Kaukasische Sprachen). Ein Alphabet fehlte ihnen; Lesen und Schreiben wird erst seit der russischen Herrschaft gelehrt. Von
den Fürsten sind einige in russische Dienste getreten, die Mehrzahl derselben lebt von ihren Einkünften. Das Verhältnis der
Bauern zu den Fürsten war zeitweise ein sehr hartes; seit ist die Sklaverei durchgehends abgeschafft.
Auch Verwaltung und Rechtspflege sind geregelt, und dem blutigen Streit, zu dem die Blutrache sonst bei jeder Gelegenheit trieb,
ist gesteuert. Die geringe Industrie liefert Waffen und grobe Webstoffe für den Hausbedarf. Zur Ausfuhr gelangen Wein und Honig,
namentlich aber Nutzhölzer (Buchsbaum- oder Palmenholz) aus den Wäldern des Landes.
Vgl. G. Raddes Reiseberichte
in »Petermanns Geographischen Mitteilungen« (1866-68). -
Abchasien war als Nachbarland des schon im hohen Altertum berühmten Kolchis (Mingrelien) den alten Kulturvölkern nicht unbekannt.
Im J. 550 n. Chr. fand der christliche Glaube dort Eingang; die Byzantiner hatten einigen Verkehr mit Abchasien, die Mongolenchans
dehnten ihre Herrschaft bis hierher aus und verstärkten ihre Heere durch die Bewohner des Landes. Rußland
trat in freundliche Beziehungen zu Abchasien schon 1154 durch die Ehe des Großfürsten Isjalaf Mstislawitsch mit einer Fürstentochter
der Abchasen. Seit dem 15. Jahrh. unter türkischer Herrschaft, wurden die Abchasen Mohammedaner.
Abteilungen der Abchasen stießen 1809 zu den Russen bei der Belagerung von Poti. Die Erwerbung Abchasiens von
seiten Rußlands beginnt mit dem Frieden von Adrianopel 1829. Eine Reihe russischer Posten erstand längs des Meers; 1837-40 vollzog
sich die Besitznahme des südlichen Abchasien. Allmählich wurden die russischen Stationen gegen das Gebirge hin vorgerückt;
in die Jahre 1839-42 fällt die Unterwerfung des nordwestlichen Abchasien vom Bsyb (oberhalb Pizunda)
an. Es dauerte jedoch bis 1864, ehe die Pazifizierung des Landes vollkommen war, und seitdem sind viele Abchasen nach der Türkei
ausgewandert (s. oben). Sitz der Verwaltung ist Okum, im südlichen Teil Abchasiens, ein ärmlicher Platz, und Zebeldinsk,
am Kodorfluß, im mittlern Abchasien, eine kleine Festung, 477,5 m hoch gelegen.
Spottname der im Gefolge der fahrenden Schüler (Vaganten, s. d.) des 14. und 15. Jahrh. herumwandernden
Schulknaben, die von jenen aufs Betteln und Stehlen (in der Burschensprache Schießen, daher Schütze) ausgeschickt zu werden
pflegten.
(arab. u. syr.), Sklave,
Knecht, häufig in Zusammensetzung mit Eigennamen, z. B. Abdallah, »Knecht Gottes«, Abd el Kader, »Knecht des mächtigen Gottes«,
etc. Das hebräische Ebed wurde in gleicher Weise angewandt.
im allgemeinen die Abweichung einer Ebene von der horizontalen Lage;
in der Geographie Bezeichnung der Absenkung
des Landes gegen das Meer hin oder des allmählichen Abnehmens der Bodenerhebung nach der Meeresküste
zu.
Bedingend ist die Abdachung gewöhnlich für die Hauptrichtung der größern Ströme, während die kleinen Bäche und Flüsse oft
aufs mannigfaltigste von derselben abweichen und sogar nicht selten einer entgegengesetzten Richtung folgen.
1) Vater des Propheten Mohammed, Sohn Abd el Mottalibs, geb.
545 zu
Mekka, lebte daselbst als Kaufmann, starb 571 kurz nach der Geburt seines Sohns auf einer Handelsreise in Jathreb.
2) Sohn des Ali, Oheim der beiden ersten Kalifen aus dem Haus der Abbassiden, schlug den Kalifen Merwan II. 750 am Zab
und ließ alle Sprößlinge des Hauses der Omejjaden auf grausame Weise umbringen. Als er sich nach dem Tod seines Neffen Abul
Abbas empörte und nach der Herrschaft strebte, ward er von Abu Moslem, dem Feldherrn Abu Dschafar Almansurs, des Bruders des Verstorbenen, 754 bei
Nisibis geschlagen und 755 ermordet.
3) ben Yasin, Araber im nordwestlichen Afrika, bekehrte im Verein mit Yahya, Fürsten von Senhadsche, die
dortigen arabischen Nomadenstämme, gewann den Ruf eines Heiligen und zahlreiche Anhänger, die ihn als geistliches Oberhaupt
anerkannten, und hinterließ seinem erwählten Nachfolger Abubekr ben Omar, dem Gründer von Marokko und Ahnherrn der Dynastie
der Almorawiden (s. d.), 1059 ein ansehnliches Reich.
alMalik, fünfter Kalif der Omejjaden, Sohn Merwans, folgte diesem 685 auf dem Thron, hatte aber viel mit Empörungen
zu kämpfen, die er mit blutiger Energie unterdrückte. Er eroberte Kufa und Mekka wieder und dehnte die Macht des Reichs nach
Westen aus. Er ließ zuerst arabische Münzen prägen und machte die arabische Sprache zur Kanzleisprache.
Er begünstigte die Künste und dichtete selbst. Abd al Malik starb 8. Okt. 705.
(Verdampfen, Abrauchen, Einengen, Verdunsten, Evaporieren), die teilweise oder vollständige Verflüchtigung
eines Lösungsmittels, um eine konzentriertem Lösung oder den gelösten Körper in fester Form zu erhalten.
Aus wässerigen Lösungen verdunstet das Wasser beim Stehen an freier Luft, der Prozeß verläuft aber sehr langsam und um so
langsamer, je kleiner die Oberfläche der Lösung, je feuchter die Luft, je niedriger die Temperatur ist, und je unvollständiger
die an der Oberfläche der Lösung gebildeten Wasserdämpfe durch Luftzug fortgeschafft werden.
Man gießt daher, um die Verdunstung möglichst zu beschleunigen, die Lösung in flache Gefäße (Schalen, Pfannen) oder breitet
sie, wie in den Salzgärten an der Küste, in welchen Meerwasser verdunstet, über noch sehr viel größere Flächen aus. Man
erbaut auch gegen den herrschenden Wind gerichtete Wände aus Dorngestrüpp (Gradierwerke) und läßt die
zu verdunstende Lösung über diese Wände herabrinnen. Indem die Lösung hierbei alle Zweige befeuchtet, erhält sie eine sehr
große Oberfläche, und der Wind, welcher die Wand durchweht, führt die gebildeten Dämpfe sehr schnell fort.
Soll eine Flüssigkeit im geschlossenen Raum, z. B. unter einer Glocke, verdunsten, so muß man mit Hilfe
eines Aspirators einen Luftstrom durch die Glocke saugen, und die Verdunstung wird in diesem Fall noch beschleunigt, wenn man
die Luft vor dem Eintritt in die Glocke über Chlorcalcium leitet, um sie zu trocknen. Man kann ab er auch eine Flüssigkeit unter
der Glocke verdunsten lassen, wenn man gleichzeitig eine Schale mit konzentrierter Schwefelsäure oder mit geschmolzenem Chlorcalcium
unter die Glocke stellt, so daß die gebildeten Dämpfe von den genannten hygroskopischen Substanzen sofort absorbiert werden
[* ]
(Fig. 1).