zusammenfalten, jedoch nicht ganz in die ursprüngliche
Richtung zurücklenken. Besteht das erste
Prisma
[* 1] aus gewöhnlichem
Glas
[* 2] (Crownglas), so kann man ein zweites mit den verlangten
Eigenschaften aus
Flintglas herstellen. Ein Flintprisma gibt nämlich
ein etwa doppelt so langes
Spektrum wie ein Crownprisma, wenn der
Winkel
[* 3] an derKante bei beiden gleich
groß ist, jedoch bei weitem nicht die doppelte Ablenkung. Nimmt man daher ein Flintprisma, dessen
Winkel etwa halb so
groß ist
wie derjenige des Crownprismas, so bringt dasselbe zwar ein ebenso langes
Spektrum, aber eine beträchtlich geringere Ablenkung
hervor als dieses und wird daher, mit ihm in entgegengesetzter
Lage vereinigt, die
Farbenzerstreuung
[* 4] desselben
beseitigen, die Ablenkung dagegen zwar vermindern, jedoch nicht völlig aufheben.
Die Vereinigung beider Prismen bildet nun ein
PrismaohneFarbenzerstreuung oder ein achromatisches (farbloses)
Prisma, welches
auf dem
Schirm einen zurSeitegelenktenweißen Lichtfleck erzeugt. Infolge der ungleichen Brechbarkeit verschiedenfarbiger
Strahlen vermag eine gewöhnliche
Sammellinse die
Strahlen, welche von einem
Punkt ausgehen, nicht wieder
genau in einem
Punkt zusammenzufassen; denn die stärker gebrochenen blauen
Strahlen werden sich in einem der
Linse
[* 5] näher gelegenen,
die weniger brechbaren roten erst in einem entferntern
Punkt vereinigen.
Das achromatische
Prisma zeigt uns den Weg, auf welchem diese für die praktische
Optik hochwichtige Aufgabe gelöst worden
ist. Um nämlich die
Farbenzerstreuung einer
Sammellinse aus Crownglas (AB,
[* 8]
Fig.) aufzuheben, bringen wir unmittelbar hinter
sie eine
Zerstreuungslinse aus
Flintglas (CD), welche nur eine halb so große Ablenkung, aber die gleiche
Farbenzerstreuung wie jene hervorbringt und zwar beides in entgegengesetztem
Sinn wie jene. Der weiße Lichtstrahl L wird von der
Crownglaslinse in einen Farbenfächer ausgebreitet, dessen roter
Strahl die
Achse in dem entferntern
Punkt p, dessen violetter
Strahl sie in dem nähern
Punkt v trifft.
Durch die Flintglaslinse werden die
Strahlen wieder von der
Achse weggelenkt und zwar dieser um so viel stärker als jener,
daß beide miteinander und mit den zwischenliegenden
Strahlen des Farbenfächers zu einem weißen
Strahl vereinigt die
Achse
in dem entferntern
Punkt p' schneiden. Die beiden
Linsen miteinander vereinigt (sie werden häufig mittels
eines durchsichtigen
Kittes, nämlich mit
Kanadabalsam, zu einem
Stück zusammengekittet) bilden nun eine achromatischeLinse,
welche alle von einem weißen
Punkt ausgehenden
Strahlen auch wieder zu einem weißen Bildpunkt vereinigt.
(Axe, lat.
Axis), im allgemeinen eine gerade
Linie, um welche ein stetiges oder unstetiges
System von
Punkten symmetrisch liegt.
Daher heißt in der
GeometrieAchseeinerebenenkrummenLinie diejenige
Gerade, welche die
erstere in zwei symmetrische Hälften teilt.
Ebenso bildet in einer
Kugel jeder
Durchmesser
eine Achse und zwar eine
Rotations- oder Umdrehungsachse, weil man sich die
Kugel durch
Umdrehung eines
Halbkreises um seinen
Durchmesser
erzeugt denken kann. In diesem
Sinn hat jeder Rotationskörper eine Achse; die zu derselben senkrechten
Schnitte sind sämtlich
Kreise.
[* 13] Aber auch andreKörper von symmetrischer
Bildung, wie
Ellipsoide, Paraboloide etc., ferner die regelmäßigen
Körper etc. besitzen
Achsen. - In der
Physik versteht man unter Achse eine durch einen
Körper gezogen gedachte gerade
Linie oder
Richtung, in Bezug auf welche der
Körper in seinem
Bau, seinen
Eigenschaften etc. eine gewisse
Symmetrie zeigt; so nennt
man z. B. Achse eines
Magnets die Verbindungslinie seiner beiden
Pole, Achse einer
Linse die Verbindungslinie der Krümmungsmittelpunkte
ihrer beiden kugeligen Oberflächen, Achse eines
Fernrohrs die gerade
Linie, auf welcher die Krümmungsmittelpunkte aller seiner
Linsen liegen. Bei doppeltbrechenden
Kristallen nennt man optische Achse jede
Richtung, nach welcher sich in denselben die
Lichtwellen nur mit einer einzigen
Geschwindigkeit fortpflanzen. - In der
Mechanik nennt man Achse diejenige durch einen
Körper
gehende gerade
Linie, um welche derselbe sich so herumbewegt (»rotiert«),
daß jeder seiner
Punkte einen
Kreis beschreibt, dessen
Ebene zur Achse senkrecht ist, und dessen
Mittelpunkt auf der Achse liegt. Da infolge dieser Kreisbewegung jedes
Körperteilchen das Bestreben erlangt, sich von der Achse zu entfernen
(Zentrifugalkraft,
[* 14] s. d.), so übt es auf die Achse einen
Druck aus, welcher durch einen gleichen, aber entgegengesetzt gerichteten aufgehoben wird, wenn die
Masse des
Körpers rings
um die Achse gleichmäßig verteilt ist. Eine solche Achse, auf welche kein aus der
Umdrehung entspringender
Druck wirkt, heißt eine freie Achse. Da jedes um eine freie Achse rotierende Massenteilchen vermöge der
Trägheit in seiner zur Achse senkrechten Drehungsebene zu beharren strebt, so zeigt infolgedessen auch die freie
Achse das Bestreben, ihre
Richtung im
Raum beizubehalten, und setzt daher einer äußern
Kraft,
[* 15] welche sie
aus dieser
Richtung bringen will, einen um so größern
Widerstand entgegen, je größer die
Wucht der Rotationsbewegung ist
(SteifheitderAchse).