die Stadt Nikomedia in Bithynien, Maximian aber Mailand zu seiner Residenz wählte. Hiermit wurde der letzte Rest des Einflusses
vernichtet, den Rom noch immer durch seinen Senat, durch seine aus der Zeit der Republik stammenden Beamten, durch seine republikanischen
Erinnerungen und durch seine Prätorianer geübt hatte. Die zweite Maßregel von Wichtigkeit bestand darin,
daß er den Anfang machte, sich mit einem Hof und einem dem Orient nachgebildeten Zeremonienwesen zu umgeben; er legte das königliche
Diadem an, ließ sich »Herr« (dominus) nennen, zog sich von jedem vertraulichen Verkehr mit seinen Untergebenen zurück, forderte
von ihnen erniedrigende Formen der Verehrung und legte so den Grund zu dem sogen. Byzantinertum, welches
bald nachher von Konstantin d. Gr. vollständig ausgebildet wurde: alles, um die in der Achtung gesunkene Kaiserwürde mit
einem neuen Glanze zu umgeben und sie dadurch in den Augen der Welt zu heben.
Seine für das alternde Reich überaus wohlthätige Regierung ist von christlichen Schriftstellern deswegen
schwer verunglimpft worden, weil er seit 303, ungewiß aus welcher Veranlassung, eine blutige, besonders von Galerius mit großer
Grausamkeit geübte Verfolgung über die Christen verhängte. Nachdem er die Herrschaft 20 Jahre lang geführt hatte, legte
er sie 305 freiwillig nieder und nötigte auch Maximian, ein Gleiches zu thun. Er zog sich darauf in die
Gegend von Salona in Dalmatien in einen von ihm vorher zu diesem Zweck gebauten Palast zurück, wo er 313 (nach andern 307 oder
316) starb.
Von diesem Palast haben sich umfangreiche Ruinen erhalten (s. Baukunst, S. 489 und Tafel VI,
[* ]
Fig. 12 u. 13).
In Rom hat er zwischen Viminal und Quirinal große Thermen (Diokletians-Thermen) angelegt, von denen ebenfalls noch weitläufige
Ruinen und ein kolossaler Saal (jetzt Kirche Santa Maria degli Angeli) übrig sind.
Vgl. Vogel, Der Kaiser Diocletianus (Gotha 1857);
Bernhardt,
Geschichte Roms von Valerian bis zu Diokletians Tod (Berl. 1867, Bd.
1);
Preuß, Kaiser Diocletianus und seine Zeit (Leipz. 1869);
Mason, The persecution of Diocletianus (Lond. 1876, 2 Bde.).
Johannes, reform. Theolog, geb. zu Genf,
wurde 1597 Professor der hebräischen Sprache, 1608 Pfarrer in
Genf
und 1609 nach Bezas Tod Professor der Theologie.
Seine Versuche, seine Bekanntschaft mit Sarpi zur Einführung
der Reformation in Venedig zu benutzen, scheiterten an dessen Vorsicht.
Seit 1645 zurückgezogen lebend, starb er in
Genf.
Seine italienische Übersetzung der Bibel (1603, Genf
1641) hat seinen Namen am bekanntesten gemacht.
1) griech. Philosoph aus Jasos in Karien mit dem Beinamen Kronos, lebte zu Anfang des 4. Jahrh.
v. Chr., gehörte der megarischen Schule an und galt, als angeblicher Erfinder der unter den Namen »der Verhüllte« und »der
Gehörnte« bekannten Trugschlüsse (die andre seinem Lehrer, dem Eubulides von Milet, zuschreiben), für einen der berühmtesten
Dialektiker seiner Zeit. Auch seine Töchter waren ihrer dialektischen Kunst wegen berühmt, so daß ihres Vaters Schüler Philo
ein eignes Werk über sie verfaßte. Sein Tod war seines Lebens würdig: derselbe wurde durch Gram herbeigeführt, als er ein
ihm von dem Megarenser Stilpon vorgelegtes Problem nicht zu lösen vermochte. In der Physik bestritt er
die Möglichkeit der Bewegung sowie des leeren Raums; auch lehrte er, daß nur das Notwendige wirklich und nur das Wirkliche
möglich sei.
2) Diodoros (Siculus), namhafter röm. Geschichtschreiber, der
in griechischer
Sprache schrieb, war aus Argyrion in Sizilien (daher Siculus, Sikeliotes genannt) gebürtig, machte ausgedehnte Reisen
und lebte dann in Rom, wo er zur Zeit Cäsars und Augustus' seine »Historische Bibliothek«, eine Universalgeschichte in 40 Büchern,
schrieb, von denen die 6 ersten in ethnographischer Form die mythische Zeit bis zur Zerstörung Trojas, die übrigen in streng
annalistischer Folge die Geschichte von da bis zum Anfang von Cäsars Gallischem Krieg (nach ihm 60 v. Chr.)
umfaßten.
Nur 15 Bücher (1-5 ägyptische, äthiopische, asiatische, griechische Urgeschichte und 11-20 die Geschichte der Jahre 480-302
v. Chr.) sind erhalten, außerdem bedeutende Bruchstücke in den byzantinischen Historikern, in den Exzerptensammlungen
des Konstantin Porphyrogennetos und in den von Angelo Mai herausgegebenen vatikanischen Fragmenten. Der Verfasser
hat nach seiner eignen Versicherung 30 Jahre an dem Werk gearbeitet und eine große Menge von ihm namentlich angeführter,
jetzt meist verlorner Schriftsteller benutzt, jedoch ohne die erforderliche Umsicht und Sorgfalt, so daß das Werk zahlreiche
Irrtümer und Ungenauigkeiten enthält.
Die Darstellung ist klar und frei von rhetorischer Übertreibung, aber ohne alle sonstigen Vorzüge. Ausgaben
des Werkes lieferten Wesseling (mit wichtigem Kommentar, Amsterd. 1746, 2 Bde.),
L. Dindorf (Leipz. 1828-1831, 5 Bde.;
Par. 1842-44, 2 Bde.; Leipz.
1867-1868, 5 Bde.) und I. ^[Immanuel] Bekker (das. 1853-54, 4 Bde.);
deutsche Übersetzungen Stroth und Kaltwasser (Frankf. 1782-87, 6 Bde.),
Wurm (Stuttg. 1826-42, 19 Bdchn.) und Wahrmund (das. 1869). Die von A. Mai aufgefundenen vatikanischen
Fragmente gabenL. Dindorf (Leipz. 1828) und Müller (Par. 1848) heraus.
3) Vertreter der sogen. antiochenischen Schule (s. d.), war zuerst Presbyter in seiner Vaterstadt Antiochia, seit 378 Bischof
in Tarsos, wo er um 394 starb, als Hauptvertreter der damaligen Orthodoxie hochverehrt. Nichtsdestoweniger
glaubte man später in ihm den moralischen Urheber des Nestorianismus entdeckt zu haben, was den Untergang der meisten seiner
Schriften zur Folge hatte.
1) Diogenes von Apollonia auf Kreta, auch Diogenes von Smyrna und der Physiker genannt, ionischer Philosoph um 450 v. Chr.,
sah, wie vor ihm Anaximenes, die (atmosphärische, hylozoistisch zugleich als beseelt gedachte) Luft als
das Urwesen an, aus welchem und durch welches mittels Verdünnung und Verdichtung alles Besondere und Einzelne entstanden
sei. Die Fragmente seiner Schrift haben Panzerbieter (Leipz. 1830) und Mullach (in den »Fragmenta
philosoph. graec.«, Bd. 1, Par.
1860) gesammelt.
2) Diogenes von Sinope, der »Hund«, von Platon der »rasende Sokrates« genannt, griech. Philosoph, einer der originellsten Sonderlinge
des Altertums, geboren um 412 v. Chr. zu Sinope am Pontus, nach andern 414 zu Athen, Schüler des Antisthenes (s. d.),
den er in
der praktischen Durchführung des Grundsatzes, »daß es göttlich sei, nichts zu bedürfen«,
bald übertraf. Seine Wohnung war ein Faß, seine Habe ein Mantel, ein Brotsack, ein Stecken und ein hölzerner Becher, und auch
diesen warf er weg, als er einen Knaben einst aus der hohlen Hand trinken sah. Völlige Unabhängigkeit des Menschen von der
Außenwelt und allen konventionellen Verhältnissen war ihm die Bedingung der wahren Tugend. Er verhöhnte
die Grammatiker, welche des Ulysses Irrfahrten untersuchten, um ihre eignen Irrtümer aber sich nicht kümmerten; die Musiker,
welche viel Zeit auf die Stimmung ihrer