mehr
festigung zahlreicher Städte in Italien [* 1] notwendig machten. Es entstand die altitalienische Manier [* 2] (Fig. 1), in welcher Micheli 1527 Verona [* 3] befestigte. Die senkrecht zum Mittelwall (Kurtine) stehende Flanke c des Bastions a war zur niedern Grabenbestreichung halb zurückgezogen; das kleine Mittelbastion b deckte die lange Kurtine, diese flankierend. Nächst Micheli war Tartaglia Hauptvertreter dieses Systems, welches gegen das 16. Jahrh. durch Cataneo (1570) und Marchi (1599) dadurch wesentlich verbessert wurde, daß sie die Bastione erheblich vergrößerten, zur Hauptgeschützaufstellung in dieselben einen überhöhenden Kavalier c [* 2] (Fig. 2), vor die Kurtine das diese deckende Ravelin b und vor die Kontreskarpe den gedeckten Weg g mit den Waffenplätzen w legten, vor denen das 2 m hohe Glacis sich gleichmäßig abböschte. Die Eskarpe erhielt 7,5 m Höhe. Das Bastionärsystem war hiermit in allen wesentlichen Teilen hergestellt.
Aber auch
Deutschland
[* 4] besaß in
Albrecht
Dürer einen genialen Kriegsbaumeister, der in seinem Werk »Etliche
Unterricht zu
Befestigung
der Stadt,
Schloß und
Flecken« (Nürnb. 1527) Festung
spläne entwarf, die bereits die Grundzüge enthalten,
aus denen sich die deutsche
Befestigung des 19. Jahrh. entwickelt hat.
Sein
Hauptwall von polygonalem
Grundriß wurde durch kasemattierte
Bastione flankiert, wie er denn auch bombensichere
Geschütz- und Wohnkasematten in ausgedehntester
Weise, sogar kasemattierte
Turmforts
[* 2]
(Fig. 3 u. 4) anwendet, deren
Gräben durch
Galerien a und
Kaponnieren b bestrichen werden.
Wien,
[* 5] Padua
[* 6] u. a. O. wurden nach seinen
Vorschlägen befestigt. Ähnliche
Grundsätze unter Anwendung großer
Bastione und
Ravelins
bei vollständiger
Deckung des
Mauerwerks befolgten Speckle (gest. 1589) und Rimpler (gest.
1683) und der ältere
Landsberg
[* 7] (1648), der zuerst den tenaillierten
Grundriß anwendet. Durch
Anlage von
Abschnitten und
Reduits suchten sie die innere
Verteidigung und durch eine rampenförmige
Kontreskarpe die
Offensive
(Ausfälle)
zu begünstigen.
Eine eigenartige Anwendung fand die italienische Manier in den Niederlanden. Während des Kampfes gegen die spanische Herrschaft mußten schnell Befestigungen hergestellt werden. Die Grundwasserverhältnisse des Landes nötigten dazu, hinter breiten Wassergräben Erdwälle ohne Mauerbekleidung aufzuführen und zur niedern Bestreichung des sehr breiten Grabens vor den Hauptwall noch einen Niederwall (Faussebraie) zu legen. In den Hauptgraben legte man noch zahlreiche Außenwerke und vor denselben den gedeckten Weg. Diese Befestigungsmanier wurde von Freitag 1630 beschrieben und unter Festhaltung ihrer Grundzüge von Coehoorn (schrieb 1685) in Rücksicht auf eine offensive und abschnittsweise innere Verteidigung im Sinn seines Zeitgenossen Rimpler wesentlich verbessert. Er gab dem Hauptgraben G [* 2] (Fig. 5) zwischen dem Hauptwall A und dem Niederwall R eine Breite [* 8] von 30 m, gemauerte Eskarpe und Kontreskarpe, letzterer eine Reversgalerie S zur niedern Grabenbestreichung, um hier den eingedrungenen Feind noch hartnäckig bekämpfen zu können. Vor den Niederwall R, von ihm durch einen breiten nassen Graben getrennt, legte er die Couvreface C, vor dieselbe abermals einen nassen Graben und davor einen breiten gedeckten Weg W, um so eine stufenweise Verteidigung zu ermöglichen. Das Festsetzen in diesen Werken wurde dem Angreifer dadurch erschwert, daß gedeckter Weg und Hauptgraben bis nahe zum Grundwasserspiegel versenkt waren.
Die französische Befestigung, durch das unter Heinrich IV. von Sully begründete Ingenieurkorps entwickelt, hatte im allgemeinen von den Italienern das Profil, von den Holländern den Grundriß entlehnt. Nach den Ingenieuren Errard de Bar-le-Duc (»La fortification démontrée«, 1604) und Graf Pagan trat der vielgefeierte Kriegsbaumeister Vauban auf (gest. 1707), der in langem, thatenreichem Leben 53 Belagerungen leitete (vgl. Festungskrieg), 33 Festungen neu baute und etwa 300 verbesserte. Vauban wählte seine Formen, ohne sich zu sehr an feste Regeln zu binden, stets mit Rücksicht auf das Terrain; im allgemeinen lassen sich aber drei Manieren unterscheiden, nach denen die meisten ältern Festungen gebaut sind. Man nennt die Linie a b [* 2] (Fig. 6 u. 7) die Polygonseite, gewöhnlich 300-380 m lang; a e und b f die Defenslinien, die Bastionsfacen a g und h b = 2/7 a e; g und h die
[* 2] ^[Abb.: Fig. 3. Dürers System, Turmfort.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 4. Querschnitt von A nach B in
Fig. 3.]