Durch die
Fraunhoferschen Linien wurde es zuerst möglich, die Brechungsverhältnisse verschiedener
Stoffe für ganz bestimmte
Stellen des
Spektrums, nämlich für die
Linien B bis H selbst, genau zu bestimmen, und dadurch gewannen diese
Linien für die
praktische
Optik eine hohe Bedeutung; denn nur auf Grundlage dieser genauen Kenntnis derBrechung
[* 1] und Farbenzerstreuung
[* 2] verschiedener
Glassorten wurde es
Fraunhofer möglich,
Linsen ohne Farbenzerstreuung (»achromatische«
Linsen, s.
Achromatismus) und sonach auch solche
Fernrohre
mit bis jetzt noch unübertroffener Vollkommenheit herzustellen. Für einige
Flüssigkeiten und Glassorten sind die für die
Linien B bis H bestimmten Brechungsverhältnisse in der umstehenden
Tabelle (S. 37) angegeben.
Der Unterschied zwischen den Brechungsverhältnissen der äußersten
Strahlen oder der
LinienB und H kann
als
Maß für die Farbenzerstreuung angesehen werden. Während hiernach für Crownglas (d. h.
das gewöhnliche zu optischen
Zwecken verwendete
Glas)
[* 3] die Farbenzerstreuung 0,021 beträgt, macht sie für
Flintglas
(Bleiglas) 0,043, also
ungefähr das
Doppelte, aus. Als mittleres Brechungsverhältnis nimmt man gewöhnlich dasjenige für die
Linie E an.
Gewächse, deren
Wurzeln,
Holz
[* 5]
(Farbhölzer),
Rinde,
Stengel,
[* 6]
Blätter,
Blüten
oder
Früchte einen technisch verwertbaren
Farbstoff enthalten oder bei geeigneter Behandlung liefern. Die Farbepflanzen gehören sehr
verschiedenen
Familien an; aber die meisten und wichtigsten stammen aus heißern
Ländern, und nur wenige
gedeihen bei uns. Am zahlreichsten sind die
Pflanzen, welche rote und gelbe
Farbstoffe liefern. Diese
Farbstoffe sind chemisch
von sehr verschiedener
Beschaffenheit; manche rote stehen in nächster Beziehung zu violetten und blauen, aber derartige blaue
Farbstoffe haben nur sehr geringen praktischen Wert.
Für die gelben
Farbstoffe sind besonders
wichtig: die nordamerikanische
Quercus tinctoria aus der
Familie der
Kupuliferen, welche Quercitronrinde liefert;
Außerdem werden auch, obwohl seltener, benutzt die
Rinde der Roßkastanie, der edlen
Kastanie, der
Birke und
Buche, die
Wurzel
[* 14] der weißen
Seerose
(Nymphaea alba) und das
Bablah, die
Hülsen verschiedener
Acacia-Arten. Von den Farbepflanzen hatten ursprünglich fast
nur die heimischen Bedeutung; sie wurden im großem
Maßstab
[* 15] kultiviert, lieferten aber wenig brillante
Farben und waren auch nicht sehr ausgiebig.
Ihnen gegenüber konnten viele
Pflanzen in der
Färberei zur Geltung kommen, welche
man gegenwärtig nicht mehr benutzt. Mit der
Ausdehnung
[* 16] des
Handels wurden aber auch unsre wichtigern in den
Hintergrund gedrängt, da sie mit den aus den tropischen
Ländern eingeführten Farbmaterialien in keiner
Weise konkurrieren
konnten. Die
Entwickelung der
Chemie lehrte dann allmählich mehrere ausgezeichnete
Farbstoffe kennen, welche wieder gegen die
besten Farbepflanzen manche Vorteile boten, und als die
Teerfarben auftraten,
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