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die vollkommenste, denn sie sahen in ihr als der Vereinigung der Monas (Einheit) und Dyas (Zweiheit) die erste Verbindung der von ihnen angenommenen Grundprinzipien aller Dinge. Auch Aristoteles legt der Trias eine besondere Bedeutung bei, indem er alles aus Anfang, Mittel und Ende bestehen läßt, und die Gewinnung eines die Endglieder vermittelnden oder überragenden mittlern Teils darf überhaupt wohl als das Hauptmotiv der Triadenbildungen angesehen werden. So stuft man Klassen, Ämter, Orden, [* 1] Titel gern in drei Grade ab, wie Lehrling, Geselle und Meister, oder zerlegt Symbole in drei Glieder, [* 2] wie Glaube, Liebe, Hoffnung.
Der Dreifuß war bei den Griechen das Attribut des orakelgebenden Gottes, das Dreieck [* 3] bei den Indern das des Krischna, bei den Ägyptern das Symbol der Inkarnation des Osiris [* 4] und des Apis, [* 5] bei den Persern das der Fruchtbarkeit des Mithras. Im altindischen Brahmanismus finden wir die Trias als Brahma (Weltschöpfer), Wischnu (Erhalter und Beschützer) und Siwa (Zerstörer des Weltalls). Wir begegnen ihr ferner bei den alten Ägyptern, welche die drei Grundvokale I, A, O zur symbolischen Bezeichnung einer Dreieinigkeitslehre gebrauchten, die von dort in das System der Neuplatoniker überging.
Auch die überwiegende Mehrheit der christlichen Bekenntnisse zählt die Dreieinigkeit Gottes zu ihren Fundamentallehren (s. Trinität), und selbst in neuern philosophischen Systemen (bei Fichte, [* 6] Hegel etc.) spielt die geheimnisvolle Dreizahl eine Rolle. Für die Bedeutung derselben bei den Alten sprechen sonst noch zahlreiche Umstände. Es gab drei donnerschmiedende Kyklopen, [* 7] drei Parzen, drei Horen [* 8] und anfangs drei, später dreimal drei Musen. [* 9] Geryon, Hekate, [* 10] Gorgo, Sphinx [* 11] und Chimära waren dreigestaltig, und Kerberos [* 12] hatte drei Köpfe.
Die Römer [* 13] schlachteten an den Suovetaurilien dreierlei Vieh und stellten um den Eßtisch drei Sofas, jedes mit drei Plätzen. Sie hatten dreierlei kurulische Würden, dreierlei Bänke des Senats und zuletzt auch dreierlei Stände. Schon Romulus zählte drei Tribus, und wenn die Triumvirate, welche den Sturz der Republik zur Folge hatten, auch zufällig gewesen sein mögen, so vertraute man in Rom [* 14] wichtige Aufgaben doch meist drei Männern an. Das dreimalige Aufgebot bei christlichen Vermählungen, das dreimalige Läuten vor dem Gottesdienst, das dreimalige Ausschreiben bei gerichtlichen Verhandlungen, der dreimalige Aufruf bei Versteigerungen, das dreimalige Lebehoch u. a. erinnern daran, daß auch die Gegenwart der Zahl Drei wenigstens gewohnheitsmäßig noch eine besondere Bedeutung beimißt. Auch in der Logik tritt die Dreizahl bedeutsam auf. Sie zählt drei Funktionen des Verstandes: Begriffs-, Urteils- und Schlußbildung, und leitet bei der letztern aus zwei gegebenen Urteilen das dritte ab, sowie sie zu der Thesis und Antithesis als die Verbindung von beiden noch die Synthesis hinzufügt. Die Grammatik führt drei Geschlechts- und Zahlformen, dreierlei Casus obliqui und Steigerungsgrade, dreierlei Personen und Zeiten auf. - In der Musik bezeichnet die Ziffer 3 bei der Baßbezifferung die Terz, auch den vollkommenen Dreiklang, in welchem Fall gewöhnlich noch eine 5 darübersteht; in ausgeschriebenen Stimmen deutet sie eine Triole an. - Auch in der Mathematik spielt die Dreizahl eine Rolle: drei Dimensionen hat der Raum, und danach zerfällt die Geometrie in drei Teile, die Longimetrie, Planimetrie und Stereometrie;
die einfachste Figur ist das Dreieck, welches drei Seiten, drei Ecken, drei Winkel [* 15] hat und durch drei Stücke bestimmt ist u. dgl. m.