Der Aguti
(Goldhase, D. AgutiL.) ist 40
cm lang, gelbrot mit
Schwarz gesprenkelt, an manchen Leibesstellen gelblicher, an andern
rötlicher, am
Kreuz
[* 1] und an den
Schenkeln lang behaart, findet sich in
Guayana,
Surinam,
Brasilien
[* 2] und Nordperu in Wäldern und
grasreichen
Ebenen, zum Teil sehr häufig, liegt bei
Tage meist ruhig und einsam in seinem
Lager
[* 3] in einem
hohlen
Baum und streift nachts umher. Er läuft sehr schnell, springt gut, hat scharfe
Sinne, aber geringe geistige Fähigkeiten.
Die
Nahrung besteht aus den verschiedensten
Pflanzen, und in Zuckerrohrpflanzungen und Gemüsegärten kann er lästig werden.
Er vermehrt sich ziemlich stark, hält sich gut in der Gefangenschaft und pflanzt sich hier auch fort.
Jung eingefangene
Tiere werden sehr zutraulich und erfreuen auch durch ihre große Reinlichkeit. Die
Jagd auf den Aguti ist schwierig,
da er nur nachts sein
Lager verläßt; das
Fleisch ist sehr wenig geschätzt.
das Wunderland der
Alten Welt, ehemals ein großes selbständiges
Reich, jetzt
ein unter der
Hoheit des türkischen
Sultans von einem
Vizekönig regierter
Staat in Nordafrika. Der
Name ist griechischen Ursprungs,
aber von ungewisser Bedeutung; nach
Brugsch wäre das griech. Aigyptos entstellt aus Ha-ka-ptah, d. h.
Haus der Verehrung des
Ptah.
[* 6] Der einheimische
Name war
Chemi oder
Cheme (d. h. schwarzes Land); doch bezieht sich derselbe nicht
auf die dunkle Hautfarbe der Einwohner, denn diese war rotbraun, sondern auf die schwarze
Erde, welche, vom
Nil angeschwemmt,
den fruchtbaren Thalboden von dem angrenzenden
TaTesch, d. h. das rote, der
Wüste auffällig genug unterschied.
Bei den
Hebräern hieß Ägypten Masar (im Dual
Misraïm), in persischen Keilinschriften Mudhraja. Der heutige arabische
Name ist
Masr, der türkische Gipt (der abgekürzte griechische, daher Gipti, die
Kopten,
[* 7] die unzweifelhaften Nachkommen der alten Ägypter).
Ägypten begriff früher nur das Nilthal bis zu den ersten
Katarakten südlich von
Assuân. Infolge der erobernden
Politik seiner letzten Herrscher hat sich das
Reich aber ungemein ausgedehnt, sowohl nach S. als nach SO. und
SW.
Große Länderstrecken
am
WeißenNil bis zu den
Nilseen und am Gazellenstrom wurden dem
Staat einverleibt; dazu kamen
Dar Fur
[* 8] und
die Somalstädte am
ArabischenMeerbusen
(Zeila,
Berbera etc.) sowie das Land
Harar.
Damit erstreckt sich das ägyptische
Reich vom
Kap Burlos (31° 35' nördl.
Br.) bis zum Mwutansee (etwa 1½° nördlich vom
Äquator), d. h. durch 30 Breitengrade. Der
Umfang Ägyptens läßt sich mit völliger Genauigkeit nicht
angeben, da ein großer Teil der
Grenze sowohl nach W. als nach O. in die
Wüste fällt. Allgemein anerkannte
Zahlen gibt es
nicht.
Schweinfurth rechnete noch 1877 die Somalländer südwärts bis zum
FlußDschubb oder
Juba hinzu, so daß sich nach ihm
das
Areal Ägyptens auf 67,500 QMeilen belief.
Doch sind die Ansprüche auf die Somalländer in der
Folge wieder aufgegeben worden. Man darf demnach
die
Grenzen
[* 9] in der
Weise bestimmen, daß eine im O. von El
Arisch am
Mittelmeer gegen den
Meerbusen von
Akabah gezogene
Linie die
ganze Sinaihalbinsel im O. des
Suezkanals und den schmalen Küstenstreifen westlich vom
Dschebel el Schafah
bis zum
Wadi el
Hams einschließt, die Ostgrenze dann weiter am Westufer des
RotenMeers entlang bis
Harar und
Berbera verläuft,
während die Südgrenze bis
zu den Äquatorialseen reicht und die Westgrenze durch eine
Linie gebildet wird, welche, der westlichen
GrenzeDar Furs folgend, direkt durch die
Wüste zieht und das
Mittelländische Meer unter 25° östl. L.
trifft. Das würde für das ganze ägyptische Gebiet nach
Behm und
Wagner
(»Bevölkerung
[* 10] der
Erde«, Bd. 7) ein
Areal von 2,986,900
qkm (54,246 QMeilen) geben (s. die statistische Übersicht unter
»Staatsverwaltung«, S. 214).
Die Bodengestaltung, dieBewässerung und damit auch die Bewohnbarkeit der einzelnen Teile des
Reichs sind
sehr verschiedene. Während in der nördlichen Hälfte nur das schmale Nilthal kulturfähig (freilich auch in ganz besonders
hohem
Maß) und bewohnbar, der bei weitem größte Rest des ausgedehnten Gebiets aber reine
Wüste ist, breiten sich in der
südlichen Hälfte, wo der
Nil eine
Reihe von Zuflüssen sowohl von der rechten als der linken Seite empfängt,
weite
Ebenen aus, die zwar zum Teil steppenartig und unfruchtbar sind, daher höchstens zur
Weide
[* 11] sich eignen, mit denen aber
überfeuchte Uferwaldungen und Waldgalerien abwechseln.
Kordofan hat den Savannencharakter, den auch das östlicheDar Fur trägt, während sein durch die Marrahkette
geschiedener Ostteil, von dem verschiedene Gewässer dem
Schari zufließen, fruchtbare
Thäler enthält.
In dem inselartigen
Senaar und dem wasserreichen
Dar Fertit wechselt
Urwald mit heitern Buschwäldern,
Wiesen und
Steppen; eine üppige
Vegetation
bedeckt auch die
Ufer des
Nils bis zum
Mwutan.
Dürr und wasserlos ist die Felsenwüste der
Danakil, während
Harar wieder ein wohlbewässertes Land bildet.
Das ägyptische
Reich wird in seiner ganzen
Ausdehnung
[* 12] von N. nach S. vom
Nil durchströmt, dessen sämtliche Nebenflüsse,
wenn nicht in ihrer ganzen
Länge, so doch in ihrem Unterlauf Ägypten angehören. Er ist der einzige
Fluß des
Reichs. Ist der
Strom in den südlichen Gegenden trotz mancher Hemmnisse als Verkehrsader schon von hoher Wichtigkeit, so wird
er in seinem untern
Lauf zur Lebensbedingung für das eigentliche Ägypten. Dieses ist zum großen Teil völlig unfruchtbare
Sand-
und Steinwüste, so daß von den mehr als 1 Mill. qkm dieses Gebiets (vom
Mittelmeer bis
Wadi Halfa) nach
einer Berechnung nur 24,195, nach einer andern 30,500 qkm kulturfähig sind, wovon 17,070 qkm auf das
Delta,
[* 13] 13,430 auf das
Nilthal und das
Fayûm entfallen. In diesem sich längs des
Nils hinziehenden Tiefland bildet den
UntergrundFels oder
Sand, den
eine 10-12 m mächtige
Schicht fruchtbaren Schlammes bedeckt: ein schmaler, im untern Teil nirgends über 30 km,
im obern selten mehr als 7 km breiter
StreifenLandes, der durch seine Ergiebigkeit die geringe
Ausdehnung ersetzt. Dieses eigentliche
Ägypten zerfällt nach seiner natürlichen
Beschaffenheit in zwei Teile,
Ober- und Unterägypten.
Unterägypten, das vomMittelmeer bis zu dem Städtchen
Beni Suef südlich vom
Fayûm reicht, erhebt sich
nur wenige
Fuß über die Meeresfläche und ist in der That als großenteils vom
Nil selbst gebildet ein
Geschenk des
Stroms,
wie es schon Herodot genannt hat. Dies gilt namentlich von dem
Delta zwischen den beiden Hauptarmen des
Nils und den mit diesen in
Verbindung stehenden
Kanälen, welches ganz aus angeschwemmtem Flußsand besteht. Es ist eine unabsehbare,
wenige
Fuß über den Meeresspiegel sich erhebende steinlose
Ebene, die zu den ergiebigsten Getreideländern der
Erde gehört.
Da die
Ursachen, welche die Entstehung dieses
Landes zur
Folge hatten, noch
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