zu
Lyon,
[* 1] Sohn eines Schauspielers, wurde selbst bereits mit dem zehnten Jahr in das Schauspielerleben eingeführt und entwickelte
sich so in der doppelten
Eigenschaft als
Schauspieler und als dramatischer Dichter. Seine fast zahllosen, rasch und flüchtig
hingeworfenen
Produktionen gehören sämtlich der niedern
Komik (Vaudevilleposse) an und üben durch glücklich angebrachte
Anspielungen,
Parodien,
Calembourgs und witzige
Kouplets, allerdings auch durch die
Würze schlüpfriger
Zweideutigkeiten, eine
große Zugkraft aus. Es seien davon nur einige
Operetten genannt, die auch den Weg nach
Deutschland
[* 2] gefunden haben, wie denn
Clairville als das Vorbild der
Berliner
[* 3] Possendichter anzusehen ist: »Daphnis et
Chloe« (mit
Musik vonOffenbach),
[* 4]
(eigentlich
Klaj), 1)
Johannes, der erste, der mit einer deutschen
Grammatik (aus
LuthersSchriften
gegründet) ein etwas dauernderes Ansehen gewann. Geboren um 1530 zu
Herzberg an der
SchwarzenElster,
[* 10] studierte er in
Leipzig,
[* 11] war dann Schulmann zu
Goldberg,
Frankenstein,
Nordhausen,
[* 12] endlich seit 1573
Pfarrer zu Bendeleben in
Thüringen, wo er starb.
In seiner »Grammatica germanicae linguae« (Leipz.
1578), der
Frucht 20jährigen Fleißes, folgte er allerdings noch zu sklavisch der in der lateinischen
Grammatik üblichen
Weise, um nicht bedeutenden Mißgriffen ausgesetzt zu sein; doch ist ihr mancher richtige
Blick; große Sorgfalt und auch eine
gewisse praktische Brauchbarkeit nicht abzusprechen.
Da er stets in unmittelbarer Umgebung des
Kaisers war, so hatte er großen Einfluß, welchen er zur Unterdrückung
aller liberalen, besonders konstitutionellen, Bestrebungen und zur Geltendmachung der aristokratischen
Prärogativen zu benutzen
suchte. Er starb Sein Sohn
HeinrichJaroslaw,
Graf von Clam-Martinitz, geb. zu St.
Georgen in
Ungarn, studierte
die
Rechte und begann nach den Märzbewegungen von 1848 unter dem
GrafenStadion seine amtliche Laufbahn.
Er ward 1853 Statthaltereirat in
Ofen, im
Februar 1856
Hofrat und im Mai d. J.
Landespräsident zu
Krakau,
[* 20] schied aber 1859 aus
dem
Staatsdienst aus und ward 1860 in den »verstärkten
Reichsrat« berufen, in welchem er zu den eifrigsten Vertretern des
Prinzips der »historisch-politischen
Individualitäten« zählte. Als
Führer der tschechischen Adelspartei,
die sich in dem politischen Tagesblatt »Das Vaterland« ihr
eignes
Organ schuf, wirkte er namentlich für das Zustandekommen des sogen.
Oktoberdiploms, trat aber 1861 infolge des Februarpatents
zur
Opposition über und zwar zur föderalistischen
Partei.
Ihm wird auch die aristokratisch-föderalistische
Flugschrift »Sustine et abstine«
(»Ertrage und enthalte
dich«) zugeschrieben. 1861 zum
Präsidenten des
BöhmischenMuseums erwählt, schied er 1862 aus dem
Reichsrat und beschränkte
sich auf die Thätigkeit im böhmischen
Landtag.
Sein jüngerer
Bruder,
Richard,
Graf Clam-Martinitz, geb. welcher bis 1865 in der
Armee diente, ist der
Führer der tschechischen
Feudalen im österreichischen Abgeordnetenhaus.