mittägige Schatten nach S., während des andern Teils aber nach N. fällt. Da bei ihnen zweimal im Jahr, wenn die Sonne mittags
im Zenith steht, der mittägige Schatten ganz verschwindet, so heißen sie auch Ascii (Unschattige oder Schattenlose), welchen
Namen auch die unter den Wendekreisen selbst Wohnenden führen, bei denen jedoch bloß einmal im Jahr der
mittägige Schatten verschwindet. Die Bewohner der gemäßigten Zonen heißen Heteroscii oder Antiscii (Anders- oder Gegenschattige),
weil bei ihnen der mittägige Schatten immer nach derselben Richtung, nämlich in der nördlichen gemäßigten Zone nach N.,
in der südlichen nach S. fällt. Periscii (Ringsumschattige) heißen endlich die Bewohner der kalten Zonen,
weil bei ihnen zur Zeit des immerwährenden Tags der Schatten im Laufe von 24 Stunden ringsherum geht.
im Altertum Hauptstadt der ozolischen Lokrer, nordwestlich von Delphi. Weil die Bewohner derselben einen zum
delphischen Tempel gehörigen Acker bebaut hatten, wurden sie von Äschines deshalb beim Amphiktyonengericht
angeklagt und von diesem ein sogen. Heiliger Krieg gegen Amphissa beschlossen, in welchem Philipp von Makedonien (in dessen Interesse
die ganze Sache angeregt war) den Oberbefehl erhielt. Die Stadt ward erobert u. zerstört (339-338
v. Chr.). Später erhob sie sich wieder und erhielt unter Augustus neue Freiheiten. Jetzt Salona mit Trümmern
der Akropolis (s. Tafel »Baukunst IV«,
[* ] Fig. 5).
bei den Römern das zu den Kampfspielen der Fechter und wilden Tiere bestimmte Gebäude. Es war ursprünglich ein Zirkus, zu beiden
Seiten mit Plätzen für die Zuschauer; später machte man die Arena (s. unten) rund und führte die Bankreihen
stufenförmig hintereinander auf. Diese Bauten bestanden in der Regel aus einer hohen, senkrechten Außenmauer oder aus mehreren
Reihen aufeinander gestellter Arkaden, an deren innerer Seite die Sitze der Zuschauer treppenartig und auf Bogenwölbungen
ruhend umherliefen. In gewissen Entfernungen durchschnitten Treppen alle Sitzreihen von der höchsten bis zur letzten und in
gerader Linie bis zu dem Korridor hinab, welcher die Bühne selbst umgab. An jedem römischen Amphitheater war für die obersten Staatsbeamten
ein reservierter Eingang der prachtvoller als die übrigen war, und eine besondere Sitzreihe vorhanden.
Der innerste, tiefste, mittelste Raum, durch Mauerwerk von den Sitzreihen und Korridoren geschieden, bildete die
Bühne, die Arena. Sie war, wie das ganze Gebäude, entweder rund oder elliptisch. Um sie herum befanden sich die Behälter
für die wilden Tiere und die Aufenthaltsorte für die Kämpfer (Gladiatoren). Die unterste Sitzreihe für die Kampfrichter
mit ihren kurulischen Stühlen, an deren Seiten Liktoren standen, hieß das Podium. Hier war auch der Ehrenplatz
des Spielgebers und der Vestalinnen.
Nach der Bühne zu war das Podium durch Gitterwerk vor jeder Gefahr, die aus der unmittelbaren Nähe der Kampftiere entstehen
mochte, geschützt und überdies noch durch einen breiten und tiefen Graben von dem Kampfplatz geschieden. Zunächst dem Podium
waren die Sitze der Senatoren (cavea prima, auch orchestra), dann die der Ritter (cavea media, caveae quatuordecim),
zuletzt die des Volks (cavea summa). Um das ganze Amphitheater zog sich oft ein Säulengang, aus dem man zu den Treppen nach den verschiedenen
Sitzreihen (gradationes) durch Pforten (vomitoria) gelangen konnte.
Oft war über dem untersten Säulengang noch ein zweiter, dritter oder vierter, von denen man durch Gänge
und
Treppen zu den höhern und niedern Sitzen gelangte. Ganz oben lief eine Galerie rundum. In den Zeiten der Republik saßen alle
Stände ohne Unterschied durcheinander, in der spätern Kaiserzeit aber wurden jeder Volksklasse besondere Sitzreihen
angewiesen und diese durch Schranken und Korridore (cunei) getrennt. Seit Cäsar wurden prachtvolle Amphitheater vom
kostbarsten Material, mit Statuen, Sitzen von Marmor und Schranken von Bronze aufgeführt.
Druckwerke führten durch Röhren wohlriechende Wasser und Essenzen in die Höhe und ergossen sie in Nebelschauern herab. Golddurchwirkte
Teppiche spannten sich über die Sitze, um sie vor den Strahlen der Sonne oder vor dem Regen zu schirmen.
Das erste größere Amphitheater, das Julius Cäsar 47 v. Chr. zu Rom für seine Fechterspiele errichten ließ, war noch von Holz und wurde
nach beendeten Spielen abgetragen. Von 270 Amphitheatern sind noch Nachrichten oder Trümmer übrig.
Nach Plinius soll das Amphitheater des Scaurus von 360 Marmorsäulen getragene Arkaden, jede 12 m hoch, gehabt und
80,000 Zuschauer bequem gefaßt haben. Rom zählte damals neun von ungeheurem Umfang; aber auch jede andre große Stadt besaß
ein ja die Großen des Weltreichs bauten Amphitheater neben ihren Landhäusern. So hatte Attilius ein
solches bei Fidenä, und als es einst, von Zuschauern überfüllt, zusammenstürzte, sollen 25,000 Menschen unter seinen Trümmern
begraben worden sein.
Als zur Zeit des Vespasian die Darstellungen von Seeschlachten (Naumachien) aufkamen, wurde die Arena mittels Kanäle und Schleusen
unter Wasser gesetzt und in einen See verwandelt. Der genannte Kaiser erbaute ein in Rom (Amphitheatrum Vespasiani),
bei dessen Einweihung 5000 (nach andern 9000) wilde Tiere sich zerfleischten. Dieses Riesengebäude, das jetzt den Namen Coliseo
führt, ist noch zu zwei Dritteln seines Umfangs erhalten und hat drei übereinander stehende Arkaden, deren Säulen unten von
dorischer, in der Mitte von ionischer, zu oberst von korinthischer Ordnung sind.
Aus den Sitzen faßte es 85,000 und auf der Galerie 20,000 Menschen. Es kostete ca. 45 Mill. Mk. zu bauen, und 12,000 gefangene
Juden mußten dabei fronen. Sein äußerer Umfang beträgt 524 m, innerhalb 287, der längste Durchmesser 188, der kürzeste
156, die Höhe 48½ m (s. Kolosseum, mit Abbildung). Große in Rom waren außerdem: das Amphitheatrum Balbi,
in der neunten Region, dem Kaiser Augustus zu Ehren von Balbus erbaut;
das Amphitheater. Castrense in der fünften Region, auf dem Esquilinus,
von Backsteinen, 80 m im Durchmesser, wovon noch Überreste vorhanden;
das Amphitheater Trajani, welches auf dem
Marsfeld stand, von Hadrian abgebrochen.
Von sonstigen Amphitheatern sind namhaft zu machen: das von Capua, mit fast 220 m Durchmesser,
dem Coliseo allein an Größe nachstehend, aber an Pracht es noch übertreffend;
das Amphitheatrum ad Ligerum unweit der Loire
in Frankreich, in Fels gehauen;
das Amphitheater zu Nemausis (Nîmes, s. Tafel »Baukunst IV«,
[* ] Fig. 1, 2), mit Säulenreihen
dorischer Ordnung, das von den Goten als Kastell benutzt ward;
das Amphitheater zu Placentia in Gallia cispadana, eins der geräumigsten
in Italien, bei der Belagerung des Cäcina im Bürgerkrieg abgebrannt;
das zu Pola in Istrien, mit Sitzen für
70,000 Zuschauer;
das Amphitheater zu Verona, mit vier Stockwerken, das einzige in Italien, das noch vollständig erhalten ist.
Ruinen
von Amphitheatern finden sich noch zu Adria, Agrigent, Albano, Arezzo, Arles, Autun, Basel,
Bordeaux, Brescia, Cahors, Catania, Florenz, Fréjus,
Gubbio, Herculaneum, Konstantinopel, Lyon, Metz, Narbonne, Neri