mehr
in welchen ein
Hohlspiegel
[* 1] die
Rolle der Objektivlinse übernimmt; man nennt sie
Spiegelteleskope, katoptrische Fernrohre
oder
Reflektoren.
Aus
[* 2]
Figur 4 ist die Einrichtung des
Newtonschen Spiegelfernrohrs
ersichtlich. Der in den
Boden eines entsprechend weiten, vorn
offenen
Rohrs eingesetzte
Hohlspiegel ss würde die von einem entfernten Gegenstand kommenden Lichtstrahlen zu einem
verkehrten Bildchen bei a sammeln; ehe jedoch ihre Vereinigung daselbst stattfindet, werden sie durch einen unter 45° zur
Achse des
Rohrs geneigten ebenen
Spiegel
[* 3] p zur Seite geworfen, so daß das Bildchen nach b zu liegen kommt, wo es durch eine
gewölbte Okularlinse wie durch eine
Lupe
[* 4] betrachtet werden kann.
Die Zurückwerfung des Bildchens nach seitwärts ist deswegen notwendig, weil, wenn man das Bildchen a unmittelbar von vorn zu betrachten versuchte, der Kopf des Beobachters dem Spiegel ss das Licht [* 5] entziehen würde. Bei den Riesenteleskopen von Herschel und Lord Rosse, deren Spiegel 1-2 m Durchmesser hatten, war ein solches zweites Spiegelchen und somit auch der von ihm herbeigeführte Lichtverlust durch einen einfachen Kunstgriff vermieden. Der Hohlspiegel (ss, [* 2] Fig. 5) ist nämlich gegen die Achse des Rohrs ein wenig geneigt, so daß das Bildchen nahe an den Rand des Spiegels zu liegen kommt und daselbst durch eine Okularlinse o betrachtet werden kann.
Dabei tritt freilich der
Kopf des Beobachters teilweise vor die Öffnung des
Rohrs, was aber bei dem großen
Durchmesser des
Spiegels von geringem Belang ist.
Herschel nannte sein
Instrument
Front view telescop, d. h. Vornschaufernrohr.
Bei Benutzung
des
Newtonschen Spiegelfernrohrs
hat der Beobachter den betrachteten Gegenstand zur Seite, bei einem
Vornschaufernrohr
wendet er ihm
gar den
Rücken zu. Sowohl dieser Umstand, welcher das unmittelbare Anvisieren ausschließt,
als auch die umgekehrte
Lage der
Bilder machen diese
Instrumente für die Betrachtung irdischer Gegenstände unbequem. Bei dem
Gregoryschen Spiegelfernrohr
[* 2]
(Fig. 6) sind diese Übelstände vermieden.
Der Hohlspiegel ss ist nämlich in der Mitte kreisförmig durchbohrt und die Okularlinse in einer Röhre hinter dieser Öffnung angebracht. Das umgekehrte Sammelbildchen eines entfernten Gegenstandes entsteht bei a, etwas außerhalb der Brennweite eines kleinen Hohlspiegels v; dieser entwirft in b ein nochmals umgekehrtes, also in Beziehung auf den Gegenstand aufrechtes Bild, welches nun durch das als Vergrößerungsglas wirkende Okular betrachtet wird; die scharfe Einstellung wird durch Verschiebung des Spiegelchens v mittels der Stange mn bewirkt.
Das Cassegrainsche Spiegelteleskop unterscheidet sich von dem Gregoryschen nur durch den kleinen Spiegel, welcher nicht konkav, sondern konvex und so gestellt ist, daß die Strahlen von dem Objektivspiegel auf ihn fallen, ehe sie zu einem Bild vereinigt werden. Das Brachyteleskop von J. Forster und K. Fritsch besteht aus denselben Teilen wie das Cassegrainsche, nur befindet sich der große Spiegel seitwärts vom Okularrohr in geneigter Stellung, wodurch das schwere Rohr, in welches bei den andern Spiegelteleskopen dieser Spiegel gefaßt ist, wegfällt und das Instrument handlicher wird.
Nur bei Herstellung ganz großer Instrumete ^[richtig:
Instrumente] bieten die
Spiegelteleskope gegenüber den dioptrischen
Fernrohren
wesentliche Vorteile. Die kleinern
Spiegelteleskope waren namentlich früher, als man Objektivlinsen von der wünschenswerten
Vollkommenheit noch nicht herzustellen verstand, allgemeiner verbreitet als jetzt. Die Objektivlinse eines Fernrohrs
muß
nämlich, um scharfe
Bilder zu liefern, von den Fehlern der sphärischen (s.
Linse)
[* 6] und der chromatischen
Aberration
[* 7] (s.
Achromatismus) möglichst frei sein, von welchen der letztere, indem er die
Bilder durch farbige Ränder undeutlich
macht, besonders störend wirkt.
Eine einfache Objektivlinse, wie sie
oben angenommen wurde, ist aber von
Farbenabweichung niemals frei; als
Objektiv
eines dioptrischen Fernrohrs
muß vielmehr eine aus einer konvexen Crownglaslinse und einer konkaven Flintglaslinse zusammengesetzte
achromatische
Linse (s.
Achromatismus) genommen werden.
Linsen, welche von beiden
Aberrationen möglichst frei sind, und mit
solchen
Linsen ausgerüstete Fernrohre
nennt man aplanatisch. Ein
Spiegel dagegen ist schon von vornherein von dem Fehler der
chromatischen
Aberration frei, da die
Spiegelung
[* 8] keine
Farbenzerstreuung
[* 9] herbeiführt.
Darin liegt der
Grund, warum man
vor der
Erfindung der achromatischen
Linsen durch
Dollond (1758) und deren Verbesserung durch
Fraunhofer die
an sich schon achromatischen
Spiegelteleskope vorzog. Da dieselben jedoch bei gleicher Öffnung viel lichtschwächer
sind als die achromatischen Linsenfernrohre
, so können sie heutzutage die
Konkurrenz mit diesen nicht
mehr bestehen, obgleich auch sie in neuerer Zeit durch Anwendung von auf der Vorderfläche chemisch versilberten Glasspiegeln
statt der leicht rostenden
Metallspiegel wesentlich verbessert worden sind.
Eine besondere Art der achromatischen Fernrohre sind diejenigen, bei denen der Achromatismus nicht durch eine Flintglaslinse, sondern durch eine hohle, mit Schwefelkohlenstoff, Kassien-, Sassafras- oder Terpentinöl gefüllte Linse hervorgebracht wird. Größere Zukunft als diese haben die dialytischen Fernrohre, bei denen die Flintglaslinse etwa in halber Brennweite von der Crownglaslinse sich befindet und jene deshalb weit kleiner zu sein braucht als diese. Das Fernrohr [* 10] wird dadurch beträchtlich kürzer und übertrifft doch an Deutlich-
[* 2] ^[Abb.: Fig. 4. Newtons [* 11] Spiegelteleskop.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 5. Herschels Spiegelteleskop.]
[* 2] ^[Abb.: Fig. 6. Gregorys Spiegelteleskop.] ¶