ausgedehnt auf die höhern Staats- und Hofbeamten, auf Offiziere vom Kapitän aufwärts, auf Doktoren, Barristers, Sheriffs und
Friedensrichter (solange sie im Amt blieben). Bürgerliche konnten den Titel durch Verleihung eines Wappenbriefs erwerben. Nach
und nach gewöhnte man sich daran, jeden Gentleman Esquire zu betiteln. Gegenwärtig ist es allgemein gebräuchlich, auf
Briefadressen hinter dem Namen ein Esq., wie bei uns etwa »Wohlgeboren«, zu setzen, wobei aber vor dem
Namen Mr. (Mister, Herr) wegbleiben und statt dessen der Taufname angebracht werden muß. Vgl. Adel und Squire.
Jean Etienne Dominique, Irrenarzt, geb. zu Toulouse, kam 1794 als Gehilfe in das
Militärlazarett zu Narbonne, wurde 1811 Arzt an der Salpétrière in Paris, hielt seit 1817 klinische Vorträge über Seelenkrankheiten
und Seelenheilkunde und veranlaßte 1818 die Ernennung einer Kommission zur Untersuchung und Abstellung der Mißbräuche in
den Irrenanstalten. Er wurde 1823 Generalinspektor der Universität und 1825 erster Arzt am Maison des aliénés,
während er gleichzeitig die von ihm organisierte Privatirrenanstalt zu Charenton leitete. Infolge der Julirevolution verlor
er seine öffentlichen Ämter, worauf er sich allein seiner Privatanstalt widmete, die er zu seltener Vollkommenheit erhob.
Er starb Esquirol war einer der bedeutendsten Irrenärzte aller Zeiten und trug zur Förderung der
Kenntnis und Behandlung der Geisteskrankheiten als Lehrer und durch seine Werke sehr wesentlich bei. Er schrieb: »Des illusions
chez les aliénés« (Par. 1832) und »Des maladies
mentales« (das. 1838, 2 Bde.;
deutsch von Bernhard, Berl. 1838, 2 Bde.).
Hille gab eine Bearbeitung der Werke von Esquirol unter dem Titel: »Praktisches Handbuch zur Erkenntnis und Kur der
Seelenstörungen« (Leipz. 1827).
Henri Alphonse, franz. Dichter und radikaler Politiker, geb. zu Paris, trat als Schriftsteller
zuerst mit der Gedichtsammlung »Les Hirondelles« (1834) auf, der er die
Romane: »Le Magicien« (1837) und »Charlotte Corday« (1840) sowie die »Chants d'un prisonnier« (1841) nachfolgen
ließ;
letztere die Frucht einer achtmonatlichen gerichtlichen Haft, die er sich durch sein »Évangile du peuple« (1840),
einen
Kommentar des Lebens Jesu, zugezogen hatte.
Auch einige sozialistische Schriftchen, wie: »Les vierges folles«, »Les
vierges martyrs« und »Les vierges sages«, fallen in jene Zeit (1841-42). 1848 zum
Mitglied der Legislative erwählt, wo er seinen Sitz auf dem neuen »Berg« hatte, wurde er nach dem Staatsstreich vom aus
Frankreich verbannt und lebte nun lange Jahre in England, bis ihm die von Napoleon III. erlassene Amnestie die Rückkehr nach
Frankreich eröffnete. Hier wurde er 1869 von den Radikalen als Kandidat für den Gesetzgebenden Körper durchgebracht,
dann nach dem Sturz des Kaiserreichs von der provisorischen Regierung als Generaladministrator des Departements der Rhônemündungen
nach Marseille gesandt, um die daselbst herrschende Anarchie zu unterdrücken, und bei den Wahlen vom genannten Departement
in die Nationalversammlung gewählt, wo er seinen Platz wieder auf der äußersten Linken nahm. Im J. 1875 wurde
er zum lebenslänglichen Senator ernannt, starb aber bald darauf in Marseille, wo sein Andenken in hohen Ehren
steht. Von seinen übrigen Schriften wollen wir die anziehende Schilderung »L'Angleterre et la vie anglaise«
(1859-70, 5 Bde.) und »L'histoire
des Montagnards« (neue Ausg. 1875) hervorheben.
jüd.
Priester und Schriftgelehrter, Restaurator des jüdischen Staats. Begünstigt und ausgestattet vom König
Artaxerxes Longimanus, zog er 458 v. Chr. an der Spitze von etwa 1800 israelitischen Männern von Persien nach Palästina, um
der in Verfall geratenden Kolonie Serubabels in Jerusalem aufzuhelfen und eine Reinigung des Volkes nach priesterlich-mosaischer
Rechtsanschauung vorzunehmen. Die Heiden wurden rechtlos gemacht, die fremden Weiber vertrieben; ein stetiger Synagogengottesdienst
wurde errichtet, dessen Mittelpunkt die Vorlesung und Erklärung des von Esra redigierten, wenn nicht geradezu verfaßten Gesetzes
bildete, endlich auch behufs der Auslegung und Handhabung des letztern ein besonderer Stand der Schriftgelehrten
begründet. Esra ist als der eigentliche Schöpfer des Judentums im engern Sinn zu betrachten.
Unter seinem Namen befindet sich ein Buch im Alten Testament, welches ursprünglich bloß die Fortsetzung der Bücher der Chronik
(s. d.) bildete und mit diesen denselben Verfasser gemein hat; es hebt mit
der Wiederherstellung von Stadt und Tempel an, um in eine Schilderung der Wirksamkeit des Esra auszulaufen, von dessen Hand ohne
Zweifel die 7, 27 bis 9, 15 im Fragment mitgeteilte und Kap. 10 sowie auch
Neh. 7, 73. bis 9, 3 ausgezogene Denkschrift ist. Das
Buch Nehemia, lediglich Fortsetzung des Esrabuches, gilt im jüdischen Kanon als zweites Buch Esra. Unter dem
dritten Buch Esra versteht man eine freie griechische Übersetzung des ersten Buches Esra, mit selbständigen Legenden über Serubabel
bereichert. Das vierte Buch Esra endlich gehört in die Reihe der Apokalypsen (s. d.).
(türk.), Berauschungsmittel, welches man in der Türkei aus den Blättern und Spitzen des
indischen Hanfs gewinnt und entweder als Pulver unter den Tabak gemischt raucht, oder als Latwerge (Madschun) genießt.
Landsee im nordöstlichen Teil der dän. Insel Seeland, im Amt Frederiksborg, 18 qkm groß, im Mittel 10-12 m
tief, durch einen 8,5 km langen, 1805 zur Beförderung des Holztransports
aus diesen waldreichen Gegenden angelegten Kanal mit dem Kattegat verbunden. Am Nordende desselben das ehemals berühmte Kloster
Esrom (gestiftet 1153), dessen altes Gebäude jetzt Verwaltungszwecken dient.
Leander (eigentlich Johann Heinrich) van, namhafter kathol. Theolog, geb. zu
Warburg bei Paderborn, ward Pfarrer zu Schwalenberg im Fürstentum Lippe, 1812 zu Marburg und zugleich außerordentlicher Professor
an der Universität. 1822 siedelte er nach Darmstadt, 1835 nach Alzey über; er starb zu Affolderbach bei Darmstadt.
Seine in Gemeinschaft mit seinem Vetter Karl van Eß (geb. 1770, gest. 1824)
unternommene Übersetzung des Neuen Testaments (Braunschw. 1807) sowie seine 1822 bewerkstelligte Verdeutschung des Alten
Testaments (deutsche Gesamtausgabe der Bibel, Sulzb. 1840) fanden trotz päpstlicher Verbote Zugang zum Herzen des katholischen
Volkes. Der Nutzen des Bibellesens war der Gegenstand mehrerer kleiner Schriften. Außerdem besorgte er Ausgaben der
Vulgata (Tübing. 1822), der Septuaginta (Leipz. 1824) u. des griechischen Neuen Testaments (Tübing. 1827).
(Essener, nach Philo vom griech. hósios, heilig, nach andern vom chald.
asia, Arzt), eine von Josephus und Philo ausführlich erwähnte, seit der Makkabäerzeit nachzuweisende religiöse Partei, eine
Art Ordensgesellschaft im Judentum. Sie suchten