Seite 17.629 (Ergänzungs-) Band
Nuri Pascha Ghazi, türk. Feldherr, wurde 1885 seiner Stellung als Kriegsminister entsetzt, blieb aber Palastmarschall.
Jan van, holländ. Maler, geb. 1627 zu Rotterdam, [* 2] bildete sich, anfangs wahrscheinlich unter dem Einfluß von A. Cuyp, zum Tier- und Landschaftsmaler aus, soll dann nach Rom [* 3] gegangen sein, wo er sich Pieter van Laar zum Vorbild nahm, war um 1664 in Wien [* 4] thätig und starb 1678 in Regensburg. [* 5] Seine Hauptwerke sind: Viehmarkt in Holland (Galerie zu Prag), [* 6] Landschaft mit Jakobs Reise nach Mesopotamien (Wien, kaiserliche Galerie), Flachlandschaft mit einem vornehmen Paar und einem Hirten (Dresden, [* 7] Galerie), Plünderung einer Karawane (Christiania, [* 8] Galerie) und Abraham mit Sara und Hagar in einem römischen Park (New York, Museum). Ossenbeeck hat auch über 60 Blätter nach S. Rosa, de Laar u. a. radiert.
s. die Artikel Britisch-, Deutsch- und Italienisch-Ostafrika;
über die neuern Forschungsreisen in diesem Gebiet s. Afrika, [* 9] S. 12 (Bd. 17).
Julius, Schulmann, bekannt als Vertreter der Realschule, geb. zu Soest, [* 10] studierte in Bonn [* 11] und Halle [* 12] Theologie und Philologie und wurde als junger Privatgelehrter 1848 von seiner Vaterstadt ins deutsche Parlament gewählt, wo er zum linken Zentrum wie später zu der sogen. Gothaer Partei gehörte. Seit 1852 erster Lehrer, seit 1856 Direktor der Realschule zu Lippstadt, [* 13] wurde er Ostern 1872 als Direktor der Realschule nach Düsseldorf [* 14] berufen. Von dort aus nahm er im Herbst 1872 an der vom Minister Falk berufenen pädagogischen Konferenz in Berlin [* 15] eifrigen Anteil, wurde 1874 von Bielefeld [* 16] ins Abgeordnetenhaus gewählt und starb in Halle a. S. Auf den Versammlungen der Realschulmänner zu Eisenach [* 17] (1872), Gera [* 18] (1873), Braunschweig [* 19] (1874), in denen er den Vorsitz führte, und auch sonst verfocht Ostendorf in Wort und Schrift die Gleichberechtigung der Realschule mit dem Gymnasium und eine Gestaltung des öffentlichen Schulwesens, bei der auf gemeinsamer Grundlage diese beiden Hauptformen der höhern Schule nur für die letzten Schuljahre auseinander gehen sollten. Um der Überfüllung der höhern Berufsfächer abzuhelfen, wünschte er namentlich auch freigebige staatliche Förderung der Mittelschulen und höhern Bürgerschulen.
Michael, Maler und Zeichner, Schüler von A. Altdorfer, war seit 1519 in Regensburg thätig und starb daselbst 1559. Von seinen Bildern haben sich ein Flügelaltar mit Darstellungen aus dem Neuen Testament, ein Porträt (in Regensburg), ein Christus am Kreuz [* 20] (in Schleißheim) und eine Darstellung aus der Apokalypse (in der Münchener Pinakothek) erhalten. Er hat auch Zeichnungen für den Holzschnitt (unter anderm für einen Stammbaum mit den Brustbildern türkischer Sultane und für einen Katechismus) geliefert.
Bindegewebszellen, aus denen das Knochengewebe hervorgeht;
Osteogenese, Entwickelungsgeschichte [* 21] des Knochengewebes.
Die Regierung von Chile [* 22] ergriff Besitz von der Osterinsel, um dieselbe als Strafkolonie zu benutzen.
Ernst Robert, Prozessualist, geb. zu Dresden, wirkte erst als Advokat zu Leipzig, [* 23] wurde 1850 Professor des Prozeßrechts an der Universität daselbst und starb Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Der ordentliche bürgerliche Prozeß nach sächsischem Recht« (Leipz. 1843 - 44, 2 Bde.; 4. Aufl. 1860, 2 Bde.);
»Die summarischen bürgerlichen Prozesse« (das 1845, 3. Aufl. 1857);
»Lehrbuch des gemeinen deutschen ordentlichen Zivilprozesses« (das. 1856, 2 Bde.);
»Die Reform der Zivilprozeßgesetzgebung in Sachsen [* 24] und in Deutschland« [* 25] (das. 1865);
»Gutachten über den Entwurf einer Prozeßordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den norddeutschen Bund« (das. 1870).
[* 26] Kaisertum. Die Bevölkerung [* 27] von Österreich wird auf Grund der Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung für Ende 1888 mit 23,647,418 Bewohnern berechnet. Die Verteilung dieser Volkszahl auf die einzelnen Kronländer, der Flächeninhalt derselben nach den definitiven Ergebnissen der Grundsteuerregelung ergibt sich aus folgender Übersicht:
Kronland | Flächeninhalt | Bevölkerung Ende 1888 | |
---|---|---|---|
QKilom. | QMeilen | ||
Niederösterreich | 19823 | 360.0 | 2623575 |
Oberösterreich | 11985 | 217.7 | 780818 |
Salzburg | 7152 | 129.9 | 172230 |
Steiermark | 22428 | 407.3 | 1279466 |
Kärnten | 10328 | 187.6 | 362795 |
Krain | 9956 | 180.8 | 502098 |
Küstenland | 7966 | 144.7 | 699597 |
Tirol und Vorarlberg | 29288 | 531.9 | 926632 |
Böhmen | 51948 | 943.4 | 5812635 |
Mähren | 22222 | 403.6 | 2237436 |
Schlesien | 5147 | 93.5 | 596693 |
Galizien | 78497 | 1425.6 | 6488620 |
Bukowina | 10452 | 189.8 | 638729 |
Dalmatien | 12832 | 233.0 | 526094 |
Zusammen: | 300024 | 5448.8 | 23647418 |
Die Bevölkerungsbewegung ergab in den letzten zwei Jahren in ihren Hauptmomenten:
1887: | 1888: | |
---|---|---|
Trauungen | 182088 | 185991 |
Lebendgeborne | 889478 | 889901 |
Sterbefälle | 672302 | 686573 |
Es zeigt sich demnach 1888 gegen das Vorjahr bei den Trauungen, allerdings auch bei den Sterbefällen, eine ziemlich bedeutende Vermehrung (bei den erstern um 2,14, bei den letztern um 2,08 Proz.).
Auf dem Gebiet des Bildungswesens ist auch in der gesteigerte Zudrang zu den humanistischen Studien eine auffällige Erscheinung. Innerhalb des Dezenniums 1878 - 87 hat sich der Besuch der Gymnasien und Realgymnasien von 41,456 Schülern auf 53,148, also um 28,2 Proz., gehoben, während der Besuch der Realschulen von 20,550 auf 17,436, demnach um 3114 oder 15,2 Proz. gefallen ist. Seither ist ein wenn auch unbedeutender Rückschlag eingetreten, indem zu Anfang des Schuljahrs 1887/88 die Gymnasien um 729 und im Schuljahr 1888/89 um 61 Schüler weniger als im Vorjahr zählten.
Von den Erwerbszweigen der Bevölkerung hat der Bergbau [* 28] und Hüttenbetrieb 1888 einen Produktionswert (nach Abzug des Wertes der verhütteten Erze) von 72,26 Mill. Gulden geliefert. Derselbe erscheint gegen das Vorjahr (mit 66,07 Mill. Guld.) um 6,19 Mill. Guld. höher, welche Steigerung in erster Reihe auf die erhöhte Eisenproduktion und Kohlenförderung zurückzuführen ist. Die Produktionsmenge betrug 1888 an Frischroheisen 5,168,186 metr. Ztr., an Gußroheisen 693,028 metr. Ztr., zusammen an Roheisen 5,861,214 metr Ztr. (gegen 1887 um 743,444 metr. Ztr. mehr). An Braunkohle wurden 12,860,255 (+1,287,083), an Steinkohle 8,274,461 (+478,310) Ton. gefördert. Wie sehr sich insbesondere die österreichische Kohlenproduktion entwickelt ¶
hat, zeigt ein Rückblick auf das letzte Dezennium. Von 1878 auf 1888 ist nämlich die Braunkohlenproduktion von 7,2 auf 12,9, die Steinkohlenproduktion von 5,1 auf 8,3 Mill. T. und zugleich auch der Kohlenexport und zwar in Braunkohle von 2,6 auf 5,4, in Steinkohle von 0,3 auf 1,1 Mill. T. gestiegen. Der Hauptanteil an dieser Steigerung kommt auf das nordböhmische Braunkohlenbecken. Die Zahl der beim Berg- und Hüttenbetrieb beschäftigten Arbeiter betrug 1888: 108,703 (1887: 105,120). Der Salinenbetrieb, dessen Ergebnisse in den obigen Ziffern nicht enthalten sind, weist eine Produktion von 437,360 metr. Ztr. Steinsalz (+23,774), 1,598,374 metr. Ztr. Sudsalz (+51,001), 389,091 metr. Ztr. Industriesalz (+49,726) und 375,798 metr. Ztr. Seesalz (-157,771) auf. Der Geldwert der Salzproduktion stellt sich auf 21,7 Mill. Guld. und erscheint um 574,568 Guld. geringer als 1887. Im Salinenbetrieb waren 10,059 Arbeiter (gegen 10,283 im Vorjahr) beschäftigt.
Von den der Verzehrungssteuer unterliegenden und hierdurch kontrollierbaren Industrien zeigt die Bierbrauerei [* 30] 1887/88 einen Stand von 1835 Brauereien, gegen das Vorjahr um 18 weniger, eine Abnahme, welche übrigens, wie schon seit Jahren, hauptsächlich die kleinern Brauereien trifft. Diesmal ist allerdings auch die Produktion, 12,620,565 hl, gegen das Vorjahr um 96,970 hl zurückgegangen. Branntweinbrennereien standen 1887/88 in ganz Österreich 47,707 (gegen 45,250 im Vorjahr) im Betrieb, welche eine Erzeugung von 87,887,562 Hektolitergraden Alkohol (gegen 85,175,822 im Vorjahr) anmeldeten.
Rübenzuckerfabriken gab es 1887/88: 192 (1886/87 noch 203) mit 2241 Dampfmaschinen [* 31] von 26,559 Pferdekräften und 54,316 Arbeitern. Dieselben verarbeiteten 30,421,382 (im Vorjahr 40,403,435) metr. Ztr. Rüben. Im übrigen ist eine allgemeine industriestatistische Erhebung für das Jahr 1885 vorgenommen worden, wonach sich die Zahl der Industrialgewerbe im ganzen auf 375,100, die der Handelsgewerbe auf 305,571 belief. Für die einzelnen Gruppen der Fabrikindustrie sind die Hauptdaten aus folgender Tabelle ersichtlich:
Bezeichnung der Industrie | Unternehmungen | Pferdekraft der Motoren | Arbeiter | Produktionswert in Gulden |
---|---|---|---|---|
Metalle, Metallwaren | 1474 | 66562 | 58043 | 111549500 |
Maschinen, Transportmittel, Instrum. | 808 | 9242 | 39104 | 63606100 |
Steine, Erden, Glas | 6020 | 10412 | 67857 | 66514500 |
Holz, Bein, Kautschuk etc. | 9008 | 51622 | 41850 | 58653500 |
Leder, Haare u. Federn | 386 | 1743 | 8143 | 27937200 |
Textilindustrie | 2546 | 103134 | 249539 | 425185800 |
Bekleidungswaren | 1689 | 1452 | 40951 | 54574200 |
Papier | 388 | 38368 | 22017 | 35465900 |
Nahrungsmittel etc. | 62257 | 228436 | 214136 | 656167800 |
Chemische Industrie | 1010 | 8902 | 33965 | 92223100 |
Baugewerbe | 153 | 767 | 3654 | 4713800 |
Polygraphische und Kunstgewerbe | 1473 | 942 | 14817 | 21027000 |
Zusammen: | 87212 | 521582 | 794076 | 1617618400 |
Der auswärtige Handel des österreichisch-ungarischen Zollgebiets ergab im J. 1887 einen Einfuhrwert von 568,572,815 und einen Ausfuhrwert von 672,929,857 Guld., so daß die Handelsbilanz mit einem Überschuß von 104,357,042 Guld. abschließt. Der Überschuß der Ausfuhr über die Einfuhr war übrigens in den vorausgegangenen Jahren in der Regel noch größer und betrug insbesondere im J. 1886: 159 Mill. Guld. Gegen 1886 ist aber der Wert der Einfuhr des Jahrs 1887 um 29 Mill. Guld. höher, der Wert der Ausfuhr um 26 Mill. Guld. niedriger.
Die Mehreinfuhr ergibt sich vornehmlich in den Artikeln: Baumwolle [* 32] (+10,6 Mill. Guld.), Schafwolle (+9,7 Mill. Guld.) und in Steinwaren (+5,4 Mill. Guld., infolge höherer Bewertung der Edelsteine). [* 33] Eine starke Mindereinfuhr zeigte sich in Fellen und Häuten (-4,6 Mill. Guld.). An der Minderausfuhr partizipieren Schlacht- und Zugvieh mit 17,6 Mill. Guld. (insbesondere wurden um 14,360 Stück Ochsen und Stiere und 211,545 Stück Schweine [* 34] weniger ausgeführt), Wolle, Wollgarne und Wollwaren mit 12,8 Mill. Guld., Kurzwaren mit 9,2 Mill. Guld., Getränke mit 4,3 Mill. Guld. Nur die Getreideausfuhr repräsentierte einen um ca. 6 Mill. Guld. größern Handelswert. Im J. 1888 umfaßte nach den provisorischen Handelsausweisen die Wareneinfuhr eine Menge von 48,802,000 metr. Ztr., was gegen die Einfuhrmenge des Vorjahrs (48,186,000 metr. Ztr.) eine Erhöhung um 616,000 metr. Ztr. bedeutet, welche lediglich auf größere Bezüge an mineralischer Kohle zurückzuführen ist (31,5 gegen 28,7 Mill. metr. Ztr.). Eine belangreiche Abnahme der Einfuhr tritt in der Position Getreide [* 35] zu Tage.
Die seit namhaft erhöhten Getreidezolle und die befriedigende Inlandsernte haben den Getreideimport auf eine so niedrige Ziffer herabgedrückt (942,000 metr. Ztr.), daß man bis zum Jahr 1848 zurückgreifen muß, um eine noch niedrigere Bezugsmenge aufzufinden. Eine Einschränkung erfuhr auch der Import von Vieh, Heringen, Stärke, [* 36] Blei, [* 37] Zink, Kupfer, [* 38] chemischen Hilfsstoffen, Baumwolle, Tabak [* 39] etc. Eine nennenswerte Erhöhung der Einfuhr ergibt sich dagegen in Obst, Rum, Südfrüchten (welche seit Anfang 1888 zollfrei eingingen), Bier, Wein, Kaffee, Jute, [* 40] Mineralöl. Die Warenausfuhr hat im J. 1888 einen bedeutenden Aufschwung genommen. Ihr Quantum beträgt 114,301,000 metr. Ztr. und weist gegen das Vorjahr eine Steigerung um 14,764,000 metr. Ztr. oder um 14,8 Proz. auf, woran insbesondere Mineralkohlen, Getreide, diverse Mineralien, [* 41] Holz [* 42] und eine Reihe von Fabrikaten teilnehmen.
Auf handelspolitischem Gebiet ist neben der Einführung des neuen erhöhten Zolltarifs mit der mit Italien, [* 43] der Schweiz [* 44] und Griechenland [* 45] in den Jahren 1887 und 1888 abgeschlossenen Handelsverträge Erwähnung zu thun, durch welche immerhin einige gegenseitige Erleichterungen und Begünstigungen im Warenaustausch geschaffen wurden. Sehr nachteilig für den Export ist die Fortdauer des vertraglosen Zustandes (des Zollkriegs) mit Rumänien. [* 46] Als nützliche Institutionen für den Außenhandel bewähren sich das österreichische Handelsmuseum und das Informationsbüreau in Wien, dann die in den letzten Jahren errichteten österreichisch-ungarischen Handelskammern im Ausland (Konstantinopel, [* 47] Saloniki, [* 48] Alexandria, Paris [* 49] etc.).
Der Seeschiffahrtsverkehr in den österreichischen Häfen umfaßte im J. 1887: 47,120 beladen eingelaufene Schiffe [* 50] mit 6,423,447 Ton. und 46,585 beladen ausgelaufene Schiffe mit 6,096,490 T. Den überwiegenden Anteil hatte hieran der Dampferverkehr; es kamen nämlich auf Dampfschiffe vom Gesamttonnengehalt im Einlauf 6,073,325, im Auslauf 5,612,623 T. In dem Haupthafen von Triest [* 51] bezifferte sich der Verkehr im J. 1888 im Einlauf auf 5831 beladene Schiffe mit 1,184,664 T., im Auslauf auf 6763 Schiffe und 1,256,012 T. Die Binnenschiffahrt verfügte Ende 1887 über 6595,6 km befahrbare Fluß- und Kanalstrecken, wovon auf die nur für die Flößerei geeigneten Strecken 3880,9 und auf ¶