[* 4]
(Fernglas,
Teleskop), Vorrichtung, durch welche man entfernte Gegenstände unter größerm
Sehwinkel als mit
freiem
Auge
[* 5] und darum gleichsam naher gerückt sieht. Das
Keplersche oder astronomische Fernrohr (Himmelsfernrohr) besteht aus zwei
gewölbten (konvexen)
Linsen (s. d.), einer größern
[* 4]
(Fig. 1
o o) von längerer
Brennweite, welche am vordern Ende eines
Rohrs
von entsprechender
Länge eingeschraubt ist, und einer kleinern
(v v) von kürzerer
Brennweite, welche in
eine engere
Röhre gefaßt ist, die sich in einer am hintern Ende jenes
Rohrs angebrachten
Hülse
[* 6] verschieben läßt.
Die erstere
Linse,
[* 7] welche dem zu betrachtenden Gegenstand
(Objekt) zugewendet wird und darum
Objektiv heißt, entwirft in der
Nähe ihres
Brennpunktes von einem weit entfernten Gegenstand AB ein umgekehrtes Bildchen
a b, indem sie
die von einem
Punkt A des Gegenstandes ausgehenden Lichtstrahlen in dem entsprechenden Bildpunkt a vereinigt; durch die zweite
Linse, welche man
Okular
(Augenglas) nennt, wird dieses
Bild, weil dasselbe innerhalb der
Brennweite liegt, wie durch
ein
Vergrößerungsglas
(Lupe)
[* 8] betrachtet und in a'b' vergrößert gesehen.
Der Umstand, daß alle Gegenstände verkehrt gesehen werden, thut der Anwendung des
KeplerschenFernrohrs zu
Beobachtungen
am
Himmel,
[* 9] beim Feldmessen etc. offenbar keinen
Eintrag. Seine Brauchbarkeit für diese
Zwecke wird wesentlich erhöht durch
das
Fadenkreuz. In der Okularröhre nämlich, an derStelle, wo das
Bildb a sich befinden muß, um deutlich
gesehen zu werden, sind zu einander senkrecht zwei feine Spinnenfäden ausgespannt, welche sich genau auf der
Achse des Fernrohrs
kreuzen.
Erscheint das
Bild eines entfernten
Punktes, z. B. eines
Sterns, am Kreuzungspunkt der
Fäden, so ist die
Achse desFernrohrs
genau auf jenen
Punkt gerichtet, und ihre
Stellung gibt die vom
Auge nach dem
Punkt gezogene Visierlinie an. Das
KeplerscheFernrohr ist
daher als Visierrohr an allen Winkelmeßinstrumenten angebracht. Während die umgekehrte
Lage der
Bilder bei Himmelsbeobachtungen
und beim
Visieren gleichgültig ist, wirkt sie dagegen störend, wenn es
sich bloß um das Betrachten
entfernter irdischer Gegenstände handelt.
Diesem Übelstand wird abgeholfen, indem man das lupenähnlich wirkende astronomische
Okular mit dem »terrestrischen«
Okular,
einem schwach vergrößernden, aus vier in eine
Röhre gefaßten Konvexlinsen zusammengesetzten
Mikroskop
[* 10] (s. d.), vertauscht,
welches das verkehrte
Bild nochmals umkehrt; so erhält man das terrestrische oder Erdfernrohr. Ein terrestrisches
Fernrohr von mittlerer
Größe nennt man auch wohl
Tubus, ein kleines
Perspektiv.
Aufrecht sieht man die Gegenstände auch durch das
Galileische oder holländische Fernrohr. Hier kommt das
Bildb a
[* 4]
(Fig. 2), welches die gewölbte Objektivlinse
o o von dem Gegenstand
A B zu entwerfen trachtet, gar nicht zu stande; denn die nach jenem
Bild zusammenlaufenden
Strahlen treffen
auf ihrem Weg dahin die als
Okular dienende Hohllinse
v v, welche sie derart auseinander lenkt, daß sie von dem aufrechten
Bilda' b' herzukommen scheinen.
In der
[* 4]
Figur 2 ist dieser
Gang
[* 11] der Lichtstrahlen für den
Punkt A des Gegenstandes deutlich zur
Anschauung
gebracht. Auch hier muß, wie bei dem
Keplerschen Fernrohr, die
Brennweite der Okularlinse geringer sein als diejenige des
Objektivs.
Da die beiden
Gläser etwa um den Unterschied ihrer
Brennweiten voneinander entfernt sind, so zeichnet sich das
Galileische
Fernrohr vor dem
Keplerschen, wo
Objektiv und
Okular um die
Summe ihrer
Brennweiten voneinander abstehen, durch
seine geringe
Länge aus und eignet sich daher vorzüglich zu schwach vergrößernden Taschenfernrohren, welche als
Operngucker
(mit zwei- bis dreimaliger Vergrößerung) und als
Feldstecher (20-30fache Vergrößerung) allgemein bekannt sind.
Die
[* 4]
Figur 3 zeigt die Einrichtung eines gewöhnlichen Theaterperspektivs; in ein
Rohr, welches an seinem
erweiterten Ende die Objektivlinse
o o trägt, ist anderseits eine
Hülse b b geschraubt, in welcher das
Rohr c mit der Okularlinse
a a verschoben werden kann. Je näher der betrachtete Gegenstand dem
Beschauer ist, desto weiter muß man das Okularrohr herausziehen,
um ein deutliches
Bild zu erhalten. Diese nur aus Glaslinsen zusammengesetzten Fernrohre nennt man dioptrische
Fernrohre oder
Refraktoren, wobei man den letztern
Namen mit Vorliebe auf große
astronomische Instrumente dieser Art anwendet.
Wegen des durchaus ähnlichen Verhaltens der konvexen
Linsen einerseits und der
Hohlspiegel
[* 12] anderseits lassen sich auch Fernrohre
herstellen,
[* 4]
^[Abb.: Fig. 1.
Wirkung des astronomischen Fernrohrs.