nach der griech.Mythe ein Sohn des
Zeus
[* 5] und der
Elektra, einer der Töchter des
Atlas,
[* 6] der mythische Stammvater der
Dardaner (Troer) und durch
Äneas auch der
Römer.
[* 7]
Sein Heimatsland war
Arkadien, wo er mit seiner
ersten
Gattin, Chryse, die bei ihrer Vermählung von
Pallas das
Palladion und die Heiligtümer der großen
Götter als
Mitgift erhalten hatte, den Deimas und Idäos erzeugt haben soll. Des Dardanos
Bruder Iasos oder
Iasion wird nach den einen vom
Blitz
erschlagen, nach andern von Dardanos ermordet, was dann wieder dessen (zunächst wohl durch
Wassers- und
Hungersnot veranlaßte)
Auswanderung über wild empörtes
Meer, als Sühne, begründen muß.
Auf der
Wanderung war
Samothrake für Dardanos und Idäos nur
Station. Auch von hier durch
Überschwemmung vertrieben,
wandten sie sich nach dem asiatischen
Festland, wo am
Fuß des Idabergs, vom König
Teukros freundlich aufgenommen und durch
die
Gnade, die der Sohn bei der »idäischen« Göttermutter fand, nun aufs
neue demSchutz der
Götter befohlen, die feste, noch in vorhistorischer Zeit zu
Grunde gegangene Stadt
Dardania gründete. Mit seiner zweiten
Gattin, Bateia, der Tochter des
Teukros, zeugte
er denZakynthos, den
Erichthonios und den
Ilos und ward so Stammvater des troischen Königshauses.
Land in
Hochasien, das im N. vom
Karakorum (mittlere
Paßhöhe 5550 m), im W. von der
Gebirgskette, welche Tschitral im N. abschließt (mit Gipfeln bis 5594
m
Höhe), im O. von der
Gebirgskette zwischen dem
Indus und dem Krischnaganga
(Diamer, 8114 m), im
NO. von den
Landschaften Rongdo
und Balti begrenzt wird. Das Land ist in viele
Thäler zerlegt, deren mittlere
Höhe zu 1500 bis 2000 m angenommen werden kann;
erforscht ist nur das
Thal
[* 12] von
Gilgit bis Jassin durch
Hayward, der hier 1870 ermordet wurde, dann von Hasora
bis
Gilgit durch
Leitner, den die
Regierung des
Pandschab 1864 zu sprachlichen Untersuchungen dahin absandte.
Der Reisende A.
Schlagintweit wurde 1856 durch
Aufstände in
Gilgit am Vordringen nördlich von Hasora verhindert. Das Gilgitthal
ist reich an
Wein und
Aprikosen, erzeugt auch vorzüglichen
Weizen. Die
Thäler zu beiden Seiten des
Indus
sind wahrscheinlich im
Klima
[* 13] wie in
Produkten dem nahen Tschitral ähnlich und mögen in geschütztern
Lagen an fruchtbarem
Ackerland wie
Getreide
[* 14] keinen Mangel haben; die Bergflächen sind dagegen kalt und unbewohnbar. Gerühmt wird schon von den
alten Geographen wie im indischen
Epos der Goldreichtum, den neuere Nachrichten bestätigten.
Abgeschlossen und nur auf wenigen
Pässen zugänglich (die
Reise von
Srinagar, der Hauptstadt von
Kaschmir,
[* 15] bis
Gilgit erfordert 22 Tagereisen,
von Skardo am
Indus dahin 14 Tagemärsche), wurde Dardistan langer Zeit als ein Sitz der
Wunder und
Heiligkeit betrachtet. Die
Bevölkerung
[* 16] bilden die
Dardu (Darada, von den angrenzenden Völkern Kandschut genannt, deren Hauptstamm sich selbst
Schinaki oder Schinalok nennt), jetzt schiitische
Muselmanen, im 3. Jahrh.
v. Chr. Buddhisten.
ArischenStammes, sind sie breitschulterig, gut proportioniert, mit braunem, auch schwarzem
Haar
[* 17] und braunen
Augen. Thätig und
ausdauernd, fassen sie schnell und haben scharfen
Verstand. Sie kleiden sich in
Wolle, eine wollener
Sack
dient als
Mütze, die
Füße werden mit
Leder umbunden. Sie zeigen in den Lebensgewohnheiten und
Sitten große
Ähnlichkeit
[* 18] mit
den Bewohnern des nördlichen
Kaschmir; ihre
Sprache
[* 19] ist aber merkwürdigerweise eine sanskritische, die in viele
Dialekte zerfällt,
mit Beimischung persischer
Wörter.
Auch zum Schreiben bedient man sich persischer Schriftzeichen. Die
Dardu sind somit
Arier, wie die Bewohner
im
Kuenlün und in
Turkistan.
Ihre Zahl kann nicht groß sein; selbst die Hauptorte, wie
Gilgit, bestehen nur aus 200
Häusern.
In politischer Beziehung zerfällt Dardistan in so viele staatliche
Gemeinschaften (Chanate), wie es
Thäler gibt. Es werden eine
MengeNamen genannt; die bedeutendsten dieser Gebiete sind die von Hasora,
Gilgit und Jassin. Der
Radscha
von
Kaschmir sucht sie unter seine Botmäßigkeit zu bringen und führt fortwährend
Krieg gegen sie.
Durchschlagende Erfolge sind noch nicht erzielt worden; doch wurden die
LandschaftenGilgit wie Jassin von den letzten Reisenden
durch kaschmirsche
Truppen verwüstet gefunden. Gefährlich sind die
Dardu den
Karawanen, welche von
Badachschan
durch Wakhan nach
Kaschgar gehen. Der Darkotpaß nach dem
Oxus, längs des War Tschagam, wurde von Europäern noch nicht begangen;
zum
Transport größerer
Massen, insbesondere für europäisches
Militär, scheint dieser
Paß
[* 20] russischerseits für gangbarer
gehalten zu werden als die durch Tschitral dahin führenden und 1870-71 erforschten
Pässe, denn »der
nächste Weg aus
Turkistan nach
Indien (heißt es) führt die russische
Armee durch
Kaschmir«.
Vgl.
Leitner, Results of a tour
in Dardistan etc.
(Lahor 1867-70, 4 Bde.);
»On the races and languages of Dardistan« (im
Journal der
Londoner¶