Wohlthätigkeitsgesetzes nach den
Wünschen der klerikalen
Partei vor die
Kammer brachte, an den
Debatten so erfolgreichen
Anteil,
daß die
Vorlage und mit ihr das
Ministerium fiel und er wieder das
Portefeuille der
Finanzenübertragen erhielt. Mit einer kurzen
Unterbrechung im J. 1861 blieb Frère-Orban im
Ministerium bis 1870 und erhielt 1868 nach
Rogiers Rücktritt auch
das
Präsidium desselben. Die
Finanzen verwaltete er vortrefflich und wußte für die stets wachsenden Bedürfnisse und auch
für besondere
Ausgaben, wie Bauten,
Ablösung des Scheldezolls und Aufhebung des städtischen
Oktrois, stets die erforderlichen
Mittel zu beschaffen.
Als
Haupt der
Regierung brach er 1869 auf sehr geschickte
Weise dem
VersuchFrankreichs, durch einen
Vertrag
der Ostbahn mit einem Teil der belgischen
Bahnen die letztern in die
Hand
[* 1] zu bekommen, die
Spitze ab und fertigte
Frankreich
mit geringen
Konzessionen ab, ohne doch einen
Bruch herbeizuführen. Doch ward das
Kabinett Frère-Orban durch die
Neuwahlen im Juni 1870 gestürzt
und mußte dem klerikalen
Ministerium d'Anethan Platz machen. Als die
Liberalen endlich 1878 bei den
Wahlen
siegten, übernahm Frère-Orban wieder die
Bildung eines liberalen
Kabinetts, das 21. Juni zu stande kam, und versuchte sofort durch ein
neues Unterrichtsgesetz 1879 die Macht des
Klerus zu brechen. Er scheute sich nicht, als die römische
Kurie, welche die widerspenstige
Haltung der belgischen
Geistlichkeit zu mäßigen versprochen, sich zweideutig zeigte, 1880 den
diplomatischen
Verkehr mit ihr abzubrechen. Dennoch vermochte er die radikalen
Elemente in der liberalen
Partei nicht zu befriedigen
und stieß dieselben durch seine Weigerung, das
allgemeine Stimmrecht in
Belgien
[* 2] einzuführen, von sich
ab, so daß ein Zwiespalt unter den
Liberalen entstand, welcher deren
Niederlage bei den
Wahlen 1884 und damit auch den
Sturz
des
Ministeriums Frère-Orban zur
Folge hatte.
Frerichs' Hauptwerk ist die
»Klinik der
Leberkrankheiten« (Braunschw. 1859-62, Bd. 1 u.
2, mit
Atlas),
[* 12] auf diesem speziellen Gebiet das ausführlichste, an eignen und fremden
Beobachtungen reichhaltigste Werk, welches
die medizinische Litteratur bis jetzt besitzt, und dadurch besonders wertvoll, daß die
Beobachtung am
Krankenbett soweit wie
möglich mit physikalischer, chemischer und mikroskopischer Forschung sowie dem
Experiment verknüpft
ist. Außerdem schrieb er: »Die
Brightsche Nierenkrankheit und deren Behandlung« (Braunschw. 1851);
während dieser ihn in dem
Stück »Le café ou l'Écossaise« mit polizeilicher Erlaubnis öffentlich
verhöhnte. Seine übrigen
Schriften sind durchaus mittelmäßig.
Vgl.
Barthélemy, Les confessions de Fréron, sa vie, etc. (Par.
1876).
2)
LouisStanislas, franz. Journalist, Sohn des vorigen, geb. 1765 zu
Paris, setzte nach des
VatersTod mit Royon ^[richtig: Royou (=
AbbéThomas-Marie Royou, 1743-1792)],
Geoffroy u. a. die »Année
littéraire« bis 1790 (292 Bde.) fort. Mit
Begeisterung warf er sich der
Revolution in die
Arme und gab den berüchtigten »Orateur
du peuple« heraus. Als Deputierter der Stadt
Paris in der
Nationalversammlung, im
Konvent und im
Klub der
Cordeliersschloß er sich
Robespierre an, vollzog 1793 mit
Barras in
Toulon
[* 17] und
Marseille
[* 18] die blutigen Beschlüsse der Schreckensherrschaft,
ward aber
Robespierre verdächtig und griff in seinem
Journal nun diesen an. Von da an ein Anhänger der Konventsregierung,
verfolgte er mit gleicher Wut die Terroristen; allein seine
Rolle¶