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Wohnräumen, bezweckt, treten das slawische, mitteldeutsche und bayrische Alpenhaus auf, welchen sich in Süddeutschland und in der daran grenzenden Alpenregion das schwäbische oder Schweizerhaus in seinen verschiedenen Abarten anreiht.
1) Das westfälische oder sächsische Bauernhaus
[* 1] (Fig. 1) gruppiert die für
Menschen, Viehstand und Vorräte bestimmten, sämtlich
unter Einem
Dach
[* 2] untergebrachten
Räume um einen zu den verschiedensten
Arbeiten bestimmten Mittelraum,
die
Diele (Deile) oder
Ähre, dessen
Mittelpunkt der
Herd bildet. Gewöhnlich sind die Wohnräume an der einen Schmalseite, die
Stallungen an den beiden Langseiten so angebracht, daß die zwischen denselben gelegene
Diele eine T-förmige Gestalt erhält
und mit drei Eingängen, zweien an den beiden Langseiten und einem an der andern Schmalseite, versehen
werden kann.
Vor dieser letztern befinden sich die Düngerstätten, im Dachraum die Vorräte. Bauernhäuser dieser Art finden sich noch heute in Westfalen, [* 3] Hannover, [* 4] Pommern, [* 5] Mecklenburg [* 6] und Schleswig-Holstein [* 7] (Fig. 2, 3, 4). In der Nähe des Haupthauses, jedoch von ihm getrennt, befinden sich die kleinern Häuser der Knechte, Heuer, Gärtner oder der betagten Eltern (Altsitzer), welche, gleich den Häusern der Kleinbauern (Köter, Kotsassen), sich in ihrem Plan durch nichts andres von den größern Häusern unterscheiden als durch die dem geringern Bedürfnis angemessene Verkleinerung der Wirtschaftsräume, insbesondere der Viehstände.
2) Das slawische Bauernhaus
(wendisches Bauernhaus
,
[* 8]
Fig.
5) enthält zwar eine kleinere
Hausflur, auf derselben aber noch den
Herd, während die
Stallung und die Dreschtenne schon von
ihm abgeschieden sind.
Noch jetzt finden sich derartige
Bauernhäuser im tschechischen
Böhmen,
[* 9] in der wendischen
Lausitz und
vereinzelt in den früher von
Slawen,
Sorben und
Wenden bewohnten Gegenden von
Preußen,
[* 10]
Sachsen
[* 11] und
Thüringen.
3) Das mitteldeutsche Bauernhaus
(fränkisches Bauernhaus
,
[* 8]
Fig. 6) besitzt
zwar noch eine
Hausflur; der
Herd ist aber von derselben durch eine Scheidewand getrennt, also in eine
Küche verlegt. Sowohl
die
Stallungen als die
Scheune grenzen nicht mehr dicht an die Wohnräume an und sind oft mit besondern
Eingängen versehen. Wo das
Haus an einem Bergabhang liegt, ist es bisweilen mit dem die
Stallung enthaltenden Teil in den
Berg hineingeschoben, so daß die
Scheune ihren Eingang nicht selten im obern
Stock erhält.
Beispiele solcher
Häuser finden
sich noch im sächsischen
Erzgebirge, im
Westerwald, in
Franken und
Deutsch-Böhmen.
4) Das oberdeutsche Bauernhaus
(bayrisches Alpenhaus,
Schwarzwälder Bauernhaus
,
[* 8]
Fig. 7) zeigt, wenn auch alle
Räume noch unter Einem
Dach
vereinigt sind, die vollständige Trennung der
Wohnung, welche außer mehreren Wohnräumen eine kleinere
Hausflur mit dem Haupteingang
gewöhnlich auf einer Schmalseite und eine eigne
Küche besitzt, von
Stallung und
Scheune, von denen erstere
einen Eingang sowohl von der
Hausflur als von außen, letztere ihre besondere Einfahrt an der dem Hauptzugang zur
Wohnung gegenüberliegenden
Schmalseite hat.
5) Der thüringisch-fränkische Bauernhof [* 8] (Fig. 8) vollzieht die Trennung der einzelnen Baulichkeiten entweder teilweise, indem er sie, im Innern geschieden, um einen unbedeckten großen Hofraum aneinander reiht, oder vollständig, indem er jene den verschiedenen Wirtschaftszwecken entsprechenden Baulichkeiten einzeln aufführt. Im erstern Fall bleibt ein gewisser Zusammenhang gewahrt, indem die Gebäude in eng geschlossener Reihe den Hof [* 12] umziehen, insbesondere der Stall unmittelbar, meist auf derselben Seite des Hofs, an das Wohnhaus, [* 13] die Scheune aber, meist auf der andern Seite des Hofs, an den Stall angebaut ist. Im zweiten Fall erfolgt die Trennung auch des Stalles vom Wohnhaus, welches entweder mit der Scheune verbunden, oder auch von ihr getrennt wird. In beiden Fällen erhält die vierte, mit Gebäuden nicht besetzte Seite eine Haupteinfahrt, während die übrigen Grenzen [* 14] des Hofraums mit Zaun oder Mauer abgeschlossen werden, die Düngerstätte aber ihre Lage inmitten oder zur Seite des Hofs in möglichst geringer Entfernung von den Ställen. Die Wohnung enthält meist eine kleinere Flur mit den Treppen, [* 15] auf welchen man in den Keller und Dachraum gelangt, sowie mit einer kleinen, Sommerherd und Backofen enthaltenden Küche, die große, mit Kochofen und Ofenbank ausgestattete Wohnstube, Schlaf-, Vor- und Mägdekammer. Die vorbeschriebenen Anlagen finden sich mit mancherlei Modifikationen vorzugsweise in Rheinpreußen, der Pfalz, Oberhessen, Kurhessen und Thüringen.
6) Das schwäbische und schweizerische Bauernhaus
(Fig. 9) unterscheidet sich von
den zuvor besprochenen
Häusern durch die beinahe durchgängige
Anlage zweier
Stockwerke für die
Wohnungen,
zu deren über den Kellerräumen befindlichem untersten
Stockwerk frei liegende, vom
Dach überragte
Treppen und Seitenlauben
führen; dasselbe enthält die meist gegen
Süden angelegte Wohnstube mit dem Kachelofen und einem an zwei Seiten mit festen
Bänken umgebenen
Tisch, eine Schlafstube und die
Küche mit zwei einarmigen, zu den Kellerräumen und zu
dem obern
Stockwerk führenden
Treppen, welch letzteres außer den Bodenräumen zwei am vordern
Giebel angebrachte Schlafkammern
enthält. Neben diesem fast in allen deutschen Teilen der
Schweiz
[* 16] angenommenen
Typus des
Wohnhauses findet sich vorzugsweise
im
Berner Oberland noch derjenige verbreitet, welcher die
Küche in das
Zentrum des
Hauses verlegt, von welcher
nebst dem kurzen anstoßenden
Gang
[* 17] aus man Zutritt zu den umliegenden
Zimmern und
Kammern hat.
Während in der Zentralschweiz und in höher liegenden Thälern und Gebirgsgegenden das Wohnhaus meist von dem Heuspeicher und der Stallung getrennt ist, schließen sich in den Kantonen des Flachlandes, besonders im Aargau, auch im Engadin, Scheuern und Stallungen unter gleichem Dach an die Giebelseite des Hauses an. Hier wiederholt sich auf der Traufseite des Hauses nicht selten die ganz gleiche Einrichtung in umgekehrter Ordnung für eine zweite Familie und deren Viehstand.
Dann bildet die eine von den Wohnzimmern der beiden Familien begrenzte Traufseite die Hauptfronte gegen den Hofraum. Seitwärts vom Eingang, vor der Stallung und mit gemeinsamer Dunggrube, ist wegen der hier meist fehlenden Seitenlauben der Abort in Verbindung mit dem Schweinestall unter dem weit ausladenden Strohdach mit besonderm Dach versehen. Oft liegt auch die Tenne in der Mitte des Hauses über den Stallungen, und man fährt, wie bei den Häusern im Schwarzwald und bayrischen Hochland, auf einer gemauerten Rampe über eine hölzerne oder gewölbte Brücke [* 18] in den hohen Dachraum. Kleinere, zur Aufbewahrung von Erzeugnissen der Landwirtschaft und Viehzucht [* 19] bestimmte Gebäude, wie Käse- und Obstspeicher, werden zum Schutz gegen Feuersgefahr meist frei stehend rings um die Wohnung angelegt. Was die Bauart betrifft, so bestehen die Wandungen der Häuser entweder aus dicht ¶