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den pelagischen Fauna ins Auge [* 2] gefaßt wird (s. Meeresfauna, Bd. 17). Das Studium der Verbreitung der Wirbeltiere hat mehrfach zur Einteilung der Erde in große zoogeographische Bezirke geführt, unter welchen die von Wallace aufgestellten Regionen sich auch heute noch des allgemeinsten Beifalls erfreuen, mit der Einschränkung, daß neuerdings von den meisten Zoogeographen die nördlichsten Teile der paläarktischen und nearktischen Region abgetrennt und als arktische Zirkumpolarregion zusammengefaßt werden. Im Süden entspricht dieser Region die von Reichenow vorgeschlagene antarktische Zirkumpolarregion.
Mit den erwähnten Abänderungen an den großen Wallaceschen Regionen sind es deren acht: arktische Zirkumpolarregion, paläarktische Region, äthiopische Region, orientalische Region, nearktische Region, neotropische Region, australische Region, antarktische Region. In der Zerlegung dieser großen primären Bezirke in geographische Verbreitungsbezirke sekundärer, tertiärer :c. Bedeutung gehen die Ansichten rasch auseinander je nach dem Studium der Verbreitung verschiedener Gruppen.
Nur einzelne Unterabteilungen, wie die madegassische oder neuseeländische, haben allgemeine Geltung. Statt der Bezeichnung Region« für die primären Bezirke, die in Subregionen" zerfallen, werden erstere auch »Zonen« oder Reiche- genannt, in welchem Fall dann Region den Unterbezirk bezeichnet. D^e Verbreitung der Säugetiere läßt die acht Regionen als gleichwertig erscheinen, das Studium der Verbreitung der Vögel [* 3] dagegen führt nach Reichenow zu anderm Resultat.
Die arktische Region erscheint auch in diesem Fall als selbständige Region, ebenso die antarktische und die australische (= südliche) Region. Die übrigen Faunengebiete der Erde aber faßt Reichenow besonders mit Rücksicht auf die Herkunft ihrer Avifauna in andrer Weise auf, als dies auf Grund der Verteilung der Säugetiere geschieht. Die nearktische und neotropische Region werden von ihm zu einem großen Komplex, der westlichen Region, vereinigt, deren Unterabteilungen sie bilden, und in gleicher Weise sind das paläarktische, orientalische und äthiopische Faunengebiet (letzteres mit Ausschluß Madagaskars) nur Unterabteilungen einer großen faunistischen Region, die Reichenow als östliche bezeichnet.
Madagaskar [* 4] bildet wegen seiner eigentümlichen Fauna mit den Maskarenen, Komoren und Seschellen in dieser Auffassung eine eigne, den übrigen großen Komplexen gleichwertige, tiergeographische Region. Erklärung der beifolgenden Karten. Von beifolgenden Karten zeigt die erste die acht großen Verbreitungsregionen der landbewohnenden Tiere. Auf den folgenden 11 ist die Verbreitung der Säugetiere dargestellt. Um eine Überfüllung zu vermeiden, konnten bei den familienreichern Ordnungen nur die wichtigsten Familien besonders markiert werden, während unwichtigere mit andern vereint wurden oder auch ganz außer acht gelassen werden mußten.
Von allgemein bekanntern Tieren der einzelnen Familien ist die Verbreitung derselben noch außerdem in der Weise dargestellt, daß der (soweit thunlich) deutsche Name der Tiere innerhalb seines Verbreitungsbezirks eingetragen wurde, wobei durch Unterstreichen des Namens mit der betreffenden Farbe die Zugehörigkeit der einzelnen Tiere zu den großen Gruppen, deren Verbreitung angegeben ist, gekennzeichnet wurde. Im folgenden Ergänzungsband (Band [* 5] 18) werden auf weitern 11 Karten die übrigen Wirbeltiere (mit Ausnahme der Fische) [* 6] be handelt werden.
Die letzte Karte wird die Einteilung der Meere in einzelne Distrikte darstellen. [Tafel l, Karte 1: Tiergeographische Landregionen.] a) Arktische Zirkumpolarregion; umfaßt die nördlichsten Teile der Alten und Neuen Welt; ihre Südgrenze wird gebildet durch die Nordgrenze des Baumwuchses; nördlich verliert sie sich in die Nordpolarregion, zu ihr gehören Grönland und alle Inseln des Nördlichen Eismeers. Die Verbindung zwischen den Teilen der Alten und Neuen Welt erfolgt an der schmalen Beringsstraße.
Sie stellt ein einheitliches, in keine Unterregionen zerfallendes Gebier dar, zoologisch gekennzeichnet durch eine artenarme, aber charakteristische Fauna, die sich der Mehrzahl nach über das ganze Gebiet verbreitet, b) Paläarktische Region (östliche gemäßigte Region); umfaßt ganz Europa [* 7] mit Ausschluß des nördlichsten Teils, Asien [* 8] mit Ausschluß des nördlichsten und südlichsten Gebiets und den nördlichsten Teil Afrikas. Sie stößt nördlich an den europäisch-asiatischen Teil der Polarregion, südlich an die äthiopische und orientalische Region.
Die großen Verschiedenheiten, die Klima, [* 9] Bodenbeschaffenheit und Vegetation innerhalb dieser über 45 Breiten- und 150 Längengrade sich erstreckenden Region ausweisen, sowie der leicht mögliche Austausch ihrer Fauna mit der Fauna der südlich mit breiten Grenzen [* 10] anstoßenden äthiopischen und orientalischen Region läßt eine größere Anzahl Subregionen unterscheiden. Trotz der großen Ausdehnung [* 11] ist die paläarktische Region sehr arm an charakteristischen Tierformen. c) Die äthiopische Region; umfaßt ganz Afrika [* 12] mit Ausnahme des nördlichsten, zur paläarktischen Region gehörigen Teils; diese scharf umschriebene Region enthält eine Anzahl Charaktertiere, wie Flußpferd, Giraffe, Antilopen, bestimmte Assen, Strauße, Pisangfresser, Perlhühnern.a. Zu ihr gehört auch Madagaskar; meist als eine scharf charakterisierte Sulregion aufgefaßt, unterscheidet sich diese Insel nebst den Maskarenen und Komoren so wesentlich in ihrer Fauna von allen übrigen Gebieten, daß sie auch als eigne Region, madegassische Region, angesehen werden kann.
Hier ist die Heimat der Halb äffen, des einer ganzen Reihe charakteristischer Vögel, d) Die orientalische Region; umfaßt Vorder- und Hinterindien, [* 13] Südchina bis Schanghai, [* 14] Ceylon, [* 15] Sumatra, Java, Borneo, die Philippinen und Formosa. Trotz ihrer geringen Ausdehnung zeigt diese unter den Tropen liegende Region eine sehr mannigfache Fauna, von deren Charakterformen der indische Elefant, [* 16] Rhinozeros, Tiger, Flattermaki, Spitzhörnchen, Moschushisch, Pfau, Argusfasan, Kammhuhn, Edelsittich hervorgehoben sein sollen.
Unter den verschiedenen Subregionen, in welche diese Region geteilt ist, unterscheidet sich die indomalaiische Subregion (Halbinsel Malakka, Sumatra, Java, Borneo, Philippinen) wesentlich von den übrigen. e) Nearktische Region (westliche gemäßigte Region); umfaßt Nordamerika [* 17] von der südlichen Grenze der arktischen Region an bis Nordmexiko inklusive und bis zum Golf von Mexiko. [* 18] Der Charakter der Fauna nähert sich dem der Fauna der östlich gemäßigten Region, indem besonders bei den Säugetieren sich in beiden Regionen sehr nahe verwandte, ja zum Teil dieselben Formen finden; bei den Vögeln treffen wir zwar auch korrespondierende Gruppen, doch weichen dieselben bedeutender ab, und durch Einwanderung tropischer Formen aus dem Süden erhält die nearktische Avifauna ein andres Gepräge als die paläarktische. f) Die neotropische Region; umfaßt ¶
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meriko, Zentralamerika [* 20] mit den Antillen und ganz Südamerika [* 21] nebst Feuerland und den Falklandinseln. Diese ungemein reiche Region enthält eine Fülle von Charakterformen. Die hier vorkommenden Affen [* 22] sind korrespondierende Vertreter der Affen der Alten Welt, ebenso findet sich eine ganze Familie charakteristischer Fledermäuse auf diese Region beschränkt. Von sonstigen Charaktertieren sei noch erinnert an die Faultiere, Gürteltiere, Ameisenbären, Lamas, den Jaguar, das Stinktier, [* 23] die Beutelratte, die Straußengattung lidea, die Hokkos, die Pfefferfresser, die Kolibris, [* 24] die Klapperschlangen, die Iguanen u. a. Von den Unterregionen ist am besten die der Antillen charakterisiert, ß) Die australische Region; umfaßt Australien [* 25] und Neuguinea als Mittelpunkt, dann im O. Celebes, Lombok/ Timor und die übrigen Molukken, westlich die pazifische Inselwelt bis zu den Sandwich- und Markesasinseln sowie Tasmania und Neuseeland.
Die australische Region steht besonders in der Säugetierfauna allen andern Regionen fremd gegenüber." Sie besitzt eigen die Kloakentiere und fast eigen die Beuteltiere, [* 26] während dagegen mit Ausnahme der Fledermäuse und Nager alle übrigen auf der Erde lebenden Säugetiere hier völlig fehlen, resp.wenn solche vorhanden sind, erst eingeführt wurden. Auch die Vogelfauna, welcher die sonst weitverbreiteten Geier, Spechte, Finken, Fasanen, Feldhühner fehlen, zeigt dafür viele eigentümliche Formen, so die Kasuare, Kiwis, Kakadus, Paradiesvögel. [* 27]
Die vier Subregionen, die australische, austro-malaiische, polynesische und neuseeländische Subregion, sind infolge der physikalischen Verschiedenheiten in ihrer Fauna scharf gesondert. Die neuseeländische zelne Familien in ihrem Vorkommen sich gegenseitig vertreten (z. B. altweltliche Hufeisennasen und Ziernasen einerseits und die blattschnauzigen Fledermäuse der Neuen Welt anderseits). l Tafel I!, Karte 1: Raubtiere [* 28] L1 Raubtiere fehlen allgemein nur der australischen und antarktischen Region und von den Subregionen nur den Antillen.
Die Verbreitung der in verschiedene Gruppen geteiltenK atz en ist sehr ausgedehnt. Altweltlich sind Wildkatze, Löwe, Tiger, Zwergkatze, neuweltlich die einfarbigen Katzen [* 29] (Puma, Maguarundi); die Gruppe der Pantherkatzen [* 30] altweltlicy (Panther, Leopard) [* 31] und neuweltlich (Jaguar, Ozelot, Pampaskatze). Die .Hundskatzen (Gepard) sind astatisch und afrikanisch, die Luchse gehören beiden Hemisphären an (Luchs, Pardelluchs, kanadischer Luchs). Die Zibetkatzen gehören nur der äthiopischen, orientalischen und dem Süden der paläarktischen Region an (Zibetkatze, Rasse, Genette, Ichneumon).
Madegassisch istdasver wandte Veutelfrett, neotropisch das Katzenfrett. Die Hyänen sind afrikanische Charaktertiere, nur eine Art geht nach Asien hinüber bis zum Kaukasus und Altai. Die Familie der Bären hat eine sehr aus' gedehnte Verbreitung, der nördlichste Vertreter (Eisbär) ist zirkumpolar; altweltlich sind der braune Bär (Europa und Asien), der malaiische Bär, Lippenbär, Bärenmarder (sämtlich Hinterindien und Große Sundainseln) und der Katzenbär (östlicher Himalaja und Osttibet); neuweltliche Bären sind: Grislybär, Baribal (beide Nordamerika), Vrillenbär (Chile, [* 32] Peru), [* 33] Wickelbär (Guayana, Peru), Waschbär (tropisches Amerika) [* 34] und Rüsselbär (Südamerika). l Tafel ll. Karte 2: Raubtiere il.) Die Hunde [* 35] Subregion ist der jedenfalls älteste Teil der selbst der ! haben die fast kosmopolitische Verbreitung der Ord' ganzen übrigen Welt alt gegenüberstehenden australischen Region. In jener finden sich von Säugetieren nur zwei Fledermäuse; die ihr zukommenden Vogelarten, darunter der Eulenpapagei, der Nestorkaladu, nung überhaupt, nurder australischen Region, den Antillenund noch Madagaskarfehlen sie.
Nolfund Fuch H sind paläarktisch und nearktisch, paläarknsch und ä'thiopisch sind die Schakale; der Polarfuchs ist zirkumpolar, sind höchst eigentümlich, und auf Neuseeland beschränkt! neuweltliche.Hunde sind der Präriewolf und brasilisch? ist auch das merkwürdige Reptil H^ttf?ii3., eine uralte, Fuchs. [* 36] Von den Mardern fehlen die Landmarder in: Nischform, die eine ganze Reihe von Charakteren vereint, welche heute auf die verschiedenartigsten Reptilien verteilt sind. k) Die antarktische Zirkumpolarregion umfaßt die Inseln des antarktischen Meers, Südgeorgien, Prinz Edwards-, Crozet-, Kerguelen-, Macdonä ldinseln, St. Paul, Neu-Amsterdam.
Die charakteristischen Bewohner dieser Region, von welcher wir nur den nördlichsten Teil kennen, sind Pinguine und bestimmte Meersäuger, wie der Seeelefant. l Tafel l, Karte 2: Verbreitung der Affen und Halbaffen.) [* 37] Die Affen bewohnen die tropischen und gemäßigten Gegenden Amerikas, Afrikas, Asiens und Europas lwenige Exemplare des Magot in den Felsen von Gibraltar). [* 38] Ausschließlich neuweltlich sind die Breitn äsen (Brüllaffe, Klammeraffe, Schweifaffe, Nachtaffe); ausschließlich altweltlichdie Schmalnasen (Schimpanse und Gorilla in Airika, Orang-Utan auf Sumatra und Borneo, Gibbons, Paviane, Meerkatzen und Schlankassen).
Von den Halbaffen sind viele charakteristisch für Madagaskar (Halbmaki, Schleiermaki u. a. und das Fingertier). l Tafel I, Karte 3: Fledermäuse.) Kosmopolitisch, ausgenommen die kältesten Regionen. Die Familie der fliegenden Hunde ist besonders charakteristisch sür die heißen Gegenden der östlichen Halbkugel. Die weiteste Verbreitung besitzen die echten Fledermäuse (z. V. auf Neuseeland, Sandwichinseln, Feuerland, Aleuten), die übrigen Familien sind überdie wärmern Verbreitungsgebiet der Familie nur der äthiopischen Region; hervorzuheben lind Hermelin und Vielfraß.
Von den Stinttieren ist eine Art (Vandiltis) vor wiegend äthiopisch, die andern beiden (Chinga und Surilho) amerikanisch. Die Dachse find weit verbreitet, wobei jedoch die einzelnen Hauptgattungen (Dachs, amerikanischer Dachs, Honigdachs, Stink dachs) in den einzelnen Regionen in ihrem Vorkommen sich gegenseitig vertreten. Sehr weit verbreitet und zwar in einer und derselben Gattung, dem Fisch' otter, sind die Fischottern, deren stattlichster Vertreter, der Seeotter, marin ist; er findet sich im nördlichsten Teil des Stillen Ozeans. s Tafel ll, Karte 3: Insektenfresser.) [* 39] Die Insektenfresser bilden eine kleine, auf den Aussterbeetat ge setzte Ordnung, woraus sich auch das versprengte Vorkommen einzelner Gattungen erklärt; fehlen in der antarktischen Region, Australien und Südame^ rika.
Die Spitzmäuse haben die Verbreitung der Ordnung. Die Maulwürfe oder Mulle gehören den nördlichen gemäßigten Zonen beider Erdhälften an, nur in einer versprengten Gattung im Süden Afrikas vorkommend. Die Igel gehören dem gemäßigten Asien, Europa und nördlichen Afrika an, isoliert in Südafrika [* 40] und dann auf Sumatra, Borneo, Iavu vorkommend. Die Rohrrüßler sind ausschließlich afrikanisch, die Spitzhörnchen auf Hinterindien, Sumatra, Java und Borneo beschränkt. Die Borstenigel sind charakteristisch madegassisch, eine Gattung jedoch Teile der beiden Halotugeln verbreitet, wobei ein- ^oleuoäou) kommt auf Westindien vor; die ¶