Entzündung der Gefäßhäute und des umgebenden
Gewebes an der Halsblut- oder
Drosselvene. Durch den im
Gefäß
[* 1] sich bildenden
Blutpfropfen wird dies mehr oder weniger undurchgängig und schwillt nach dem
Kopf hin zu einem dicken, harten
Strang an; von der
Aderlaßwunde aus treten
Eiterung und Jauchenabsonderung ein, und es entsteht ein Fistelgeschwür. Mögliche
Folgen sind Hirnentzündung,
Aufnahme von
Jauche ins
Blut.
Ursachen sind in mechanischen Reizungen der Aderlaßstelle durch Reiben
und
Scheuern zu suchen; Behandlung: anfangs
kühlende Mittel, wiederholte
Einreibung einer kräftigen, scharfen
Salbe längs
der entzündeten
Vene, unter Umständen ist die operative
Entfernung des kranken Teils des
Gefäßes notwendig.
Dann kommt die Aderhautentzündung vor bei schweren Infektionskrankheiten,
Rückfalltyphus, Wochenbettfieber und als embolische
Aderhautentzündung bei
Wundfiebern; mitunter entsteht die Aderhautentzündung durch Fortleitung einer eiterigen
Gehirnhautentzündung. Die chronische Aderhautentzündung tritt
häufig in einzelnen
Herden und
Flecken auf
(Chor. disseminata), je nach ihrer Ausbreitung leidet die Sehkraft. Eine nicht seltene
Ursache ist die
Syphilis, in deren Verlauf
Iritis und Irido-Choroiditis zusammen sich entwickeln.
Das erste
Symptom ist meist eine lebhafte Rötung des
Auges um die
Hornhaut herum, verbunden mit Schmerzhaftigkeit
und
Lichtscheu.
Später gesellen sich
Flecke in der
Aderhaut und
Netzhaut und
Verwachsungen der
Organe untereinander hinzu. Die
Behandlung der akuten
Formen erfordert starke antiphlogistische Maßregeln,
Eis,
[* 6] Blutentziehungen, Abführmittel etc. Die chronische
syphilitische Aderhautentzündung erfordert außerdem eine Allgemeinbehandlung; beider einfachen
chronischen sind
Punktionen der hintern Augenkammer empfohlen; die Kranken sind in allen
Fällen vor heller Lichtwirkung zu
schützen.
(Venaesectio,Phlebotomīa), die kunstgemäße
Eröffnung einerVene, die man macht, um
schnell dem
Körper eine größere
QuantitätBlut zu entziehen. Der Aderlaß kann zwar an allen
Blutadern, welche oberflächlich liegen,
gemacht werden; doch bevorzugt man allgemein die
Vena mediana in der Armbeuge. Man läßt den
Patienten sich legen oder setzen,
umschlingt den entblößten Oberarm mit einerBinde nahe über dem
Ellbogen, um den Rückfluß des
Bluts
zu hindern und dadurch die
Adern anschwellen zu machen, aber ohne zugleich
den Blutstrom der
Pulsadern zu unterdrücken.
Ehe man die
Ader eröffnet, überzeugt man sich, ob die darunterliegende
Arterie
[* 8] normal verläuft. Sodann öffnet man die
Ader,
indem man sich entweder des sogen.
Schneppers (s. Figur) oder, wie jetzt meist, der
Lanzette
[* 9] bedient. Die
Wunde soll am besten schräg gegen den Verlauf der
Ader gerichtet sein. Um das Ausfließen des
Bluts zu befördern, läßt man
den Kranken einen
Stock abwechselnd fest erfassen, drehen, die
Finger schließen und öffnen, damit durch die
sich zusammenziehenden
Muskeln
[* 10] das
Blut mehr in die oberflächlichen Hautvenen getrieben werde.
Ist eine hinreichende
MengeBlut abgelassen, so löst man die
Binde, wodurch der Blutausfluß sogleich aufhört. Man legt sodann
den
Daumen auf die
Wunde, verschiebt die
Haut
[* 11] etwas, reinigt den
Arm von dem
Blut, legt eine
Kompresse auf
und befestigt diese mit einigen Bindentouren. Der
Arm muß dann etwa 24
Stunden ruhig gehalten werden, und der
Verband
[* 12] wird
erst nach 3
Tagen entfernt. Trotz aller Geschicklichkeit und Umsicht des Wundarztes können beim Aderlaß doch schlimme
Zufälle
eintreten, z. B.
Entzündungen der
Venen und
Lymphgefäße, heftige
Schmerzen infolge derVerletzung eines
Nervs. Zu den übelsten
Zufällen aber gehört die
Verletzung derArterie der Armbeuge, wodurch entweder eine tödliche
Blutung
oder eine
Blutgeschwulst, ein
Aneurysma spurium (s.
Aneurysma) oder
Varix aneurysmaticus, entstehen kann.
Der Aderlaß stand schon bei den alten indischen
Ärzten in ausgedehntem
Gebrauch, und
Hippokrates hat für denselben als
eins seiner wichtigsten
Mittel bei akuten
Krankheiten junger robuster Individuen sehr genaue
Anzeigen festgestellt. Für die
Heilung akuter
Entzündungen, besonders der
Lunge,
[* 13] des
Herzens, des
Gehirns, blieb der Aderlaß auch bis in die neuere Zeit ein sehr
beliebtes
Mittel, und noch gegenwärtig glauben viele
Ärzte denselben nicht entbehren zu können. Der
Gebrauch des Aderlasses ist aber gegen früher ganz enorm eingeschränkt worden.
Man öffnet heutzutage eine
Ader bei den durch
Schlagflüsse oder andre
Ursachen, wie
Erhängen etc., scheintot Gewordenen und
läßt bei den durch langwierige
Geburten scheintot zur
Welt gekommenen
Kindern etwas
Blut durch die Nabelgefäße ab, wodurch
sich dieselben oft rasch erholen und zu
Atem kommen. Als allgemein feststehende
Regel aber mag dienen,
daß ein Aderlaß niemals anders als auf das
Gebot eines
Arztes gemacht werden soll.
Vgl.
Bauer, Geschichte der Aderlässe
(Münch.
1871).
Aderlaß bei
Haustieren. Bei
Pferden und
Rindvieh läßt sich am besten die
Drosselvene amHals öffnen. Das
Anschwellen der
Ader wird dadurch herbeigeführt, daß
man um den
Hals eine
Schnur fest anzieht, oder daß man die
Finger gegen
die
Vene andrückt. Der Aderlaß an der Schweifrübe
oder an den
Gliedmaßen ist bei den großen
Tieren nicht mehr gebräuchlich. Bei
Schafen läßt man auch, wenn man einen geringern Abzug an
Blut beabsichtigt, an der
Stirn, über oder unter
dem
Auge, am
Schwanz, am
Fuß und an der
Kinnlade zur
Ader. Bei
Schweinen macht
man in das
Ohr,
[* 14] da, wo es an den
Kopf anstößt, einen
Schnitt, so daß eine oder einige der dort sichtbaren
Blutadern quer durchschnitten werden, und läßt
die
Wunde bluten, solange sie will,