(griech. Athenäon), ursprünglich
Tempel,
[* 3] Heiligtum der
GöttinAthene;
[* 4] dann Bezeichnung höherer
Bildungs-
und Unterrichtsanstalten. Das erste Athenäum zu
Rom
[* 5] stiftete
KaiserHadrian um 133-136. Eine Anzahl
Lehrer, namentlich für
Philosophie
und
Beredsamkeit,
war an demselben angestellt; auch die seit
Augustus üblich gewordenen öffentlichen Vorlesungen
neuer Dichter- und Gelehrtenwerke wurden hierher verlegt. Die Anstalt, später auch
Schola romana genannt, bewahrte ihren
Ruf bis ins 5. Jahrh. Auch in den
Provinzen, z. B. in
Lyon
[* 6] und
Nîmes, wurden ähnliche Athenäen gegründet.
(PallasAthene genannt), in der
Mythologie der Griechen die ewig jungfräuliche Tochter des
Zeus
[* 10] (daher Parthenos,
»Jungfrau«),
aber ohne eigentliche
Mutter, da der Göttervater nach der verbreitetsten
Sage seine von ihm
schwangere erste Gemahlin, die
OkeanideMetis
(»Klugheit«),
aus
Furchtvor derGeburt eines
Sohns, der mächtiger als er selbst
werden könne, verschlungen hatte, woraus zur betreffenden Zeit aus seinem von
Hephästos
[* 11] mit einem
Beil gespaltenen
Haupte
die
Göttin in voller
Rüstung
[* 12] hervorsprang. Nach kretischer
Sage war sie aus einer von
Zeus zerteilten
Wolke
hervorgegangen. Dem entgegen weist ihr alter Beiname
Tritogeneia, die »aus dem
Triton,
[* 13] der rauschenden
Flut, Entsprossene«,
auf einen Ursprung aus dem
Wasser, d. h. dem
Okeanos, hin, aus dem ja nach
Homer alle
Dinge und alle
Götter entsprungen sind,
und damit hängt ihre Verehrung an
»Triton« benannten
Bächen und
Seen mancher Gegenden zusammen, mit welchen
ihre
Geburt in
Verbindung gebracht wurde.
Eine wie hervorragende
Stellung diese
Göttin von alters her in dem hellenischen Volksglauben einnahm, zeigen schon die Homerischen
Gedichte, welche die »hell- oder eulenäugige« (glaukópis) Tochter als
den Liebling ihres
Vaters schildern, der ihrem
Wunsch nichts versagt,
und sie bei feierlichen Eidschwüren
mit
Zeus und
Apollon
[* 14] in einer
Weise zusammenstellen, daß die drei
Gottheiten als Inbegriff aller göttlichen Macht erscheinen.
Jene beiden genannten
Götter ausgenommen, hat sich bei keiner andern
Gottheit die ursprüngliche Naturbedeutung so sehr nach
der intellektuellen oder ethischen Seite ausgebildet wie beiAthene. Beide, die ursprüngliche
Naturbedeutung wie die ethische Auffassung, zeigen sich am innigsten verbunden in dem
Kultus des attischen
Landes, dessen Hauptstadt
Athen
[* 15] nach ihr benannt und die wichtigste Stätte ihrer Verehrung war.
Ihrer ursprünglichen Bedeutung
nach ist die jungfräuliche Tochter des Himmelsgottes wohl der klare, lichte
Äther, dessen
Reinheit durch alles verhüllende Gewölk immer wieder in ungetrübtem
Glanz hindurchbricht. Als Himmelsgöttin
gebietet sie über
Blitz und
Donner neben
Zeus und führt daher, wie dieser, als
Göttin des
Gewitters die
Ägis mit dem Gorgonenhaupt,
das
Symbol der himmlischen
Schrecken, wie sie auch auf manchen Kultusbildern blitzschleudernd dargestellt war.
Aus demÄther sendet sie aber auch
Licht
[* 16] und
Wärme
[* 17] (daher die Beinamen
Alea, die »Wärmende«, und Skiras,
die
»Brennende«) und befruchtenden
Tau zur
Erde hinab und gewährt
so denFeldern und
Gewächsen Gedeihen. Als Beschützerin und
Förderin des
Ackerbaues erscheint sie in einer ganzen
Reihe von
Sagen und
Gebräuchen namentlich des attischen
Kultus. Die beiden athenischen
Genien des fruchtbaren Erdbodens,
Erechtheus und
Erichthonios, sind ihre Pfleglinge, und mit dem
erstern wurde sie zusammen in dem nach ihm benannten
Erechtheion, dem ältesten Heiligtum auf der athenischen
Akropolis,
[* 18] verehrt.
Auch ihr Hauptfest, die
Panathenäen (die großen alle vier Jahre, die kleinen jährlich gefeiert), war ursprünglich ein
Erntefest, wiewohl später mehr die geistigen Segnungen, die man der
Göttin dankte, in den
Vordergrund
traten, und die Anfertigung des ihr bei diesem
Feste dargebrachten Hauptgeschenks, des
Mantels
(Peplos), wurde bezeichnenderweise
in der Saatzeit begonnen. Mit der
Vorstellung, daß Athene gleich ihrem
VaterSturm und Ungewitter erregen kann, hängt die allgemein
verbreitete und besonders in ältern
Zeiten hervortretende Auffassung als einer kriegerischen
Göttin zusammen.
In dieser
Eigenschaft erscheint sie im
Mythus als die treue Helferin aller wackern
Helden, wie des
Perseus,
[* 24]
Bellerophon,
[* 25]
Iason,
Herakles,
[* 26]
Diomedes und
Odysseus.
Auch spielt sie im
Kampf gegen die
Giganten, von denen sie zwei, Pallos und
Enkelados, erschlägt, eine hervorragendeRolle.
Doch ist ihre
Tapferkeit stets eine besonnene, nie die blinde des
Ares,
[* 27] den daher der
Mythus immer von ihr besiegt werden läßt.
In dieser Beziehung wurde sie im
Kultus vornehmlich als schützende und abwehrende
Göttin verehrt, wie namentlich auf der
Burg von
Athen als
Promachos (»Vorkämpferin, Beschützerin«). Als solche stellten
sie auch die Palladien mit zur Abwehr geschwungener
Lanze dar. Zugleich ist sie eine
Sieg verleihende
Göttin. Als
Personifikation
des
Siegs (AtheneNike)
[* 28] hatte sie gleichfalls auf der
Akropolis zu
Athen einen besondern
Tempel; auch pflegte man sie in größern
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