mehr
befindet sich der kleine Kolben am Ende seines Aufganges, und es beginnt jetzt der unter ihm wirksam gewesene Dampf [* 1] in den Receiver zu treten, welch letzterer inzwischen den großen Cylinder mit Dampf gespeist hat, jedoch vor dem Zutritt des neuen Dampfes aus dem kleinen Cylinder, also vor Beendigung desselben Hubes des großen Kolbens, gegen dessen Cylinder verschlossen wurde, so daß der Dampf in diesem durch weitere Expansion zu wirken beginnt. Während des Überganges von b bis zur Stellung c ist die Expansion im großen Cylinder beendet, inzwischen der kleine Kolben unter der Einwirkung des Kesseldampfes bis in die Mitte seines Niederganges gekommen und hat dabei einen Teil des unter ihm befindlichen Dampfes in den Receiver gedrängt, welcher sich oben nach dem großen Cylinder hin öffnet. Dabei wirkt jetzt der Receiverdampf von unten gegen den großen Kolben, bis dieser die unter d dargestellte Stellung erreicht hat, wird aber wieder vor dem Eintritt des über dem kleinen Kolben wirksam gewesenen Dampfes abgesperrt. Von der Stellung d gehen die Kolben und Kurbeln zurück in die Stellung a etc.
Eine liegende Receivercompoundmaschine neuester
Konstruktion von 250
Pferdekräften ist in
[* 2]
Fig. 17 (Tafel II) dargestellt.
Der
Dampf gelangt hier durch
Rohr K nacheinander in den kleinen oder Hochdruckcylinder
A, den Receiver B,
den großen oder Niederdruckcylinder C und endlich in den
Kondensator,
[* 3] der mit zwei
Luftpumpen
[* 4] EE versehen ist. Der Hochdruckcylinder
ist mit
Collmann-Steuerung versehen und erhält je nach dem
Widerstand der durch die Dampfmaschine
[* 5] betriebenen
Arbeitsmaschine mehr oder
weniger große
Füllung, deren
Maß durch den
Regulator
[* 6] bestimmt wird.
Der Niederdruckcylinder hat Meyersche Schiebersteuerung. Die beiden Kurbeln GG sind rechtwinkelig gegeneinander verstellt und treiben das als Schwungrad dienende Seilrad H, über dessen Umfang in entsprechenden Nuten zehn Hanfseile zur Übertragung auf die Transmissionswellen gelegt sind. L L sind sogen. Bajonettbalken, welche die Lager [* 7] der Schwungradwelle fest mit den Cylindern verbinden. Man kann die Maschine [* 8] auch mit jedem der beiden Cylinder allein arbeiten lassen. Hierzu dienen die Rohre N und O. Zum Absperren des Dampfes bei Abstellung der Maschine dient das Absperrventil P, während Q das Einspritzwasser des Kondensators reguliert.
Dampfmaschinen mit Umsteuerung.
Unter gewissen Verhältnissen nehmen die
Dampfmaschinen
[* 9] besondere, von den bisher beschriebenen abweichende
Formen an. Häufig kommt es vor, daß die
Dampfmaschinen abwechselnd vor- und rückwärts laufen müssen, so bei
Winden,
[* 10] bei
den sogen.
Fördermaschinen der
Bergwerke (mittels welcher
Erze und
Menschen auf- und abwärts befördert werden), bei
Lokomotiven
und
Schiffsmaschinen,
Dampfstraßenwalzen, bei gewissen
Walzwerken (Reversierwalzwerke) etc. In solchen
Fällen bedarf die Dampfmaschine
eines geeigneten
Mechanismus, der sogen.
Umsteuerung
[* 11] (s.
Steuerung).
Bei Anwendung nur eines Dampfcylinders mit einer
Kurbel
[* 12] würde die Ingangsetzung solcher
Maschinen in dem
Fall Schwierigkeiten
machen, daß die Dampfmaschine
im sogen.
Totpunkt, d. h. so steht, daß
Kurbel und
Bleuelstange in einer geraden
Linie
liegen. Außerdem kann man bei diesen
Maschinen
Schwungräder nicht wohl verwenden, weil dieselben der erwünschten schnellen
und exakten
Umsteuerung entgegenarbeiten würden, so daß sie mit nur einem Dampfcylinder einen sehr unregelmäßigen
Gang
[* 13] haben würden. Deshalb werden diese
Dampfmaschinen jetzt ausnahmslos mit zwei
Cylindern versehen, deren
Kurbeln um 90°
verstellt sind (Zwillingsmaschinen
), wodurch die
Totpunkte gänzlich vermieden sind.
Schiffsmaschinen.
Bei
Schiffsmaschinen hat man mit dem beengten
Raum zu rechnen, in welchem sie aufgestellt werden. Eine Form, die sehr wenig
Platz braucht, ist diejenige der oszillierenden Dampfmaschine
, bei welcher die
Bleuelstange fortfällt und der
Cylinder um zwei in
Lagern
drehbare hohle
Zapfen
[* 14] schwingt, so daß der
Kopf der
Kolbenstange unbehindert der Kurbelbewegung folgen
kann. Die Dampfzuleitung und -Abführung erfolgt durch diese hohlen
Zapfen mittels angeschlossener und durch Stopfbuchsen
abgedichteter
Rohre.
Die
Steuerung erfolgt durch
Schieber, welche durch die schwingende Kolbenbewegung hin und her bewegt werden. Diese
Maschinen
sind dadurch, daß sie an den Stopfbuchsen leicht undicht werden, in Mißkredit gekommen und werden daher
als Landdampfmaschinen
gar nicht mehr, als
Schiffsmaschinen nur noch zum Betrieb von
Raddampfern gebaut.
[* 2]
Fig. 18 (Tafel I)
zeigt eine oszillierende Zwillingsschiffsmas
chine. A
Radwelle, BB' oszillierende
Cylinder, C Schwingungsachse, DD' die
Kurbeln.
- Beliebt sind als Schraubenschiffsmas
chinen die sogen.
Trunkmaschinen.
Dieselben sind dadurch in der Längsrichtung verkürzt, daß man die
Kolbenstange als weites
Rohr ausgeführt hat, in dessen
Mitte die
Kolbenstange angreift.
[* 2]
Fig. 19:
Trunkmaschine. A
Cylinder, B
Kolbenstange, C
Bleuelstange, D
Kurbel, H Abführungsrohr,
welches in den
Kondensator F mündet, G
Luftpumpe.
[* 15] Im übrigen werden bei Schraubenschiffen auch vielfach
stehende
Maschinen angewendet, deren
Cylinder, an
Gerüsten befestigt, über der Schraubenwelle stehen, und welche wegen ihrer
äußern
Ähnlichkeit
[* 16] mit
Dampfhämmern auch Hammermaschinen genannt werden. Hierbei wird nun jetzt sehr häufig das Compoundreceiversystem
verwendet, welches überhaupt bei
Schiffsmaschinen zuerst erprobt und erst im
Lauf des letzten Jahrzehnts auch
auf Landdampfmaschinen
übertragen wurde. In
[* 2]
Fig. 20 (Tafel II) ist eine Receivercompoundmaschine für Schraubenschiffe
in der Form einer Hammermaschine dargestellt. HH ist das Maschinengerüst,
A der kleine, B der große
Cylinder,
E der Receiver,
CC Dampfschieber, DD die Um-
[* 2] ^[Abb.: Fig. 19. Trunkmaschine, Längsschnitt.] ¶