Leuckart 1848 aufgestellt und waren bis dahin in dem Cuvierschen
Typus der
Radiaten (s. d.) enthalten gewesen. Doch umfaßten
sie damals noch nicht die
Schwämme,
[* 1] welche neuerdings dazu gerechnet werden. Gegenwärtig zerfallen sie in die Poriferen
oder
Schwämme (s. d.) und in die
Korallpolypen
[* 2] (s. d.),
Hydromedusen
[* 3] (s. d.) und
Ktenophoren (s. d.) oderRippenquallen.
Die drei letztgenannten werden auch wohl, da sie unter sich vieles gemeinsam haben, als Cölenteraten im engern
Sinn oder als
Knidarier
(Nesseltiere) bezeichnet, weil bei ihnen sich in der
Haut
[* 4] die sogen.
Nesselorgane entwickeln.
Dieses sind
Kapseln
[* 5] mit einem spiralförmig aufgerollten
Faden
[* 6] im Innern; bei leisester Berührung bersten sie und
entleeren sowohl den
Faden als auch die ihn umgebende, wahrscheinlich giftige
Flüssigkeit.
KleinereTiere werden mit diesen
zwar mikroskopisch kleinen, aber meist äußerst zahlreichen Wurfgeschossen geradezu getötet, größere gelähmt; auch der
Mensch kann schwere
Krankheiten von der Berührung einer großen
Scheibenqualle davontragen. Solche
Nesselorgane fehlen den
Schwämmen
gänzlich. Gemeinsam haben die
Knidarier im
Gegensatz zu den
Schwämmen ferner den Mangel der Hautporen
und das Vorhandensein von
Muskeln
[* 7] und
Nerven
[* 8] samt
Sinnesorganen. - Die
Fortpflanzung geschieht bei allen Cölenteraten meist ungeschlechtlich
durch
Knospung und
Teilung und führt zur
Bildung der oft sehr umfangreichen Tierstöcke.
Stets tritt aber auch die geschlechtlicheFortpflanzung hinzu. Selten entstehen beiderlei Zeugungsstoffe
(Eier
[* 9] und Samenfäden) in dem
Körper desselben
Individuums; auch treffen sie meist erst außerhalb ihres Entstehungsortes zusammen,
teils in der Magenhöhle, teils außerhalb der
Tiere. Aus dem
Ei
[* 10] schlüpft meist eine flimmernde
Larve, aus welcher durch mehr
oder minder komplizierte
Metamorphose ein den Eltern ähnliches geschlechtliches Geschöpf hervorgeht.
Die
Larven vermehren sich oft durch
Sprossung und
Knospung und erzeugen so eine
Generation von Individuen, welche unter mannigfacher
Umgestaltung entweder selbst zur Form der Geschlechtstiere zurückkehrt, oder ihrerseits erst auf ungeschlechtlichem Weg
die
Brut der Geschlechtstiere erzeugt
(Generationswechsel, s. d.). Die Cölenteraten sind bis auf vereinzelte
Gattungen Meeresbewohner. Über ihre paläontologische Verbreitung s. die vier
oben genannten
Gruppen.
Vgl.
Leuckart, Über
Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse wirbelloser
Tiere (Leipz. 1848).
(gewöhnlich
Colerus),
Johann, landwirtschaftl. Schriftsteller, geboren gegen Ende des 16. Jahrh. zu
Goldberg i. Schl.,
ward zu
Rostock
[* 12]
Magister, dann
Prediger in der
Mark und starb in
Parchim. Seine Hauptschriften
sind: »Calendarium perpetuum et sex libri oeconomici« (1592, 3. Aufl.
1684) und »Oeconomia ruralis et domestica« (Wittenb. 1591-1601, 6
Tle.),
beide zusammen herausgegeben als »Haushaltungsbuch«
(beste
Ausgaben von seinem Sohn, Frankf. 1672; zuletzt Leipz. 1711), das erste
umfassende ökonomische Werk, welches in
Deutschland
[* 13] erschienen ist. Coler hat zu seiner Zeit einen außerordentlichen Einfluß
geübt und drang mehr in die
Massen als irgend einer der gleichzeitigen Schriftsteller.
(spr. kohlriddsch), 1)
SamuelTaylor, engl. Dichter und Schriftsteller, einer der
Reformatoren der englischen
Poesie, geb. zu Ottery St.
Mary in
Devonshire, wo sein
VaterPrediger war, erhielt seine Vorbildung
in der Christ's-Hospitalschule zu
London
[* 15] und studierte dann von 1791 bis 1793 zu
Cambridge.
Schon damals trat seine radikale
Gesinnung hervor. Nach Beendigung seiner
Studien ging er nach
London, aber obwohl seine ersten poetischen
Versuche (1794) von nicht unbedeutendem
Talent zeugten, so vermochte er sich doch keine litterarische
Existenz zu gründen;
die
Not zwang ihn, in ein Dragonerregiment einzutreten, das ihn aber bald entließ. In seinem
Drama »The fall of
Robespierre«
(1794),
in seiner
Zeitung »The Watchman« (1796) und in seinen Vorlesungen zu
Bristol bekundete sich seine
Begeisterung für die
Ideen der französischen
Revolution. Da sein
Streben wenig Anklang fand, verband
er sich mitRob.
SoutheyundRob. Lovell, um in der
Neuen Welt eine kommunistische
Kolonie zu gründen, die Pantisokratie
(»Gleichheit
aller«) heißen und das geträumte
Ideal verwirklichen sollte.
Ihre Verheiratung mit drei schönen
Schwestern
(Fricker aus
Bristol) verhinderte indessen die Ausführung des
Plans. Nach verunglückten publizistischen
Versuchen zog sich
Coleridge nach Stowey zurück, wo er mehrere seiner besten Gedichte schrieb, die seinen
Ruf begründeten, und widmete sich 1798-1799,
von den
Brüdern Wedgewood unterstützt, in
Deutschland ernsten
Studien. Von seiner umfassenden Kenntnis
des
Deutschen gibt seine Übersetzung von
Schillers
»Wallenstein« (Lond. 1800) ein glänzendes
Zeugnis.
Nach
England zurückgekehrt, lebte er bei
Southey zu
Keswick, trat zur konservativen
Partei über und redigierte ein Regierungsorgan:
»Morning
Post«. Im J. 1804 ging er auf kurze Zeit als
Sekretär
[* 16] des
GouverneursSir Alex.
Ball nachMalta und
lebte nach seiner Rückkehr ohne
Anstellung bei einem
Freunde, dem Wundarzt Gillman, zu
Highgate. Innig vertraut mit der deutschen
romantischen Litteratur, ein Verehrer
Goethes,
Schillers und
Tiecks, wandte er sich mit seinem Reformationseifer der englischen
Poesie zu, die er im
Verein mit seinen
Freunden, den Dichtern der sogen.Lake-school, aus den
Fesseln der
Pedanterie und konventionellen Gefühlsform zu befreien suchte, indem er das allgemeine
Interesse auf ein nationales
Element
hinleitete.
Eine kleine königliche
Pension machte seinen Lebensabend sorgenfrei. Er starb in
Highgate. Coleridge war ein hochbegabter
und originell angelegter Dichter und
Denker, den aber
Armut und Abhängigkeit, Täuschungen aller Art und
zuletzt eine zerstörte
Gesundheit (die
Folge übermäßigen Genusses von
Opium) an der vollen Entfaltung seines
Talents hinderten.
Seine poetischen Werke, als deren Hauptmerkmal eine wunderbare Natursymbolik erscheint, bestehen aus
Trauerspielen (»Remorse«,
1816, und »Zapoyla«, 1818),
der
Thomson nachgeahmten
Hymne »On Chamouni«, ferner aus
Oden, die voll ernster
und erhabener
Gedanken sind, jedoch an Schwung die von
Collins nicht erreichen, und aus Liebesgedichten (darunter die seelenvolle
Romanze
»Geneviève«),