Köln, um dort einen zoologischen Garten anzulegen. Dies Institut entwickelte sich unter seiner Leitung so glücklich, daß
man seinen Beirat für andre zoologische Gärten überall suchte und ihn 1869 nach Berlin berief, um den dortigen, in gänzlichen
Verfall geratenen zoologischen Garten zu reorganisieren. Dieser Aufgabe genügte er in solchem Maß, daß
der Berliner Garten schon nach kurzer Zeit mit den ersten derartigen Instituten rivalisieren konnte. Er erzielte namentlich
auch in Bezug auf Akklimatisation und Züchtung (Löwen) die günstigsten Resultate. Außerdem war Bodinus für die Zwecke des Deutschen
Fischereivereins und für Belebung der Taubenliebhaberei thätig. Er starb
Luigi, ital. Statistiker, geb. zu Mailand, promovierte 1861 in Pisa und bereiste dann, mit einer Unterstützung
der Regierung, behufs weiterer Ausbildung das Ausland. Nach seiner Rückkehr ward er 1864 Professor der Nationalökonomie am königlichen
Technikum zu Livorno, 1867-68 Professor am königlichen Technikum in Mailand und darauf vier Jahre lang
Professor der Statistik und Handelsgeographie an der königlichen höhern Handelsschule zu Venedig.
Als Maestri, der Schöpfer des königlich italienischen Statistischen Büreaus, 1872 starb, ward an seine Stelle als Direktor
dieses Büreaus nach Rom berufen. Von der großen internationalen Statistik hat Bodio 1876 die »Statistique internationale des
caisses d'épargne« herausgegeben. Ferner schrieb er: »Saggio sul commercio esterno terrestre e marittimo
del regno d'Italia« (Flor. 1865);
»Dei documenti statistici del regno d'Italia« (das. 1867);
»Dei rapporti della statistica
coll' economia politica e colle altre scienze affini« (das. 1869);
außerdem gibt er seit 1876 mit Correnti, Boselli u. a.
das »Archivio di statistica« heraus.
Osip Maximowitsch, Slawist, geb. 1808 in Kleinrußland, studierte in Moskau, bereiste zu Ende der 30er Jahre
im Auftrag der russischen Regierung die slawischen Länder, um die Sprachen, die Litteratur und Ethnographie derselben zu studieren,
und wurde nach seiner Rückkehr Professor in Moskau, wo er 1878 starb. Seine Hauptarbeit war die Herausgabe
der inhaltreichen »Abhandlungen der Moskauer Gesellschaft der russischen Geschichte und Altertümer« (1846-49 und 1858-78).
Von seinen eignen Schriften sind »Über die Volkspoesie der slawischen Stämme« (1837) und »Über die Zeit des Ursprungs der
slawischen Schrift« (1855) hervorzuheben.
(spr. boddli), Sir Thomas, engl. Staatsmann und Gelehrter, geb. zu
Exeter, floh mit seinen Eltern unter der Königin Maria nach Deutschland und von da nach Genf,
kehrte erst unter Elisabeth nach England
zurück, studierte in Oxford, machte größere Reisen und ward von Elisabeth zu Missionen nach Dänemark, Frankreich, Holland und
an mehrere deutsche Höfe verwendet. 1597 schied er aus dem Staatsdienst und begab sich nach Oxford, um
der Erweiterung der dortigen Universitätsbibliothek (nach ihm die Bodleyanische genannt) Zeit und Vermögen zu widmen. Er
ließ in allen Ländern seltene und wertvolle Werke aufkaufen und soll darauf gegen 200,000 Pfd. Sterl.
verwendet haben; außerdem setzte er in seinem Testament ein Kapital zur Besoldung der Bibliothekare und
Aufseher aus. Er starb Die Bibliothek enthielt nach der Zählung von 1867 in runder Summe 350,000 gedruckte Bücher
und 25,000 Manuskripte. Über ihre Geschichte vgl. Macray, Annals of the Bodleian library (Oxford 1868). Bodleys Briefe und
andre Schriften hat
Hearne herausgegeben unter dem Titel: »Reliquiae Bodleianae« (Lond. 1703).
Dorf im bad. Kreis Konstanz, am Überlinger See, mit (1880) 917 Einw. und der Ruine des alten Schlosses Bodmann, das
zur Zeit der Karolinger ein königliches Besitztum war.
Nach ihm ward im Mittelalter der Bodensee benannt.
1) Johann Jakob, schweizer. Dichter und Litterator, geb. zu
Greifensee bei Zürich
als Sohn eines Predigers, begann Theologie zu studieren, widmete sich vorübergehend (zu Bergamo) der Kaufmannschaft,
kehrte 1719 nach Zürich
zurück, wo er nun einen Teil seiner Zeit der Züricher Staatskanzlei, den übrigen seinen von Jugend aus
mit Vorliebe gepflegten litterarischen und historischen Studien widmete. Im J. 1725 erhielt Bodmer den Lehrstuhl
der helvetischen Geschichte in Zürich
und ward um dieselbe Zeit Miteigentümer einer Buchhandlung und Buchdruckerei. 1735 ward er
Mitglied des Großen Rats. In hohem Alter legte er 1775 seine Lehrstelle nieder und zog sich auf sein Gut
in der Nähe von Zürich
zurück, wo er starb.
Mit Breitinger, Zellweger, Zollikofer, Heinr. Meister und Keller von Muri begründete Bodmer 1721 die Wochenschrift »Die Diskurse der
Maler«, in welcher sich die ersten schüchternen Anfänge einer Anschauung der Dichtung zeigten, welche über die platteste
und nüchternste Gelehrtenpoesie hinauswuchs. Auch die Schriften: »Von dem Einfluß und Gebrauche der Einbildungskraft
zur Ausbesserung des Geschmacks« (Frankf. u. Leipz. 1727),
»Von dem Wunderbaren in der Poesie« (Zürich
1740) und die »Kritischen Betrachtungen
über die poetischen Gemälde der Dichter« (das. 1741) durften in jener Zeit für ästhetische
Fortschritte gelten. Bodmer verteidigte darin die Rechte der Phantasie gegen die verständige Natürlichkeit
und die starre Kunstregel. Von dem Satz ausgehend, daß ein poetisches Gemälde die höchste Aufgabe der Dichtkunst sei und
in der künstlerischen Nachahmung der Natur bestehe, untersucht er die Stoffe, die dazu angewendet werden können, und prüft
die Kunstmittel, deren sich die Dichter zu ihren Darstellungen bedienen.
Einzelne Punkte sind in den zahlreichen »Streitschriften« (Zürich
1741-44) ausführlicher
behandelt. Gottsched, der Leipziger Geschmacksdiktator, hatte anfangs das Streben der Schweizer mit Interesse beobachtet und begünstigt;
als aber diese gegen seine eigne unfruchtbare Verstandestheorie zu Felde zogen, trat er an die Spitze ihrer Gegner,
und es entspann sich ein erbitterter gelehrter Krieg, der insofern von Bedeutung für die Entwickelung der deutschen Litteratur
wurde, als die Schweizer durch ihren Hinweis auf Milton und die Engländer, auf das klassische Altertum, bei vielen Irrtümern
und Einseitigkeiten, im ganzen kräftig anregend wirkten.
Für Klopstock ergriff Bodmer entschieden und begeistert Partei, ja er suchte sich in dessen Sinn zum Dichter
aufzuschwingen und ward durch das persönliche Mißverhältnis, welches bei Klopstocks Anwesenheit in Zürich
(Sommer 1750) eintrat,
in seinem Enthusiasmus für die »heilige« Dichtung des Messias nicht irre gemacht. Seine epischen Dichtungen: »Noah« (Frankf.
u. Leipz. 1750, später »Noachide«
genannt),
»Jakob und Joseph« (1751),
die »Sündflut« (1755) waren freilich nur schwache Nachklänge der
Messiade, und seine dramatischen Produkte: »Timoleon« (1768),
»Cajus Gracchus« (1773),
»Wilhelm Tell« (1775),
»Arnold von Brescia
in Zürich"
(1775) etc. erwiesen den Mangel aller dramatischen Begabung. Noch in seinem 80. Jahr gab er eine Übersetzung der »Ilias«
und der