Wirkerei, Spitzengewerbe etc.) sehr erfolgreiche Pflege hat das Fachschulwesen in Österreich gefunden. Im deutschen Reichsgebiet
sind namentlich Württemberg und Königreich Sachsen, auch Bayern auf diesem Gebiet thätig gewesen. In Preußen kam die Bewegung
verhältnismäßig spät, eigentlich erst seit 1879, in Gang und wird auch jetzt noch durch die Spärlichkeit der
verwendbaren staatlichen Mittel und wohl auch durch die Sorge gehemmt, daß durch Begründung von Fachschulen leicht Gewerbthätigkeiten
künstlich befördert werden können, deren Gedeihen von wechselnden Voraussetzungen abhängig ist.
Man beschränkt sich daher im wesentlichen darauf, solchen Gewerbszweigen durch Fachschulen zu Hilfe zu kommen, die sich bereits längere
Zeit in einer Gegend eingewurzelt und ihre Widerstandskraft auch gegen schwankende Lagen des großen Marktes
bewährt haben.
Vgl. »Das technische Unterrichtswesen in Preußen« (Berl. 1879, amtlich) und »Denkschriften über die Entwickelung
der gewerblichen Fachschulen« (das. 1881 und 1883, amtlich);
Grothe, »Die technischen in Europa und Amerika« (das. 1882).
Wegen der kunstgewerblichen Fachschulen s. noch besonders Kunstgewerbeschulen.
s. v. w. Absenker oder Ableger (s. d.), besonders Bezeichnung für die Absenker des Weinstocks, dessen Zweige,
auf den Boden niedergebeugt und mit fruchtbarer Erde bedeckt, sich leicht bewurzeln und dann abgetrennt werden können.
im Unterrichtswesen die Verteilung der Schüler in besondere Lehrklassen je nach ihren Fortschritten
und Leistungen in den einzelnen Lehrgegenständen, im Gegensatz zu dem Klassensystem, bei welchem die Schüler in Gemäßheit
ihres allgemeinen Bildungsstandes in Klassen eingeteilt werden. Das Fachsystem hat in Deutschland fast ganz dem Klassensystem weichen
müssen. An den preußischen Gymnasien wurde es 1816 durch die allgemeine Unterrichtsverfassung abgeschafft.
Zäher hält man an ihm in England sowie in den Privatinstituten der Schweiz fest. Dagegen herrscht in
Deutschland an allen höhern Schulen das Fachlehrersystem, nach dem jeder Lehrer die seinem Bildungsgang entsprechenden Fächer
in mehreren Klassen zu vertreten hat, weil es gegenüber dem Klassenlehrersystem bedeutend höhere Unterrichtserfolge ermöglicht.
Nur an Volksschulen und in den Unterklassen höherer Schulen ist meist Einem Lehrer der gesamte Unterricht
anvertraut. Um die Vorteile beider Systeme (kräftigere Förderung im Unterricht, planmäßiger und nachhaltiger erziehlicher
Einfluß) zu vereinigen, pflegt man in mittlern und obern Klassen einem Lehrer (Klassenlehrer, Ordinarius) mit einer bedeutendern
Stundenzahl auch eine gewisse leitende Stellung anzuweisen.
[* ] (Fachwand, Riegelwand), im Gegensatz zu massiven Wänden eine aus einzelnen durch Rahmstücke, Riegel und Bänder
vereinigten Ständern bestehende Holzverbindung, deren Felder mit Ziegelsteinen oder Lehmsteinen ausgefüllt und von beiden
Seiten verputzt werden. Das Fachwerk eignet sich solchergestalt mehr für innere als für äußere Wände, da es hier weder einen
guten Anblick gewährt, noch von großer Dauer ist. In äußerlich unverputztem Zustand läßt sich zwar
ein besseres Aussehen erzielen, insbesondere wenn ein solcher Fachwerkbau auch im übrigen, z. B.
bei der Dachkonstruktion, künstlerisch ausgebildet wird; jedoch geben solche Außenwände wegen der zwischen dem Holz- und
Mauerwerk verbleibenden oder insbesondere bei Erschütterungen entstehenden Ritzen keine warmen Innenräume.
- Fachwerk im forsttechnischen Sinn, s. Forsteinrichtung.
eine Wissenschaft, die
zur Erreichung eines bestimmten Amtes oder Berufs unmittelbar nötig ist (wie
Theologie, Jurisprudenz, Medizin etc.), im Gegensatz zu den allgemeinen Wissenschaften, deren Studium im Interesse der allgemeinen
Bildung jedem nützlich und notwendig ist. Vgl. Wissenschaft.
(lat., »er machte«) steht
als Zusatz zu Künstlernamen bisweilen statt des gewöhnlichen fecit auf Gemälden, Kupferstichen, Holzschnitten, Bildwerken
etc. Man hat das Imperfektum statt des Perfektums als Ausdruck der Bescheidenheit gedeutet, womit der Künstler
angeblich sagen wollte, daß sein Werk der Vollendung ermangelte.
(lat., »Gesicht, Antlitz«) einer Gebirgsformation oder eines Formationsgliedes bezeichnet ein charakteristisches,
von andern Lokalitäten abweichendes petrographisches oder paläontologisches Verhalten derselben. In ersterer Hinsicht spricht
man z. B. von Sand-, Thon-, Kalkfacies, in letzterer von Korallen-, Schwamm-, Cephalopodenfacies u. dgl.
Man hat ferner aus beiden Momenten Schlüsse auf die Art und Weise der Entstehung geschichteter Gebirgsglieder gezogen und unterscheidet
danach eine Hochseefacies (pelagische, ozeanische Facies), wohin besonders die reinern Kalke gehören, und verschiedene Strandfacies,
welche sich in mergelig-kalkige, thonige und sandige teilen.
Sind Reste von Land- und Süßwassergeschöpfen in größerer Zahl vorhanden, so hat man Strandfacies
(Litoralfacies) im strengsten Sinn, die in brackische Bildungen übergehen. Man nennt diese auch Ästuarbildungen und bei etwas
größerer Flächenausdehnung limnische Facies. Fehlen organische Reste, welche auf marinen Ursprung deuten, ganz,
so gibt dies die Süßwasserfacies. Beispiel einer limnischen Facies ist die Wealdenformation Englands und Norddeutschlands,
während die mit ihm gleichzeitigen Übergänge von Jura zu Kreide in den Alpen pelagisch sind.
Auch die Strandbildungen des nord- und mitteldeutschen Lias und Keupers werden in den Alpen durch eine kalkige Hochseefacies
vertreten. Unter den Strandbildungen lassen sich noch solche unterscheiden, bei denen eine Senkung des
Landes und Meeresbodens, und solche, bei denen das Gegenteil stattfand. Erstere wirkten günstig für die Konservierung
organischer Reste und ermöglichten namentlich die Bildung von Kohlenflözen, z. B. im produktiven Steinkohlengebirge; letztere
begünstigten die Entstehung von Trümmergesteinen und führten öfters die Austrocknung von Meeresteilen und dadurch, besonders
bei periodischer Wiederholung derselben, den Absatz von Steinsalzlagern etc. herbei.
Fand nach längerer Entblößung einer Lokalität von Wasser, also nach längerer Pause in den Sedimentbildungen, eine erneute
Senkung unter das Meer statt, so wurden gröbere Stücke aus dem Boden oft in besondern Lagen zusammengeschwemmt (Konglomeratfacies).
Wenig Erfolg hat man bisher im allgemeinen, wenn auch einzelne bedeutsame Thatsachen vorliegen, hinsichtlich
der Feststellung klimatischer Facies auf Grund paläontologischer Verschiedenheiten innerhalb einer und derselben Schichtengruppe
gehabt.