noch gelösten Kalksalze mit schwefelsaurem Natron. Die vom abgeschiedenen schwefelsauren Kalk getrennte Lösung verdampft man
stark, um vorhandenes Chlornatrium zu entfernen, und läßt dann kristallisieren. Das chlorsaure Natron bildet farblose, luftbeständige
Kristalle, löst sich leicht in Wasser und dient zum Drucken mit Anilinschwarz in der Zeugdruckerei.
(Dulongs explosives Öl) NCl3 entsteht beim Einleiten von Chlor in eine warme Salmiaklösung,
auch bei der Einwirkung von unterchloriger Säure auf Salmiak und, wenn man durch eine Salmiaklösung einen elektrischen Strom
leitet. Chlorstickstoff bildet eine ölartige, dunkelgelbe Flüssigkeit, riecht eigentümlich stechend, reizt Augen
und Nase heftig, ist sehr flüchtig, gefriert selbst bei hohen Kältegraden nicht und läßt sich bei 71° destillieren.
Bei einer Temperatur von 93-100° explodiert er mit äußerster Heftigkeit, besonders wenn er mit einer auch nur dünnen Wasserschicht
bedeckt ist; viel weniger heftig, wenn er völlig trocken ist. Er explodiert aber auch bei gewöhnlicher
Temperatur durch die bloße Berührung mit Phosphor, Selen, Arsen, Stickstoffoxydgas, konzentriertem kaustischen Kali und Ammoniak,
Baumöl und andern fetten und flüchtigen Ölen, selbst mit Kautschuk. Mit Wasser zersetzt er sich allmählich in Chlorwasserstoffsäure
und salpetrige Säure, bei Gegenwart eines Metalls entstehen ein Chlormetall und Stickgas. Chlorstickstoff wurde 1811 von
Dulong entdeckt.
[* ] HCl findet sich in den Gasen, welche manche Vulkane aushauchen, auch gelöst in Quellen, die auf vulkanischem
Boden entspringen, und entsteht direkt aus Chlor und Wasserstoff, welche sich im Sonnenlicht unter Explosion,
im zerstreuten Tageslicht allmählich, aber nicht im Dunkeln miteinander verbinden. Auch der elektrische Funke, Platinschwamm
oder eine Flamme bewirken die augenblickliche Vereinigung der beiden Gase. Chlorwasserstoff entsteht außerdem sehr allgemein bei Einwirkung
von Chlor auf wasserstoffhaltige Körper, von Sauerstoffsäuren auf Chlormetalle und oft auch bei der Zersetzung
von Chlorverbindungen durch Wasser.
Dargestellt wird er ausschließlich durch Behandeln von Chlornatrium (Kochsalz) mit Schwefelsäure, wobei schwefelsaures Natron
entsteht und Chlorwasserstoff entweicht. Chlorwasserstoff bildet ein farbloses Gas, riecht stechend, bildet an der Luft dichte Nebel, indem er die Feuchtigkeit
der Luft anzieht, besitzt das
spez. Gew. 1,255, so daß 1 Lit. 1,632 g wiegt; er ist nicht brennbar, reagiert
stark sauer und wird bei 10° durch einen Druck von 40 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet. Er wird durch
Hitze nicht zerlegt, gibt aber mit vielen Metalloxyden Chlorid und Wasser, mit Metallen Chlorid und Wasserstoff, und wenn man
ihn mit Sauerstoff oder Luft erhitzt, so entsteht Chlor und Wasser (s. Chlor).
Alkohol absorbiert sehr reichlich Chlorwasserstoff unter Bildung von Äthylchlorür; alkoholische Lösungen vieler Säuren liefern bei Behandlung
mit Chlorwasserstoff zusammengesetzte Äther. (Leitet man z. B. Chlorwasserstoff in alkoholische Benzoesäurelösung,
so entsteht Benzoesäureäthyläther.) Sehr energisch wird Chlorwasserstoff von Wasser absorbiert, und diese Lösung
bildet die Chlorwasserstoffsäure oder Salzsäure. Diese entsteht in sehr großen Mengen als Nebenprodukt in der Sodafabrikation,
wo man Chlornatrium mit Schwefelsäure zersetzt, um das erhaltene schwefelsaure Natron (Sulfat) durch Schmelzen mit Kohle und kohlensaurem
Natron in kohlensaures Natron zu verwandeln.
Die Sulfatbildung vollzieht sich in zwei Stadien. Die Arbeit beginnt in geschlossenen Schalen, aus welchen
die Gase entweichen, und wird im Muffel- oder Flammofen bei höherer Temperatur vollendet. Da reines Chlorwasserstoffgas sehr
leicht, mit Luft gemischtes aber viel schwerer von Wasser absorbiert wird, so muß man, wenn sämtlicher in einer Fabrik erzeugter
Chlorwasserstoff in Salzsäure von 20 oder 22° B. (für den Handel) verwandelt werden soll, die Sulfatbildung nur im
Muffelofen vornehmen, weil sich im Flammofen und namentlich bei der Feuerung mit Steinkohlen dem Chlorwasserstoff zuviel Luft beimengt und
dann nur schwache Säure von 2-4° B. erhalten wird.
Die Absorption des Chlorwasserstoffs durch Wasser geschieht in niedrigen, aus Sandsteinplatten (die eventuell
in Teer gekocht wurden) konstruierten, mit Wasser gefüllten und durch Röhren b miteinander verbundenen Trögen a
[* ]
(Fig. 1),
welche terrassenförmig aufgestellt werden. Der Chlorwasserstoff tritt in den untersten Trog ein u. strömt dem Wasser entgegen, welches
vom obersten Trog aus allmählich durch den ganzen Apparat fließt und den untersten Trog in Form starker
Salzsäure verläßt. Sehr häufig benutzt man statt der Tröge auch Woulfesche Flaschen (Bombonnes, Touries,
[* ]
Fig. 2) aus Steinzeug,
die bis 300 Lit. fassen, in großer Zahl durch Röhren zu Strängen verbunden und ebenfalls terrassenförmig aufgestellt werden,
damit auch in ihnen der Gasstrom einem Wasserstrom begegnen kann. Diese Apparate reichen, namentlich bei
sehr großem Betrieb, nicht aus und werden daher meist nur in Verbindung mit 1,5-36 m hohen, aus Sandsteinplatten konstruierten
Kokstürmen angewandt, in welchen Wasser in seiner Verteilung über Koks herabrieselt, während Chlorwasserstoff unten in den Turm