[* 1] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Kassel, 255 m ü. M., am rechten
Ufer des
FlussesFulda,
Knotenpunkt
der
LinienFrankfurt-Bebra-Göttingen der Preußischen Staatsbahn und
Gießen-Fulda der Oberhessischen
Eisenbahn, im alten Buchgau
(Buchonia), ist unregelmäßig gebaut und teilweise noch mit
Mauern umgeben. Unter den öffentlichen
Plätzen sind der Domplatz
und der Schloßplatz die ausgezeichnetsten; auf letzterm steht seit 1842 das kolossale Erzstandbild des
heil.
Bonifacius.
Der
Dom, an
Stelle der sechsmal durch
Flammen verheerten alten
Basilika
[* 8] aufgeführt, ward von 1704 bis 1712 nach dem
Muster der
Peterskirche in
Rom
[* 9] erbaut und ist 99 m lang. Die Vorderseite schmücken zwei Doppeltürme von 57 m
Höhe, und die
Kuppel erhebt sich 39 m hoch. Ein Überrest des alten
Baues ist die
Krypte (Bonifaciuskapelle) unter dem
Hochaltar, wo in einem
reichverzierten
Sarkophag
[* 10] die Gebeine des
»Apostels der
Deutschen« ruhen. Im Domschatz werden außerdem verschiedene auf ihn
bezügliche
Reliquien (sein Bischofstab,
Evangelium etc.) aufbewahrt.
Dem
Dom gegenüber steht die ehemalige
Propstei St.
Michael, seit 1831 die
Wohnung des
Bischofs, mit der kleinen
und interessanten, von
Lange restaurierten St. Michaelskirche, die 822 vollendet wurde und im wesentlichen die ursprüngliche
Anlage (eine
Nachahmung des
HeiligenGrabes) noch jetzt zeigt (vgl. v.
Dehn-Rothfelser, Mittelalterliche Baudenkmäler in
Kurhessen,
Kassel 1862).
Andre ausgezeichnete Gebäude sind: die
Bibliothek, das stattliche, im Palaststil des vorigen
Jahrhunderts errichtete
Schloß mit
Garten
[* 11] und
Orangerie, das 1625 gestiftete Benediktinerkloster, die Militärkaserne (ursprünglich
ein 1238 gestiftetes Minoritenkloster) etc. Im ganzen besitzt Fulda 6
Kirchen und mehrere
Kapellen. Die
Industrie der Einwohner,
deren Zahl 1885 mit
Garnison (eine reitende Abteilung
Feldartillerie Nr. 11) 12,226 betrug (darunter 1880: 3347
Evangelische
und 602
Juden), erstreckt sich auf Kammgarnspinnerei, Baumwollweberei,
Damast- und Sackleinwandfabrikation (FuldaerLeinwand),
Plüsch-,
Filztuch-, Wachslichtfabrikation, Wollfärberei,
Gerberei,
Wachsbleicherei, Salpetersiederei, Verfertigung vorzüglicher
Blasinstrumente etc. Seit neuerer Zeit sind auch der
Getreidehandel und der
Viehhandel von Bedeutung; jährlich finden neun
Rindviehmärkte und wöchentlich ein Schweinemarkt statt. Fulda ist der Sitz eines
Bischofs, eines
Domkapitels,
eines Amtsgerichts, eines Steueramtes etc. An Unterrichtsanstalten bestehen: ein
Gymnasium, ein
Realprogymnasium, eine katholische
und eine evangelische höhere Töchterschule, ein kath. Schullehrerseminar, eine Landesbibliothek
mit etwa 50,000
Bänden (1778 gegründet);
an Wohlthätigkeitsanstalten: ein
Hospital (im 13. Jahrh. gestiftet) nebst Waisenhaus,
ein Landkrankenhaus (1805 gegründet) etc. In der Umgebung Fuldas sind besonders der
Frauenberg (s. d.), der
Kalvarienberg
(an dessen
Fuß der Bonifaciusbrunnen),
Petersberg und
Johannesberg zu erwähnen. 10 km östlich liegt Bieberstein, das ehemalige
Jagdschloß der fuldaischen
Bischöfe.
Fulda entstand infolge der
Gründung der gleichnamigen
Abtei (s.
oben), um welche sich bald ein Dorf (mit einer 779 eingeweihten
Kirche) ansiedelte, das 1162 befestigt, 1208 zur Stadt erhoben ward und eifersüchtig über seine
Rechte gegen die Anmaßungen
der
Äbte wachte.
Letztere besaßen schon eine
Burg neben dem
Kloster; als
AbtHeinrich (vor 1320) noch eine zweite innerhalb der
Stadt errichtete, erstürmten die
Bürger mit
Hilfe des
GrafenJohann vonZiegenhain beide
Burgen
[* 12] des
Abtes
und zerstörten die neue
Burg samt
Turm und
[* 13] Ringmauern.