mehr
Liebe unter den Männern und zwischen Männern und Jünglingen verehrt, welche in Griechenlands besten Zeiten die Seele der kriegerischen und gymnastischen Übungen war. Daher war sein Bild in vielen Gymnasien zwischen den Statuen des Hermes [* 1] und des Herakles [* 2] aufgestellt (»Klugheit und Stärke [* 3] im Bunde mit der begeisternden Gemeinschaft«),
und zu Elis stellte ein Relief Eros [* 4] und Anteros (als Liebe und Gegenliebe der männlichen Jugend) dar, wie beide um die Palme [* 5] des Siegs stritten; daher war auch die »heilige Schar« der thebanischen Jünglinge dem Eros geweiht, und die Spartaner und Kreter opferten ihm vor der Schlacht, um sich so zu treuem Zusammenhalten zu verbinden. - Der römische Amor oder Cupido ist eine bloße Übertragung des griechischen Eros und hat nie öffentliche Verehrung genossen. Über die später erfundene sinnreiche Mythe von der Liebe des Amor und der Psyche (der personifizierten Menschenseele) s. Psyche.
Die Künstler folgten in der Darstellung des den Dichtern, indem sie ihn als einen schönen, an der Schwelle des Jünglingsalters stehenden Knaben oder auch als anmutiges, fast immer geflügeltes Kind zu bilden pflegten; doch ist letztere Darstellung die spätere. Seine Attribute sind Bogen [* 6] und Pfeile und die brennende Fackel. Unter den Blumen ist ihm die Rose geweiht; unter den Tieren findet sich Hase, [* 7] Hahn [* 8] und Bock [* 9] nicht selten mit ihm abgebildet. Ein Eros des berühmten Praxiteles aus pentelischem Marmor galt für eins der besten Kunstwerke des ganzen Altertums.
Dasselbe hatte die Hetäre Phryne vom Künstler zum Geschenk erhalten, die es nach Thespiä weihte; Kaiser Nero brachte es nach Rom, [* 10] wo es unter Titus bei einer Feuersbrunst zu Grunde ging. Außerdem befand sich zu Thespiä eine berühmte eherne Bildsäule von Lysippos sowie zu Athen [* 11] im Tempel [* 12] der Aphrodite [* 13] eine andre von Skopas. Eros mit Rosen bekränzt malte Zeuxis für denselben Tempel, und Pausias zeigte ihn, wie er Pfeile und Bogen weggeworfen und statt ihrer die Leier ergriffen hat.
Äußerst zahlreich und mannigfaltig sind die Darstellungen auf Gemmen [* 14] und Reliefs, wo Eros bald mit wilden Tieren (dem Panther des Dionysos [* 15] etc.) spielt, bald die Attribute der Götter fortschleppt, bald auch allerhand Geschäfte der Menschen scherzend nachahmt. Unter den vielen auf uns gekommenen Erosstatuen und -Statuetten des Altertums gehören zu den bedeutendsten: der Torso im Vatikan, [* 16] den Gott in träumerischer Liebesmelancholie darstellend (dem Praxiteles zugeschrieben, 1770 vom Maler Hamilton an der Via Labicana ausgegraben, [* 17] Fig. 1);
der sogen. bogenprüfende Eros im kapitolinischen Museum zu Rom (Fig. 2; wahrscheinlich nach einem Bronzeoriginal des Lysippos), der aber außerdem in zahlreichen andern Kopien erhalten ist, und ein mit Knöcheln spielender Eros im Berliner [* 18] Museum;
endlich die berühmte Marmorgruppe von Amor und Psyche, die sich umarmen und küssen, deren beste Wiederholung sich im kapitolinischen Museum findet. (Vgl. Collignon, Essai sur le mythe de Psyché, Par. 1878.) Die verschiedenen Seiten der Liebe hatte Skopas in einer Gruppe des Eros (Liebe), Pothos (Sehnsucht) und Himeros (Verlangen) zum Ausdruck gebracht.
Auch mit Anteros, dem Dämon der Gegenliebe, erscheint er zusammen auf Reliefs und ist als Gehilfe der Aphrodite in vielen Darstellungen bemüht, Liebende (z. B. Paris [* 19] und Helena) zu vereinen, Verlassene (Ariadne) zu trösten, aber auch noch das Alter (s. Abbildung bei »Kentauren«) mit seiner Macht zu beherrschen.
Vgl. Jahn, Archäologische Aufsätze (Greifsw. 1845);
J. Grimm, Über den Liebesgott (Berl. 1851);
Schömann, De Cupidine cosmogonico (Greifsw. 1852);
Furtwängler, Eros in der Vasenmalerei (Münch. 1874);
Primer, De Cupidine et Psyche (Bresl. 1875);
Max Müller, Essays (Bd. 2, S. 119 ff.);
Stephani im »Compte rendu de la commission archéologique« 1877 (S. 53 ff.);
Wolters in der »Archäologischen Zeitung« 1884 (S. 1 ff.).