch unterlegen sein kann, daß sich dagegen die Andeutungen einer
bruchlosen Umformung mit der Tiefe unter der heutigen Gebirgsoberfläche mehren und sich der ganze
Prozeß nur in sehr bedeutender
Tiefe unter der ursprünglichen Gebirgsoberfläche abspielen konnte. So kommt
Heim zu dem Kardinalsatz: »In einer gewissen
Tiefe unter der Erdoberfläche sind die
Gesteine weit über ihre
Festigkeit
[* 7] hinaus belastet. Dieser
Druck
pflanzt sich nach
allen
Richtungen fort, so daß ein allgemeiner, dem hydrostatischen
Druck entsprechender Gebirgsdruck allseitig
auf die Gesteinsteilchen einwirkt. Dadurch sind dort die sprödesten
Gesteine in einen 'latent plastischen' Zustand versetzt.
Tritt eine Gleichgewichtsstörung durch eine neue
Kraft
[* 8] (den gebirgsbil
denden Horizontalschub) hinzu, so erfolgt die mechanische
Umformung in dieser Tiefe ohne
Bruch, in zu geringen Tiefen bei den sprödern Materialien aber mit
Bruch.«
Auf den »gebirgsbil
denden Horizontalschub« läßt sich nun die
Hebung
[* 9] der
Alpen ganz allgemein, übereinstimmend für die Zentralmassive
und für die dieselben flankierenden
Sedimente, zurückführen, eine Übereinstimmung des Bildungsmodus, welche eine gegenteilige
Ansicht
(Studer), die in den zentralen
Massiven erumpiertes, die Aufrichtung des
Mantels verursachendes
Material
erblickt, nicht zu erklären vermag. Gegen die letztere
Ansicht spricht vor allem, daß die betreffenden Eruptivgesteine älter
sind als die Faltenbildung; beteiligen sich doch an der
Zusammensetzung der Falten die
Sedimente jeden
Alters herab bis zum
Tertiär in untereinander konkordanter
Lagerung.
Ferner läßt sich die innere
Struktur auch der Zentralmassen auf Faltenbau zurückführen. So finden sich im
Simplon,
Monte Rosa
noch vollkommen erhaltene
Gewölbe
[* 10] mit auf der
Höhe flach liegenden
Schiefern, während die Dachstruktur
(Tauern) ein
Gewölbe
darstellt, dessen Biegung abgewittert ist. Parallelstruktur
(Aiguilles rouges) entsteht durch Falten,
deren
Schenkel bis zur parallelen
Stellung zusammengepreßt sind, während die Wölbung entfernt ist, und die
Fächer
[* 11]
(Gotthard,
Montblanc) sind übergebogene Faltenschenkel wiederum mit abgewitterter Gewölbebiegung. Aber nicht nur der Art, sondern
auch der Zeit der
Bildung nach
fällt die Entstehung der Umformung der
Massive mit der der
Sedimente zusammen und
gehört, wie diese, der jungtertiären
Periode an.
[* 12]
^[Abb.: Schematische
Darstellung der Gebirgsbildung
nach
Heim.]
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