Sie ging bald ans Gymnasetheater, lebte dann in
Paris, bis sie 1866 wieder im
Théâtre de
la PorteSt.-Martin
auftauchte, auf dessen
Bühne sie unter angenommenem
Namen selbst im
Chor mitwirken mußte. 1867 siedelte sie ins Odéontheater
über, auf dem sie in
CoppéesSchauspiel
»Passant« als Zanetto und als
Königin in
VictorHugos »Ruy
Blas« einen durchschlagenden
Erfolg errang. Allein noch einmal legten sich die Verhältnisse hemmend zwischen sie und ihre nachmalige
Berühmtheit.
Später kehrte sie wieder zu dauerndem Aufenthalt nachParis zurück und führte eine Zeitlang selbst
Direktion,
jedoch mit so geringem Erfolg, daß sie auf Jahre hinaus verschuldet ist. Als Schauspielerin ist sie jedenfalls ein großartiges
Talent, ausgerüstet mit durchdringendem
Geiste, doch leider mit nur geringer physischer
Kraft,
[* 10] was in leidenschaftlichen
Stellen
störend hervortritt.
IhreStimme besitzt eine ungewöhnliche Weichheit und melodische Reinheit, ihre schlanke
Figur ist von sprichwörtlich gewordener
Magerkeit, ihr feines
Gesicht
[* 11] trägt den
Ausdruck des
Leidens.
DoñaSol in
VictorHugos
»Hernani« gilt als eine ihrer vorzüglichsten
Rollen.
[* 12] Die schauspielerische Bedeutung der Bernhardt wird übrigens noch übertroffen
von ihrer nahezu kindischen
Eitelkeit und raffinierten Reklamesucht. Vermählt ist sie seit April 1882 mit
einem mittelmäßigen
Schauspieler, Daria (eigentlich
Jacques d'Amala).
Vgl. Clamant,Biographie de S. Bernhardt (1879);Colombier,
Le
[* 13] voyage de S. en Amérique (1881).
(Bernia),
Francesco, ital. Dichter, geboren gegen Ende des 15. Jahrh.
zu Lamporecchio im Toscanischen als Sprößling einer adligen, aber armen
Familie. Nach einer in großer Dürftigkeit verlebten
Jugend trat er in seinem 20. Jahr zu
Rom
[* 20] in die
Dienste
[* 21] seines Verwandten, des
KardinalsBibbiena (s. d.),
nach dessen
Tod in die seines
Neffen Angiolo und wurde schließlich
Sekretär
[* 22] beim Datario
Ghiberti,
Bischof von
Verona,
[* 23] bei welchem
er sieben Jahre blieb.
Sein Hang zur Ungebundenheit und zu Genüssen, besonders aber seine rücksichtslose Spottlust, welche
auch die höchsten geistlichen Würdenträger nicht verschonte, verhinderten ihn jedoch, sich eine gesicherte
und behagliche
Existenz zu verschaffen, während sein
Witz, seine heitere
Laune und seine poetischen
Talente ihm
Freunde und
Ruhm
erwarben. Berni war eins der angesehensten Mitglieder der 1527 gestifteten Accademia de' Vignajuoli, zu welcher die
bedeutendsten damals inRom lebenden Dichter gehörten.
Der Verlust seiner
Habe bei der
PlünderungRoms 1527 verleidete ihm den Aufenthalt daselbst, und er begab sich nach
Florenz,
[* 24] wo er von den Einkünften eines ihm zugefallenen Kanonikats lebte und des
Schutzes des
KardinalsHippolyt von
Medici und des
Herzogs Alessandro genoß. Die
Verbindung mit diesen wurde jedoch verhängnisvoll für Berni. Denn als der
Herzog ihm zumutete, den
Kardinal zu vergiften, und Berni sich dessen weigerte, soll er von jenem selbst
Gift bekommen haben, woran
er 1536 starb.
Bernis Hauptwerk ist sein
»Orlando innamorato« (zuerst Vened. 1541 u. öfter;
am besten
Flor. 1827-28, 2 Bde.), eigentlich nur
eine Überarbeitung des Gedichts von
Bojardo (s. d.), bei welcher er, ohne an dem
Stoff selbst oder am
Gang
[* 25] der
Erzählung irgend
etwas zu ändern, nur
Sprache,
Stil und Versifikation des Gedichts verbesserte und demselben einen scherzhaften, oft sogar
burlesken
Ton verlieh. Nur die schönen Anfänge der
Gesänge gehören Berni ganz zu eigen. Wegen der Reinheit,
Anmut und
Eleganz der
Sprache und des Versbaues wird jedoch dieser Bernische
»Orlando« als klassisch betrachtet, hat das Originalgedicht
bis auf die neuere Zeit fast ganz in Vergessenheit gebracht und wird von den Italienern nur dem
»Orlando furioso« des Ariost
nachgestellt. Nächstdem ist Berni besonders berühmt
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