forlaufend
722
Partei an, zu dcrcn hervorragendsten Mitgliedern er sich durch eifrige Thätigkeit und wirksame Beredsamkeit aufschwang. Als er 1888 wegen seiner Beförderung seine Mandate niederlegen mußte, wurde cr inöannover in den Landtag wieder gewählt, unterlag aber in der Reichstagswahl im Wahlkreis Melle' (5ieL/?F/5 dem welfischen Kandidaten, für den die Deutschfreisinnigen stimmten, und wurde auch 1899 nicht wieder gewählt. Saucken,1)KurtvonS.-Tarputschen, Reichstagsabgeordneter, starb in Berlin. [* 2]
^Saürel (spr. ssorell), E m m a, ital.Sängerin, geboren im Dez. 1850 zu Palermo [* 3] von französischen Eltern, debütierte unter Romanis Führung zu Pisa [* 4] in Verdis Maskenball« mit glänzendem Erfolg, sang späterm Ancona, [* 5] Trieft, Mailand, [* 6] Florenz [* 7] und im Della Pergola- wie San Carlotheater zu Neapel, [* 8] nahm 1871 in Buenos Ayres [* 9] Engagement und durchreiste, im Verein mit Tamberlick Gastrollen gebend, Mexiko, [* 10] besuchte die größern Städte der Vereinigten Staaten, [* 11] um dann, nach Europa [* 12] Zurückkehrend, im Theatro de Sao Carlos in Lissabon [* 13] zu gastieren.
Nach vorübergehendem Aufenthalt in Italien [* 14] wirkte sie längere Zeit an den kaiserlichen Theatern zu Petersburg [* 15] u'nd Moskau. [* 16] Im März 1878 gastierte sie im Krollschen Theater [* 17] ,;u Berlin, wohin sie auch 1879 und später zurückt'ehrte. Seitdem war sie beständig auf Gastspielreisen. Mit ihrer musikalischen Begabung verbindet sie die Kunst lebensvoller dramatischer Darstellung. 'Schabfteine, s. Poliersteine (Bd. 17). Schachspiel. Sine neue Zeitschrift: »Deutsches Wochenschach«, geben Schallopp, Lende und Hülsen heraus (6. Jahrg., Braunschw. 1890). H33Nlußl^°r°bau(Nd,I7.S.117,118),
Schall, [* 18] Adolf Friedrich, Graf von, veröffentlichte eine »Geschichte der Normannen in Sizilien« [* 19] (Stuttg. 1889, 2 Bde.). -Schäfer, 3) Dietrich, Geschichtsforscher, geb. zu Bremen, [* 20] studierte Geschichte in Jena [* 21] und Göttingen, [* 22] ward sodann bei der Herausgabe der »Hansarezesse« beschäftigt, 1871 an die Universität Jena als außerordentlicher Professor der Geschichte berufen, 1883 ordentlicher Professor da, 'elbft, 1884 in Breslau [* 23] und 1888 in Tübingen. [* 24] Er schrieb: »Dänische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts« (tzannov. 1872);
»Die Hansastädte und König Waldemar von Dänemark« [* 25] (Jena 1879).
In den »Hansarezessen« gab er die 3. Abteilung von 1487 bis 1530 lLeipz. 1881-90, Bd. 1-4),
außerdem »Das Buch des lübeckischen Vogts auf Schonen« (Bd. 4 der »Hansischen Geschichtsquellen«, Halle [* 26] 1887) heraus. Schaffgotsch, Johann Ulrich, Graf von (1595 bis 1635).
Vgl. Krebs, [* 27] Hans Ulrich, Freiherr u. S. ^Bresl. 1889).
Schaffhausen, [* 28] Kanton, [* 29] (1888) 37,876 Eimv.; Stadt, (,888) 18,648 Einw. Schafhiiutl, Karl Emil von, Geolog, starb in München. [* 30] Schahjehanpur, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen und Audh (4521 ykin groß mit 856,946 Einw.), am linken Ufer des Darhaflusses und an der Audh- und Rohilkand-Eisenbahn, mit (i88i) 77,936 Einw. Sitz der englischen Behörden, hat eine höhere Schule, Gefängnis, eine Besatzung englischer und indischer Truppen und eine amerikanische protestantische Mission mit mehreren Schulen und einem Waisenhaus.
Die einzigen nennenswerten Industrien sind die Zucker- und die Numfabrikation. Scha Uopp, Emil, Schachspieler, geb. 1. Aug. 1843 zu Friesack, bekleidet seit 1872 den Posten eines Vorstehers des stenographischen Bureaus des deutschen Reichstags. Er zeichnete sich nach mancherlei Er. folgen in deutschen Turnieren dadurch besonders aus, daß er 1885 auf dem Turnier in Hereford (England) an die zweite Stelle in der Preisträgerliste kam, seit Anderssens und L. Paulsens Siegen [* 31] in den ersten 60er Jahren das erste Mal, daß ein nichtprofessioneller deutscher Spieler einen englischen Meisterpreis gewann. Er ist Mitherausgeber des deutschen Wochenschach . 'Schanz, 2) Martin, Philolog, geb. zu Üchtelhausen bei Schweinfurt, [* 32] studierte in München, Würzburg, [* 33] Bonn [* 34] und Göttingen, habilitierte sich 1867 in Würzburg, wurde 1870 außerordentlicher Professor, 1883' ordentlicher Professor der klassischen Philologie daselbst. S. hat sich besonders um Platon verdient geinacht;
von seinen Schrif. ten gehören hierher: »Hpsoiineii ciitioum kä ?1atoue'in 6t 06N80iinuui p6i'ti,i6U8« (Götting. 1867);
»Studien zur Geschichte des Platonischen Textes^ (Würzb. 1874); «über den Platokodex der Markusbibliothek in Venedig« [* 35] (Leipz. 1877);
eine große kritische Ausgabe (das., seit 1875),
eine kleine kritische Ausgabe ausgewählter Dialoge (das., seit 1887);
eine Ausgabe ausgewählter Dialoge mit deutschem Kommentar (bis 'jetzt 2 Bdchn., das. 1887 - 88).
Außerdem schrieb er: »Beiträge zur vorsokratischen Philosophie der Sophisten (Götting. 1867); "Römische [* 36] Litteraturgeschichte" (Nördling. 1889). Scharnhorst, Gerhard Johann David von, preuß. General. Ihm zu Ehren wurde 1889 da5 1. hannöversche Feldartillerieregiment Nr. 10 Feldartillerieregiment v. S. genannt. ' Schaugeliilde (Schauapparate) der Pflanzen. Sofern eine große Anzahl von Pflanzen für ihre Befruchtung [* 37] sowohl als für die Verbreitung ihrer Samen [* 38] auf die Mitwirkung von Tieren, namentlich von Insekten, [* 39] Vögeln und Säugern, angewiesen ist, haben sich bei ihnen Einrichtungen entwickelt, die lediglich darauf abzielen, die Aufmerksamkeit der erwünschten Gäste schon aus einiger Entfernung zu erregen und die Auffindung der Blüten oder Früchte im dunkeln Laub zu erleichtern.
Natürlich spielt dabei die
Farbe eine Hauptrolle und bei einer gro ßen
Klasse der hier zu besprechenden
Erscheinungen namentlich die rote
Farbe, weil sie am besten von dem grünen
Laub absticht. Wir haben dabei drei
Hauptfälle zu
unterscheiden, nämlich siorale S., extraflorale
S. und Fruchtfchaugebilde. Die floralen S. stellen im allgemeinen das
dar,
was die
deutsche Sprache in feiner Unterscheidung von dem bloßen Blütenbegriff als
Blume bezeich, net,
denn nur die größern und auffälligern
Blüten nennen wir so. Die
Blume ist ein
S.
an sich, aber es sind dabei sehr verschiedene
Fälle zu unterscheiden, je nachdem der äußerste Blattwirtel der
Blüte,
[* 40] d. h. der
Kelch, oder die eigentliche
Blumenkrone
oder die Staubfäden oder gar
Fruchtknoten mit
Narbe das Hauptschaugebilde
darstellen.
Fälle, in denen
der
Kelch, also der äußerste Vlattwirtel, als solcher wirkt, finden wir bei vielen unsrer bekanntesten
Feld- und Hkliedoru
Z-, ^ymik^ia- und Oel Mniuiu-Arten, bei denen die
Blumenblätter nur unscheinbare Gebilde darstellen, der
Kelch aber schön
gefärbt entwickelt ist. Bei vielen
Pflanzen, namentlich aus der
¶
forlaufend
723
Abteilung der Monokotyledonen, wirken Kelch- und Blumenkrone in gleichartiger Ausbildung zusammen als S., namentlich in prachtvoller Entwickelung bei Lilien, [* 42] Kaiserkronen, Narzissen, Krokus. Amaryllis:c. Dasselbe kommt aber auch bei vielen Dikotyledonen vor, z. B. bei den Fuchsien, manchen Gesncriaceen (namentlich ^Iloplextii^ cn'ist Htut; mit feuerrotem Kelch und dottergelber Krone) und manchen Nubia-. ceen (der Gattungen Nu8"a6uclH,I'0^'0nopu^, I^m j N6M, ^ar826^vitxm), bei denen sich ein einzelner > Kelchzipfel zu einem laubblattgroßen, prachtvoll ge-1 färbten S. entwickelt, während die andern ganz klein bleiben. ^ars/ O^vit^i^ coocinen wird durch diesen großen, scharlachroten Kelchzipfel zu einem der auffälligsten Gewächse Westindiens.
Bei vielen Myrtaceen, Mimoseen und Kapparideen trockner Gegenden, namentlich bei den Gattungen Nu^Iv Ms, 2Io1a-Ißno". und ^.caoi H, überlassen die unscheinbaren oder abfälligen Blumenblätter das Anlockungsgeschäft ganz den buschigen und lebhaft gefärbten Staubfäden. Manchmal wächst auch ein Teil der Staubblätter blumenblattartig aus, wie bei manchen Kommelinaceen, noch auffälliger bei den häufig in Gärten gezogenen (üanng.-Arten, vor allem aber in den weiblichen Blüten der Pandaneen und Cyklantheen, wo bei der Gattung (^riuäoviea, die Staminodien zu langen, farbigen Fäden auswachsen. Der letzte hierher gehörige Fall, in welchem die Narben und andre Teile des Fruchtknotens blumenblattartig auswachsen, wird besonders schön durch die Schwertlilienarten unsrer Gärten vorgeführt. Einen besondern Fall stellt die Zusammendrängung vieler kleinerer Insektenblüten zu strauß-, dolden-, kopf- und traubenförmigen Blütenständen, die in ihrer Verbindung natürlich weiter sichtbar sind, als wenn sie einzeln und halbversteckt in den Blattachseln stünden, dar, und dabei widmen sich häufig die Randblüten der Dolden, indem sie strahlen- oder zungenförmig auswachsen, dafür aber unfruchtbar werden, ausschließlich dem Anlockungsgeschäft, wie bei vielen Umbelliferen, [* 43] Kaprifoliaceen, Saxifrageen u. a. Auf den Gipfel getrieben erscheint dieses Prinzip bei den Dipsaceen und Kompositen, [* 44] wo durch Zusammendrängung kleinerer Blüten eine scheinbar einfache Blume höherer Ordnung entsteht, indem die Randblüten (Strahl- oder Zungenblüten) scheinbar zu Blumenblättern auswachsen, die oft auch in der Farbe zu den meist gelben Scheibenblüten wirksame Gegensätze bilden, wie bei Maßliebe, Astern, Zinnien, Georginen:e.
Zuweilen treten die zusammengesetzten Blumen kleinerer Art nochmals (wie einfache Blumen) zu Dolden und Sträußen zusann men, ja manchmal, wie beim Edelweiß, vereinigen sie sich zu einer scheinbar einfachen Blume dritter Ordnung, wobei aber zugleich extraflorale S. beteiligt sind. Ein Seitenstück hierzu bildet das Blühen vor dem Erscheinen oder nach dem Abfall der Blätter, wodurch ein ganzer Baum zu einem riesigen, weithin leuchtenden Blumenstrauß wird, wie unsre Obstbäume aus den Familien der Pomaceen und Amygdaleen, namentlich aber viele tropische Leguminosen [* 45] und vor allen die Korallenbäume (Ni'.vtln-iim-Arten), deren von Insekten, Kolibris [* 46] und Papageien umschwärmte Wipfel in scharlachroter Blütenpracht strahlen.
Bei manchen tropischen Bäumen teilen sich die Astsysteme nach den Himmelsrichtungen in die Blütenzusammendrängung, indem z. B. bei Nan^it'ora inciicn. und Nrioäknäron ant'raotuosum erst die eine Wipfelseite die Blätter verliert und Blüten treibt und dann die andre. Hierher gehören zum Teil auch die Stammblütler, dic, lvie der Judasbäum (Oorcis 8i1iHua8ti'um), ihre Blüten an sehr auffälliger Stelle aus dem Stamm und altem Holz [* 47] hervortreiben, wobei nicht immer, wie beim Kakao-, Kalabassen« und Kanonenkugelbaum ((^ouroupiw ^-umii Liikiii), die Schwere der Früchte die alleinige Ursache für das Erscheinen der Blüten am Stamm und an den dickern Ästen bildet.
Bei dem letzterwähnten westindischen Baum sieht man in der dicht belaubten Krone niemals Blüten oder Früchte, diese erscheinen vielmehr ausschließlich an Adventivzweigen, die am Stamm hervorbrechen und denselben iianenartig umstricken. Ähnlich verhält sich ^uoua. rdi^i MH'in Brasilien. [* 48] Da wir uns aber bei den Blumen des Zweckes der Anlockung kaum noch bewußt werden, so nehmen die extrafloralen S., d. h. die außerhalb der Blüte, aber in deren Nähe befindlichen, lebhaft gefärbten Hochblätter, Brakteen oder Hüllblätter, ein allgemeineres Interesse in Anspruch.
Hierher gehören in unsrer Flora die schön purpurrot, violett oder blau gefärbten Hüllblätter der Neilim^rum-Arten, di". an der Spitze des Stengels einen lebhaft gefärbten Schöpf bilden, der oft mit der Blütenfarbe angenehm kontrastiert. Ähnliche Beispiele liefern verschiedene Salbei-Arten, namentlich die in den Gärten häufig gezogene Scharlachsalbei (salvia »oi^re^). Bei den Aroideen, von denen die 03.11a-Arten allgemein be. kannt sind, haben die großen, kahn- oder dütenfö migen Hüllblätter oft geradezu die Gestalt einer schneeweißen, gelben oder siegellackrot (bei ^.mlm! riuni ^cli6r26!'ikmum) gefärbten Flagge, die zum! Sammelnder Vesucherauffordert; beimanchen^ruiuz Arten ist jedoch Hülle und Kolbengipfel trübrot, wie faules Fleisch gefärbt, um Aasfliegen anzulocken. Ähnliche lebhaft gefärbte Hüllblätter haben in den Tropen Pandanen, Bananen, Helikonien und namentlich Bromeliaceen, bei denen sich außerdem oft am Gipfel des Blutenstandes ein brennendroter oder auch mehrfarbiger Blätterschopf wie eine Riesenblüte erhebt. Manchmal werden diese Blätter nach dem Verblühen wieder grün und nehmen am Assimilationsgeschäft teil, weil ihre Funktion als S. eben mit der Blütezeit erfüllt und nach derselben überflüssig ist. Bei den Loii FHinvilisH-Arten sind die unscheinbaren Blüten mit großen, oft herrlich rosenroten Hüllblättern versehen, die den ganzen füdamenkanischen Landschaften ihre Charakterfarbe leihen, so daß Humboldt meinte, der Mars [* 49] könne wohl einer ähnlichen Vegetation seine rote Farbe verdanken. Bei den Marcgraviaceen sind die meist lebhaft gefärbten Brakteen oft noch außerdem in Honigbehälter umgewandelt. Den schönsten Anblick gewähren die Hochblätter oder Brakteen, wenn sie sich zu einein lebhaft gefärbten Stern, einer Hülle oder Straußmanschette um die Einzelblüte oder den Blutenstand zusammenfügen. Das beste Beispiel gibt dic häufig bei uns gezogene Weihnachtsblume (Ioii-86tti^ pulelisrrima), eine mexikanische Euphorbiacee, deren unscheinbare gelbgrüne Blüten von einem handgroßen, zinnoberroten Hüllblätterstern umgeben sind. Einen stahlblauen Hüllenstern von ähnlicher Größe besitzt das von den Älpenbewohnern häufig als Hutschmuck getragene ^r M^ium alpirmin und das Edelweiß, eine Blume dritter Ordnung wird von einem Stern schneeweißer Hochblätter umgeben. Ähnliche schön blau oder rot gefärbte Hüllen aus einem oder! zwei Blattpaaren besitzen mehrere Rubiaceen wärm«.''! rer Länder, wie(Ü6Z)kae1i8 toin Lntoän. und 0. sn'ai't Hi' i.i und im erstern Fall ist das äußere große, zu einem ¶