Den
Tod ihrer
Väter zu rächen, zogen die
Söhne zehn Jahre später, nachdem ihnen das
Orakel einen glücklichen Erfolg verheißen
hatte, mit Heeresmacht gegen
Theben, drangen, nachdem die Thebaner auf den
Rat des
Teiresias zur Nachtzeit
die Stadt verlassen, in dieselbe ein, plünderten sie und steckten sie in
Brand.
IhreBildsäulen waren als Weihgeschenke im
Tempel
[* 1] zu
Delphi aufgestellt. Der
Krieg der Epigonen ward erst von der epischen, später von der tragischen
Dichtkunst behandelt. -
Im weitern
Sinn bezeichnet
man in der Litteratur und überhaupt in der Geschichte als Epigonen diejenigen, welche
sich aus Mangel an eignen schöpferischen Fähigkeiten darauf beschränken, die
Ideen ihrer epochemachenden Vorgänger weiter
zu verbreiten und zu verarbeiten.
(griech.), ursprünglich
»Aufschrift« an einem Weihgeschenk, einem
Grabmal, einem Kunstwerk etc., lediglich
mit dem
Zweck der Bezeichnung des Gegenstandes und dessen Bedeutung.
Später erhielten diese
Inschriften
eine poetische Erweiterung, indem sie in knappster Fassung des
Sinnes, meist in Distichen, auch
Gefühlen und
GedankenRaum gaben,
welche sich an die betreffende
Person,
Handlung oder Begebenheit knüpften, und bildeten sich so zu einer selbständigen Dichtgattung
heraus.
Lessing erklärt das Epigramm für ein Gedicht, in welchem nach Art der eigentlichen
Aufschrift unsre
Aufmerksamkeit
und
Neugierde auf irgend einen einzelnen Gegenstand erregt und mehr oder weniger hingehalten werden, »um
sie mit
Eins zu befriedigen«. Erwartung und Aufschluß sind daher die beiden wesentlichen Teile des Epigramms, von denen
erstere (wie ein
Rätsel) durch einen scheinbaren
Widerspruch gespannt, letzterer durch eine überrraschende
^[richtig: überraschende] Deutung des
Sinnes herbeigeführt wird (daher auch der deutsche
NameSinngedicht für Epigramm). Begründer
der epigrammatischen
Kunst war
Simonides von
Keos, dessen Epigramme, zum großen Teil für die
Monumente der
Kämpfer in den
Perserkriegen
gedichtet,
Muster poetischer Auffassung sind und sich durch
Schärfe des
Gedankens und großartige Einfachheit
auszeichnen.
In der
Folge fand das Epigramm die allgemeinste
Pflege, und der poetische
Sinn der Griechen entfaltete in dergleichen kleinen Gedichten
noch lange eine große
Anmut, Vielseitigkeit und Gewandtheit, auch nachdem ihnen die
Kraft
[* 2] zu größern
Produktionen entschwunden
war. Ein Teil des reichen Nationalschatzes griechischer Epigramme ist uns in der griechischen
Anthologie
(s. d.) erhalten. Von den Griechen kam die epigrammatische
Poesie nach
Rom und
[* 3] wurde hier mit Vorliebe gepflegt, nahm aber
bald den vorwiegend satirischen
Charakter an. In der
Periode des
Augustus werden die ersten Dichter
Roms sowie die angesehensten
Männer des
Staats unter den Epigrammdichtern genannt.
Das Bedeutendste aber, was sich von dieser Art
Poesie der
Römer
[* 4] erhalten hat, sind die Epigramme des Martial; in späterer
Zeit tritt noch
Ausonius hervor. Auch bei den romanischen Völkern trug das Epigramm meist den beißenden
Charakter, ward aber zum
Teil zum
Madrigal, zum Teil auch zum
Sonett umgestaltet. Am beliebtesten war es in
Frankreich, wo
ElementMarot (1495-1544) als der erste bekannte Dichter in dieser
Gattung genannt wird.
Mittels des Epigramms pflegte sich besonders
seit
RichelieusZeiten und kurz vor dem
Ausbruch der
Revolution die zum Stillschweigen verurteilte politische
Opposition zu äußern.
In
England wußtevornehmlichOwen den
Ton des Martial zu treffen.
Als die ältesten deutschen epigrammatischen
Produkte gelten die
»Priameln« des 13. und 14. Jahrh., die jedoch, ähnlich den
Sinngedichten des
Orients
(Indien,
Persien),
[* 5] mehr allgemeine
Sitten- und Weisheitssprüche sind. Im 17. Jahrh. hielt man sich
im E. an das Vorbild der Alten und nahm sich vornehmlich Martials sarkastische
Schärfe zum
Muster; so
besonders
Logau, später Wernicke,
Kästner,
Lessing,
Haug.
Goethes und
Schillers Epigramme sind, die scharf treffenden
»Xenien«
ausgenommen, meist Sinnsprüche allgemeinern
Inhalts.
Aus neuerer Zeit sind
Platen,
Grillparzer,
Hebbel,
Vischer u. a. anzuführen. Die beliebteste Form des Epigramms ist noch jetzt
dasDistichon, das als sein vollkommenes formales
Schema angesehen werden kann, indem der
Hexameter die
Erwartung, der
Pentameter den kurz zusammenfassenden Aufschluß gibt. Indessen eignet sich auch der kurze
Iambus mit passenden
Reimverschlingungen zum
Träger
[* 6] des Epigramms. Die
Theorie des Epigramms behandelten
Lessing in den »Anmerkungen über das Epigramm« und
Herder in der Abhandlung »Über das griechische Epigramm«, jener
vorzugsweise in Rücksicht auf das satirische der
Römer, dieser im Anschluß an die griechische
Anthologie von einem umfassendern
Gesichtspunkt aus. Neuere Sammlungen von Epigrammen veröffentlichten R.
Benedix (»Sammlung deutscher Epigramme«, Leipz.
1861),
Booth (»Epigrams, ancient and modern«, 2. Aufl.,
Lond. 1865) und
Dodd (»Epigrammatists«, 2. Aufl., das.
1875).