Bangka
(Banka), den Niederländern gehörige Insel in Ostindien, [* 1] südöstlich von Sumatra, von dieser durch die 11-27 km breite Bangkastraße wie im SO. durch die Gasparstraße von Billiton geschieden (s. Karte »Hinterindien«), [* 2]
hat bei verschiedener Breite [* 3] 252 km Länge von NW. nach SO. und bildet mit einigen in der Nähe gelegenen Eilanden (Lepar etc.) die niederländische Residentschaft Bangka mit einem Areal von 12,681 qkm (23,7 QM.) und (1883) 70,877 Einw. (50,021 Malaien, 20,495 Chinesen, 204 Europäer, 145 Araber). Der Boden ist im allgemeinen eben oder hügelig; nur hier und da erheben sich isoliert stehende Berge, deren höchster der Maras (700 m) ist. Die vorherrschende Gebirgsart auf Bangka ist Granit, im übrigen besteht der Boden aus Sand und eisenhaltigem Lehm. Hauptmineral ist Zinnerz, das im Granit in reichen Gängen vorkommt, aber auch im Flachland, mehr oder weniger tief unter der Erdoberfläche, in Gestalt von Zinnsand enthalten ist und den hohen Wert der Insel für die Niederlande [* 4] bedingt (s. unten). In geringerer Menge kommt auf auch Magneteisen vor.
Die Produkte des Tier- und Pflanzenreichs sind dagegen von geringerer Bedeutung, und auch der Feld- und Gartenbau ist so dürftig, daß die Insel der Zufuhr bedarf. Weder Pferde [* 5] noch Büffel sind auf Bangka zu finden. Von Fruchtbäumen finden sich nur einige Bananen und der Durionbaum (Durio zibethinus). Die großen Wälder, welche ehedem Berge und Ebenen bedeckten, sind bei dem Anlegen der Bergwerke und behufs der Gewinnung von Holzkohlen zur Ausschmelzung der Zinnerze rücksichtslos verwüstet worden, so daß sich jetzt schon Holzmangel fühlbar macht.
Die eingebornen Malaien sind körperlich schwach, ohne Intelligenz und Betriebsamkeit; nur im Flechten [* 6] von Matten, Säcken etc. aus den Blättern einer Rhizophore sowie in der Verrichtung von Zimmer- und Schmiedearbeit zeigen sie sich nicht unerfahren. Früher in den Wäldern umherschweifend, wurden sie im Lauf des 19. Jahrh. von der Regierung gezwungen, in Dörfern (Kampongs) festen Wohnsitz zu nehmen, und widmen sich seitdem der Reiskultur. Sie sind zum Teil noch Heiden, zum Teil zum Islam bekehrt, ohne dabei heidnischen Ansichten entsagt zu haben.
Ihre Hauptnahrung ist Reis mit spanischem Pfeffer und Drassi, ein aus Krebsen und kleinen Fischen zusammengekneteter, scharf gesalzener Teig. Die Chinesen leben in abgesonderten Dörfern als Gewerbtreibende oder Händler, hauptsächlich jedoch mit der Ausbeutung der Zinngruben beschäftigt, und bilden daher für die Regierung, die das Monopol des Bergbaues hat, den wichtigsten Teil der Bevölkerung. [* 7] Die Zinngruben sind unter freiem Himmel [* 8] gegraben, mitunter bis zu 13 m Tiefe und bis 260 und 280 m Länge, und die Erzgewinnung wird nach altem Herkommen auf eigentümliche Weise durch Auswaschen des ausgeworfenen Erdreichs bewerkstelligt.
Die jährliche Ausbeute an Zinn beläuft sich durchschnittlich auf 4-5 Mill. kg (1882: 4,294,228 kg), die überallhin, besonders nach China [* 9] und Indien, ausgeführt werden. Eine sonstige Ausfuhr findet nicht statt; die Einfuhr besteht außer Reis und Salz in [* 10] einigen europäischen und chinesischen Handelsartikeln. Hauptort und Regierungssitz ist Muntok im NW. der Insel, mit einem schönen Fort, lebhaftem Handel und 3000 Einw. An der Südostküste liegt die Insel Lepar, am Südeingang der Bangkastraße die von großen Bänken umgebene Insel Lucepara. Die Insel Bangka gehörte ursprünglich zum Staat Palembang (auf Sumatra), 1608 kam sie unter die Oberhoheit der Niederländisch-Ostindischen Kompanie. Die Entdeckung des Zinnerzes geschah 1710 durch Zufall. 1812 mußte an die Engländer abgetreten werden, kam aber durch Traktat vom an die Niederlande zurück.
Vgl. Mohnike, und Palembang (Münst. 1874).