Anstalt zu erfreulicher
Blüte,
[* 1] und anderwärts, besonders in
Deutschland
[* 2] und in der
Schweiz,
[* 3] wurden
»Philanthropine« nach ihrem
Muster in ziemlicher Anzahl gegründet; aber schon die 1775 unter großem
Geräusch abgehaltene erste öffentliche
Prüfung
fand sehr verschiedene Beurteilung, und Basedow selbst hielt bei dem Werk, welches er ins Dasein gerufen hatte,
nicht lange aus. Nach vielen
Händeln, besonders mit seinem Mitarbeiter
Wolke, legte er schon 1776 die
Direktion der Anstalt
nieder und lebte seitdem bald in
Dessau,
[* 4] bald in
Leipzig,
[* 5]
Halle,
[* 6]
Magdeburg.
[* 7]
Basedow, von seinen Zeitgenossen oft über
Gebühr gepriesen, ist von der Nachwelt bisweilen unterschätzt worden. Er war ein reichbegabter,
anregender
Geist und erfüllt von aufrichtiger
Begeisterung für das erkannte
Gute, namentlich für das
Wohl der Menschheit.
Leider fehlten ihm Selbstbeherrschung,
Ausdauer und fester sittlicher Halt, lauter
Eigenschaften, welche derPädagog
zu einer gedeihlichen Ausübung seines
Berufs am wenigsten entbehren kann. Bekannt ist die
Parallele,
[* 8] welche
Goethe in
»Wahrheit
und
Dichtung« zwischen und
Lavater, seinen beiden Begleitern auf einer Rheinreise (1774), entwirft. In religiöser Beziehung
war Basedow leidenschaftlicher Rationalist und Anhänger der natürlichen
Religion, welche er für den wahrenKern
des
Christentums hielt; auch auf diesem Gebiet beeinträchtigte der Mangel an Gemütstiefe sein Wirken.
Auf dem Gebiet der
Pädagogik ist trotz allem die Nachwirkung seiner Anregungen eine sehr bedeutende und nach der kritischen
Ausscheidung seiner
Einseitigkeiten eine im ganzen heilsame gewesen.
Vgl. Rathmann, Beiträge zur Lebensgeschichte Basedows
(Magdeb. 1791);
Krankheit, charakterisiert durch abnorm schnelle
Bewegung des
Herzens, Anschwellung der
Schilddrüse
(Kropf)
und Hervortreten der
Augen aus ihren
Höhlen
(Glotzauge), führt ihren
Namen nach einem
MerseburgerArzt, welcher
sie 1840 beschrieb. Über den Zusammenhang der angeführten
Symptome ist man nicht klar. Die Hervortreibung des Augapfels
ist meist doppelseitig und manchmal so beträchtlich, daß das
Auge
[* 9] überhaupt nicht mehr geschlossen werden kann und daher,
seines natürlichen
Schutzes durch die Augenlider beraubt, der Sitz hartnäckiger und gefährlicher
Entzündungen
wird.
Die basedowsche Krankheit kommt in Gegenden, wo der
Kropf endemisch ist, seltener vor als in solchen, wo er nur vereinzelt beobachtet wird.
Ganz überwiegend wird das weibliche
Geschlecht von der
Krankheit ergriffen, namentlich zur Zeit der Pubertätsentwickelung
oder im
Wochenbett und bei
Bleichsucht. Nicht selten tritt die
Krankheit ganz plötzlich, z. B. nach einem
Schreck, nach sehr schwerer
Arbeit, ein, und danach scheint das
Wesen der Basedowschen Krankheit in einer
Störung des sympathischen
Nervs zu beruhen, von welcher das
Glotzauge, die Schilddrüsenanschwellung und
die beschleunigte Herzaktion sich recht wohl
würden ableiten lassen. Die
Krankheit endet unter Zunahme der
Erscheinungen zuweilen sehr schnell unter
großer Beängstigung und Gehirnzufällen, meist allmählich unter
Verfall der
Ernährung und der
Kräfte mit dem
Tod. Bei frischern
Fällen tritt aber auch vollständige
Heilung ein, wobei freilich der
Kropf nicht immer ganz zurückgebildet wird. Die besten
Erfolge sind durch eine kräftigende
Diät,
Eisenpräparate,
Seebäder u. dgl. erzielt worden.
(spr. basäjack),Jean, Wundarzt, geb. 1703 zu Poevastruc bei
Tarbes, Leibchirurg des
Erzbischofs von
Bayeux,
trat 1729 als
Jean de
Saint-Come in den
Orden
[* 10] der Feuillants, stiftete 1758 ein
Spital und starb 1781. Er ist Erfinder
des gekrümmten
Trokars zur Anbohrung der
Blase bei Urinverhaltungen, machte die Steinextraktion lange vor
David und verbesserte
den Blasenschnitt durch das 1743 von ihm erdachte Steinschnittmesser. Er schrieb: »Recueil de pièces importantes concernant
la taille par le lithotome caché« (Par. 1751);
»Nouvelle méthode d'extraire la pierre
par-dessus le pubis« (das.
1779) u. a.
[* 11] ein
Kanton
[* 12] der nördlichen
Schweiz, grenzt nördlich und nordöstlich an das Großherzogtum
Baden,
[* 13] östlich an den Kanton Aargau,
südlich an Solothurn,
[* 14] westlich an die Kantone Solothurn,
Bern
[* 15] und an
Frankreich und hat ein
Areal von 457,5 qkm (8,4 QM.)
mit (1880) 124,372 Einw. deutscher Abstammung und vorwiegend
protestantischer
Konfession (31,397 Katholiken). Das Land bildet eine jurassische
Abdachung, die sich allmählich zur Rheinebene
verflacht, und deren Thalgewässer hauptsächlich durch die
Ergolz und die
Birs zum Hauptstrom geführt werden.
Die höchsten
Punkte messen etwa 1040 m. Der
Landbau ist durch fruchtbaren
Boden und meist mildes
Klima
[* 16] begünstigt, vermag aber
angesichts rauherer Berghöhen nicht, den Getreidebedarf zu decken. Man baut viel
Gemüse, Kirschen (zur Ausfuhr und zur Bereitung
von
Kirschwasser) und ziemlich viel
Wein. Das
Holz
[* 17] reicht für den
Bedarf nicht aus. Die
Viehzucht
[* 18] (zunächst
Rinder)
[* 19] wird auf
dem
Jura alpenwirtschaftlich betrieben; verhältnismäßig stärker ist der Bestand von
Schweinen und
Schafen,
immerhin auch hier ohne ausreichende Nachzucht.
In der Stadt Basel arbeiten 1500, auf dem Land gegen 8000 Bandstühle. Der Industriebezirk erstreckt sich fast über
das ganze
Baseler Gebiet wie auch über die Umgegenden. In glatten
Bändern hat Basel die französische
Industrie
überflügelt, in façonnierten, was den
Preis, nicht aber, was
Appretur und
Dessin betrifft. Die Bandfabrik von H. F. Sarasin
ist das größte Etablissement dieser Art in der
Welt. In
Verbindung mit der
Weberei
[* 24] blüht auch die Seidenfärberei.
Ferner
verfertigt man verschiedene seidene und halbseidene Kleiderstoffe, und ansehnliche Florettspinnereien
exportieren bedeutend nach
England und
Frankreich.
In politischer Hinsicht zerfällt Basel seit 1833 in zwei
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