die Gefangenschaft der Preußen. Inzwischen verlieh auch Papst Gregor IX. 1234 Preußen dem Deutschen Orden als Besitztum, und
obgleich der Bischof 1238 befreit worden, teilte 1243 der päpstliche Legat Wilhelm von Modena das Land zwischen Weichsel und
Memel in vier Diözesen, in denen der Besitzstand so geregelt werden sollte, daß der Orden zwei Teile,
der Bischof einen Teil des Landes erhielt. Christian, welcher diese neuen Verhältnisse nicht anerkennen wollte, geriet zunächst
mit dem Orden in Zwiespalt und fiel, da er der päpstlichen Weisung, sich eins der vier Bistümer zu wählen, nicht nachkommen
wollte, schließlich sogar in Ungnade bei dem apostolischen Stuhl. Er starb 1245.
Vgl. Ewald, Die Eroberung
Preußens durch die Deutschen (Halle 1872-74, 2 Bde.).
2) Christian (von Buch?), Erzbischof von Mainz, war aus Thüringen gebürtig, ward Propst von Merseburg, 1162 von Kaiser Friedrich I., den
er nach Italien begleitete, zum Reichskanzler ernannt und 1165, als der Erzbischof Konrad von Wittelsbach
sich gegen den Kaiser erhob, auf den Mainzer erzbischöflichen Stuhl gesetzt. Er war ein Mann voll Mut und Energie, der selbst
das Schwert führte, überhaupt sehr weltlich lebte und dabei die Sache des Kaisers gegen den Papst aufs entschiedenste vertrat.
Schon als Kanzler schützte er in Italien 1165 den kaiserlichen Gegenpapst Paschalis gegen Alexander III.;
Pfingsten 1167 schlug er eine weit überlegene römische Kriegsmacht bei Tusculum und bewirkte auf dem Reichstag zu Bamberg 1169 die
Wahl des vierjährigen Heinrich, Sohns von Friedrich, zum deutschen König. 1168 übernahm er eine diplomatische Sendung nach
Rouen, 1170 eine nach Konstantinopel. Dann führte er wieder die Sache des Kaisers in Italien, belagerte 1173,
freilich erfolglos, Ancona gemeinsam mit den Venezianern und war bei den Verhandlungen besonders thätig, die 1177 zum Abschluß
des Friedens zwischen Friedrich und Alexander in Venedig führten. Nun auch von Alexander im Besitz seiner erzbischöflichen Würde
anerkannt, führte er den mit dem Kaiser versöhnten Papst nach Rom zurück und schützte ihn wie dessen
Nachfolger Lucius III. gegen die widerspenstigen Römer. Er starb am Fieber in Tusculum, nachdem er noch durch seine
bloße Erscheinung die aufständischen Römer zum Rückzug veranlaßt hatte.
Vgl. Varrentrapp, Erzbischof Christian I. von
Mainz (Berl. 1867).
[* ] (Kristiania), norweg. Stift (früher Akershus oder Aggershus genannt) im südöstlichen Teil des Reichs,
grenzt im N. an das Stift Hamar, im W. an die Stifter Bergen und Christianssand, im S. an letzteres und an das
Skagerrak, im O. an Schweden und umfaßt jetzt, da seit 1862 das Stift Hamar nebst den Vogteien Bamble und Nedre Telemarken davon
abgetrennt sind, die vier Ämter: Akershus, Smaalenene, Buskerud, Jarlsberg mit Laurvik, ferner die Stadt
Christiania. Der Größe nach ist es jetzt das kleinste unter den sechs Stiftern Norwegens: 26,118 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 26,719
qkm = 485,2 QM.);
aber es umfaßt die fruchtbarsten und angebautesten Teile des Landes und ist daher von allen am besten bevölkert
(1876: 489,915 Einw.).
Die Bevölkerung treibt
Viehzucht, Ackerbau, Waldkultur, Fischfang, Schiffahrt und
Handel (s. unten). Es wird geteilt in 17 Propsteien mit 91 Pastoraten und 185 Gemeinden nebst 7 Kapellen.
Die gleichnamige Hauptstadt des Stifts (hierzu der Stadtplan) und zugleich des Königreichs, ganz umgeben von dem Amt Akershus,
mit einem Gebiet von 10 qkm, liegt im Hintergrund des malerischen, 110 km langen Christianiafjords (s. d.)
in einer schönen Gegend am Fuß des Ekebergs, von welchem man eine schöne und weite Aussicht hat. Die Stadt wird von dem
Flüßchen Akerselv durchflossen und umfaßt außer der eigentlichen Stadt, Opslo oder Gamle-Byen (»Altstadt«),
mehrere Vorstädte,
wie Piperviken, Ruselökken, Hammersborg, Grünerlökken, Sagene, Rodelökken, Grönland und Leret, welche
sich fortwährend vergrößern; 1857 zählten sie nur 808 und 1876 bereits 29,915 Einw. Die
Straßen der eigentlichen Stadt sind meist breit u. gerade, gut gepflastert und haben Trottoirs. Nur in den entlegenern Vorstädten
trifft man noch unregelmäßige Straßen und Hütten, die aber mehr und mehr Palästen weichen müssen.
Überall sind die Straßen mit Kloaken versehen und werden mit Gas erleuchtet; gutes und reichliches Trinkwasser erhält die
Stadt durch eine Wasserleitung, welche von einem hoch gelegenen See (Maridalsvandet genannt) ausgeht.
Das Klima von Christiania ist wegen der reinen, klaren Luft sehr gesund; die mittlere Jahrestemperatur beträgt
5,3° C., doch ist die Differenz zwischen der Temperatur des Winters (Januar -5°) und Sommers (Juli 16½° C.) groß. Von dem
Mittelpunkt der alten Stadt am Wasser gehen viele Straßen ab, wo man oft plötzlich von stattlichen, massiven Gebäuden auf
rauhe Felsen und Wiesenland kommt. Die breite Karl-Johanns-Gade, die unmittelbar nach der imposanten weißen
Fronte des königlichen Schlosses (Slottet) auf einer Anhöhe hinter der Stadt führt, ist jeder europäischen Hauptstadt würdig.
Außer der Kathedrale, »Vor Frelsers Kirke« genannt, besitzt die Stadt noch elf Kirchen. Unter den öffentlichen Gebäuden sind
die Börse, das Sitzungshaus des Storthings, das Rechtslokal und das Theater zu nennen. Auf dem alten Marktplatz
steht eine sehr hübsche Markthalle, ein Ziegelbau in halbbyzantinischem Stil. Das alte Schloß, der Sitz der norwegisch-dänischen
Könige bis 1719, existiert nur zum Teil noch; das neue, von Karl Johann erbaute ist ein großes, aber einfaches Gebäude.
Unfern dieses Schlosses ist eine zweite Markthalle neuerdings (1882-83) errichtet. Die Bevölkerung Christianias
ist in raschem Wachstum begriffen; sie betrug 1801 nur 8931, 1835: 24,045, 1855: 39,958, 1865: 65,514, 1876: 76,866 (ohne
die Vorstädte) und 1885 mit diesen 128,301 Einw. Die industrielle Thätigkeit in der Stadt
und Umgegend ist nicht unbedeutend;
in blühendem Betrieb stehen Baumwollspinnereien, Webereien, mechanische
Werkstätten, Papier- und Ölmühlen, Seifensiedereien, Branntweinbrennereien, Bierbrauereien, zahlreiche Sägemühlen, Ziegelbrennereien
etc. In Rücksicht des Handels ist Christiania die wichtigste Stadt des Landes und hat Bergen schon überflügelt.
In den sichern und
geräumigen Hafen, der freilich 3-4 Monate lang durch Eis unzugänglich ist, da man bei Ringene, 2 km von der
Stadt (oder, wenn auch dort Eis hindert, bei Dröbak) aus- und einladet, liefen 1881: 1148 Segelschiffe mit einer Tragfähigkeit