Tartaglia aus Brescia entdeckte dieselbe nochmals selbständig. Seine Lösung wurde 1545 von Cardano veröffentlicht, zugleich
mit der von dessen Schüler Ferrari herrührenden Lösung der Gleichungen vierten Grades. In Deutschland kam das Studium der Algebra zu
Anfang des 16. Jahrh. in Aufnahme. Einer ihrer ersten Bearbeiter war Christian Rudolf aus Jauer, dessen Werk,
das erste algebraische, welches in Deutschland gedruckt wurde, 1524 erschien und 1571 von Stifel von neuem herausgegeben wurde.
Der letztgenannte, einer der eifrigsten Beförderer der in Rede stehenden Disziplin, verfaßte auch ein eignes Werk: »Arithmetica
integra« (Nürnb. 1544). Ihm reiht sich Scheybl, Professor in Tübingen, an, dessen Werk über Algebra 1552 zu
Paris erschien. Um diese Zeit waren Recorde in England und Peletarius in Frankreich für Vervollkommnung dieser Wissenschaft thätig.
Die namhaftesten Verdienste aber erwarb sich in dieser Beziehung der Franzose Vieta (gest. 1603), dessen Werke von Schooten
zu Leiden 1656 herausgegeben wurden. Dieser führte die Rechnungsart mit allgemeinen Zeichen in die
Algebra ein und bediente sich zur Bezeichnung bekannter Größen der Konsonanten, zur Bezeichnung unbekannter der Vokale des großen
lateinischen Alphabets. Auf ausgezeichnete Weise bearbeiteten auch der Engländer Harriot in seiner »Artis analyticae praxis«
(Lond. 1631) und der nicht genug gewürdigte Niederländer Girard (gestorben um 1633) in seiner »Invention
nouvelle en algèbre« (Amsterd. 1629) die Algebra Descartes erwarb sich dadurch großes Verdienst um Förderung dieser Wissenschaft,
daß er sie zuerst auf die Geometrie anwendete, indem er die Natur krummer Linien durch Gleichungen darstellte und dadurch den
Anstoß zur Anwendung der Analysis auf die Geometrie gab. Auch Fermat (gest. 1663) bereicherte die Algebra durch
verdienstliche Entdeckungen. Vor allen aber ist Newton zu nennen, der geniale Schöpfer ganz neuer Teile der Mathematik, der
in seiner »Arithmetica universalis« auch die Algebra durch die tiefsten
Forschungen direkt und indirekt förderte.
(spr. alche-), freundliche und gut gebaute Bezirksstadt in der span.
Provinz Cadiz, am Golf von Gibraltar (auch Bai von Algeciras genannt),
hat einen durch Forts verteidigten Hafen, eine Wasserleitung und
(1878) 12,465 Einw., welche lebhaften Handel mit Steinkohlen, Leder und Getreide treiben. In Algeciras residieren der General- und der
Marinekommandant des »Campo de San Roque«, d. h. des nach der Stadt San Roque (s. d.) benannten Grenzbezirks
gegen Gibraltar. Hier faßten die Mauren bei ihrem Einfall in Spanien 711 zuerst festen Fuß und behielten die Stadt bis zu ihrer
Eroberung durch Alfons IX. von Kastilien Algeciras ist denkwürdig durch die Seegefechte vom 6. und in deren
ersterm die Franzosen über die Engländer siegten, während in dem zweiten die vereinigte französisch-spanische Flotte den
Engländern unterlag.
Stadt in der span. Provinz Valencia, unfern des Jucar gelegen, mit (1878) 7855 Einw., Hauptsitz der Produktion
von Cacahuetes, einer zur Ölbereitung verwendeten Pistazienart, welche stark nach Frankreich exportiert wird.
kryptogamische Pflanzenklasse aus der Abteilung der Thallophyten, ein- oder vielzellige,
stets Chlorophyll enthaltende, meist im Wasser lebende Gewächse, deren Körper keine Unterscheidung von Stengel, Wurzeln und Blättern
erlaubt, aber in Form, Größe und Entwickelung die größten Verschiedenheiten
zeigt. Bei den einzelligen Algen besteht jedes
Individuum aus einer einzigen Zelle, während bei den Fadenalgen mehrere Zellen reihenförmig zu Zellfäden
vereinigt sind.
Bei andern Algen sind zahlreiche Zellen flächen- oder körperförmig vereinigt, und der Thallus nimmt dann oft bei ansehnlicher
Größe eine strauch- oder blattartige Gestalt an, die Organe der höhern Pflanzen in der Form nachahmend. Der Körper
der Algen besteht aus lauter einander ziemlich gleichen, runden oder cylindrischen, bei den Tangen oft parenchymatisch vereinigten
Zellen, welche stets Chlorophyll enthalten. Dies tritt formlos, in Körnern oder in Bändern auf, und wo es sich allein findet,
hat die Alge die den höhern Pflanzen eigne rein grüne Färbung.
Bei vielen sind aber dem Chlorophyll noch andre Farbstoffe beigemengt und zwar entweder goldgelbes Phykoxanthin,
wie bei den Diatomeen, die daher braune oder olivengrüne Färbung haben, oder neben diesem noch ein drittes Pigment, das Phykocyan,
bei den spangrün gefärbten Algen (Phykochromaceen). Bei den meist olivenbraunen Ledertangen ist es intensiv braunrot und heißt
Phykophäin. Bei den lebhaft roten Florideen ist dieses dritte Pigment das rote Phykoerythrin. Außer diesen Farbstoffen, die
immer an das Protoplasma gebunden sind, finden sich in den Zellen der Algen häufig Stärkekörner.
Wie die übrigen Thallophyten, zerfallen die Algen je nach der Art ihrer geschlechtlichen Fortpflanzung, deren Erforschung man
Thuret, Bornet, Pringsheim, Cohn u. a. verdankt, in vier große Hauptabteilungen:
1) Protophyta, ohne geschlechtliche Fortpflanzung sich durch Teilung, Schwärmzellen, unbewegliche Brutzellen oder Sporen vermehrend,
mit den beiden Ordnungen Chlorophyllophyceae und Cyanophyceae.
2) Zygosporeae. Die geschlechtliche Fortpflanzung besteht in Kopulation zwischen zwei gleichartigen Zellen, und zwar verschmelzen
entweder zwei Schwärmzellen miteinander, wie bei der Ordnung der Zoosporeae, oder die Kopulation findet
zwischen unbeweglichen Zellen statt, wie bei den Konjugaten. Das Produkt der Kopulation ist eine Zygospore.
3) Oosporeae. Der Geschlechtsakt wird von zwei verschiedenen Zellen ausgeübt, von denen die eine, die weibliche Zelle oder
das Oogonium, aus seinem Protoplasma die Eizelle, d. h. die Anlage einer spätern neuen Pflanze, erzeugt,
während die männlichen Zellen oder Antheridien ihren Inhalt in unbeweglicher oder beweglicher Form (in letzterm Fall als sogen.
Spermatozoiden) mit der Eizelle vermischen. Das aus der befruchteten Eizelle zunächst hervorgehende Produkt ist die Oospore.
Zu dieser Abteilung gehören die Ordnungen der Coenobieae, Sphaeropleae, Coeloblasteae, Oedogonieae, Characeae
und Fucoideae.
4) Carposporeae. Die geschlechtliche Fortpflanzung wird durch Antheridien und ein mehrzelliges weibliches Organ, das Karpogon,
vermittelt, welches ein haarförmiges Empfängnisorgan, die Trichogyne, trägt und sich nach der Befruchtung in eine mehrzellige,
die Sporen erzeugende Frucht, das Cystokarp, umwandelt. Die Abteilung umfaßt die Ordnung der Coleochaeteae
und Florideae. Die sehr verschiedenen Formen der ungeschlechtlichen Vermehrung sind bei der folgenden Charakteristik der einzelnen
Ordnungen der Algen ebenfalls berücksichtigt.
1. Ordnung: Chlorophyllophyceae (protophytische Algen mit Chlorophyllinhalt), von sehr einfachem Bau, oft einzelne, isoliert lebende
Zellen oder zu verschieden gestalteten, gallertartigen Zellkolonien vereinigt.