Als Vorsitzender derselben gibt er seit 1879 die Wochenschrift
»Export« heraus und hat seitdem durch
Förderung der deutschen
Ausstellung im
Ausland sowie durch Veranstaltung einer südamerikanischen
Ausstellung in
Berlin, Begründung eines handelsgeographischen
Museums und der
Deutschen Exportbank zu
Berlin den
Absatz deutscher Industrieprodukte wesentlich gefördert.
Im J. 1886 machte er auf einem eigens dazu eingerichteten und mit einem
Exportmusterlager ausgerüsteten
Schiff
[* 5] eine
Reise nach
Portugal,
[* 6]
Marokko
[* 7] und den Mittelmeerländern, wobei er bei einer
Landung an der atlantischen
KüsteMarokkos von den fanatischen
Küstenbewohnern eine Zeitlang gefangen gehalten wurde. In neuester Zeit organisierte er ein großartiges
Unternehmen zur weitern Erschließung
Marokkos für den deutschen
Handel.
[* 13] Die
Bevölkerung
[* 14] von J. war 1888 auf 39,069,007
Seelen angewachsen. Durch die Beseitigung des Feudalsystems und
die Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht ist die scharfe Scheidewand zwischen den
Ständen gefallen. Nach der im J. 1885 erfolgten
Reorganisation des
Adels, bei welcher auch das
Verdienst um die kaiserliche
Familie und den modernen
Staat
gebührende
Anerkennung fand, gibt es 5 Adelsklassen mit zusammen 565 Mitgliedern (11
Fürsten, 25
Marquis, 81
Grafen, 355
Vikomtes
und 93
Barone).
Nur der älteste Sohn ist
Erbe des
Ranges und der damit verbundenen Einkünfte. Die kaiserliche
Hochschule (Teikoku Daigaku,
früher Kaisei-Gakko genannt) ist seit ihrer Reorganisation (1886) einem
Präsidenten oder
Kurator unterstellt
und umfaßt fünf
Fakultäten, welche vorher besondere
Schulen bildeten, nämlich die juristische, medizinische, polytechnische,
philosophische und naturwissenschaftliche. Während in der medizinischen
Fakultät nur Deutsche
[* 15] oder in
Deutschland
[* 16] gebildete
Japaner als
Professoren wirken, herrscht in der polytechnischen das englische und in der naturwissenschaftlichen
Fakultät das japanische
Element vor; die juristische und die philosophische
Fakultät tragen noch immer ein kosmopolitisches
Gepräge. Die Studierenden leben insgesamt im
Internat und tragen eine Art
Uniform. Das Zeitungswesen hat sich seit seinem
Entstehen (1869) erstaunlich schnell entwickelt. 1889 erschienen allein in
Tokio
[* 17] 215
Zeitschriften mit einer
Gesamtauflage von 3,7 Mill.
Exemplaren.
Die fortschreitende materielle
EntwickelungJapans erkennt man am besten an seinem Außenhandel sowie an der Zunahme seiner
Verkehrsmittel. Der Wert des Warenumsatzes ist von 1887 zu 1888 bei der Einfuhr von 51,6
Mill.
Silber-Jen (à 3,10 Mk.) auf 65,5 Mill.
Jen, bei der Ausfuhr von 52,4 Mill. auf 65,7
Mill. Jen gestiegen, was beim Gesamthandel eine
Steigerung um 27 Mill. Jen ergibt. An der Einfuhr, resp. Ausfuhr waren die
Häfen
Jokohama mit 56, resp. 65 Proz.,
Hiogo-Osaka mit 40, resp. 25 Proz. und
Nagasaki mit 3,3, resp. 8,5 Proz.
beteiligt.
Hauptverkehrsländer waren bei derEinfuhrGroßbritannien
[* 18] (28,7 Mill.) und
China (10,4 Mill. Jen), bei
der Ausfuhr die
Vereinigten Staaten
[* 19] von
Nordamerika
[* 20] (22,6 Mill.),
Frankreich (13,3 Mill.),
China (11,4 Mill. Jen).
Deutschland
nimmt im Handelsverkehr erst die fünfte
Stelle ein (bei der Einfuhr mit 5,3 Mill., bei der Ausfuhr mit 1,6
Mill. Jen). Obwohl nun die günstige
Handelsbilanz für 1888 durch eine reiche
Ernte
[* 21] von
Reis und
Seide
[* 22] sowie
durch hohe Kupferpreise stark beeinflußt war, so ergibt sich doch, daß sich der Gesamtumsatz seit zehn
Jahren fast verdoppelt
hat.
Eine wichtige
Rolle bei der Einfuhr spielen nach wie vor Webwaren
(Schirting, Wollmusselin,
Italian Cloth,
Tuche) und
behaupten sich gegenüber der
Konkurrenz der japanischen
Fabriken; es bestehen z. B. schon 22 Baumwollspinnereien im Land,
aber sie liefern nur Gespinste von geringer
Güte. Die einheimische Fabrikation von
Zucker
[* 23] ist sogar 1885-87 von 43,780 auf
36,698
Ton. zurückgegangen, während die Einfuhr von 63,783 auf 81,002 T. stieg. Demnach wird J.
in betreff der
Fabrikate nach wie vor vom
Ausland abhängig bleiben. Einen wichtigen Fortschritt auf dem Gebiet des
Handels
bezeichnet der 1889 mit dem
DeutschenReich¶
Das japanische Eisenbahnnetz hat sich bis zum Sommer 1889 auf 1670 km erweitert, von denen 975 km dem Staat und 695 km verschiedenen
Privatgesellschaften gehören. Die schon früher bestehen Kioto-Otsu, Tsuruga-Ogaki, Ogaki-Taketogo und Takasaki-Jokogawa
erhielten eine wesentliche Ergänzung durch die Tokaidobahn, welche die Verbindung zwischen der Landeshauptstadt
Tokio und den westlichen Hauptstädten Kioto und Osaka herstellt und eröffnet wurde (346 km lang).
Auch die Hokkaido- oder Jesobahn (zwischen dem Hafen Otarumai, der Stadt Sapparo und den Kohlengruben von Poronai) gehört
dem Staat. Unter den zahlreichen Eisenbahngesellschaften, welche sich seit 1881 und namentlich im J. 1888 gebildet
haben, steht die Japanische (Nippon-Tetsu-do-Kaisha) nach Alter und Bedeutung obenan; sie hat schon die LinienTokio. Takasaki-Maëbaschi
und Sendai-Shiogama gebaut und vor wenigen Jahren den 720 km langen Bahnbau von Tokio nach Awomori an der Tzugarustraße unternommen
und größtenteils beendet.
Auf der Insel Shikoku sind zwei Lokalbahnen im Betrieb, und zwei Linien befinden sich auf Kiusiu im Bau. Von allen japanischen
Bahnen hat nur diejenige von Tokio nach Jokohama ein zweites Geleise; sie ist zugleich die einzige, welche sich bis jetzt gut
rentiert, indem sie z. B. 1886 einen Reinertrag von 11,73 Proz. brachte, während die zweitälteste
Bahn von Hiogo nach Otsu nur 3,08 Proz. Ertrag lieferte. Wenn die Legierung nichtsdestoweniger den meisten Privatgesellschaften
eine Zinsgarantie von 8 Proz. zugesichert hat, so ist dies vor allem dem landesüblichen hohen
Zinsfuß zuzuschreiben.
Die Länge der Telegraphenlinien betrug 1886: 9468 km. Der Postverkehr hatte 1887 folgenden Umfang: befördert
wurden im Inlandverkehr 106 Mill. Briefe und Postkarten, 20 Mill. Drucksachen u. Warenproben, 2,9 Mill.
Einschreibesendungen;
im internationalen Verkehr gingen 908,000 Sendungen ab, und 773,000 kamen an.
Für das Finanzjahr 1888/89
wurden die Staatseinnahmen auf 80,755,923 Jen, die Ausgaben auf 50,747,854 Jen veranschlagt. Die Staatsschuld
belief sich 1887 auf 307 Mill. Jen, denen in Aktiven 54 Mill. Jen gegenüberstanden. J. besitzt (1886) eine stehende Armee
von 69,388 Mann (darunter 3202 Offiziere) in Friedenszeit und an 200,000 Mann auf dem Kriegsfuß. Dazu kommt eine Flotte von 29 Schissen,
worunter ein Panzerschiff
[* 25] und 20 Torpedoboote sich befinden.
Entsprechend dem Wahlspruch Meiji (spr. mehdschi, d. h. erleuchtete Regierung), welchen der gegenwärtige Mikado
Mutsuhito für die Dauer seiner Herrschaft wählte, hatte er seit seiner Thronbesteigung den Erlaß einer Verfassung für J.
im Sinn und leistete schon vor den versammelten Großen darüber ein feierliches Versprechen.
Doch das Volk mußte erst zum rechten Verständnis der Rechte und der Pflichten erzogen werden, welche ihm durch eine Verfassung
auferlegt werden sollten, und der Beamtenstand sich die nötigen Vorkenntnisse zur Handhabung der neuen Gesetze erwerben.
Endlich erfolgte die feierliche Verkündigung der Verfassung. Dieselbe enthält folgende Bestimmungen: J. ist ein
erbliches Kaiserreich, in welchem die Thronfolge auf die männlichen Nachkommen des Kaisers beschränkt bleibt. Der Kaiser vereinigt
in seiner geheiligten und unverletzlichen Person die Rechte des Souveräns und übt sie nach den Bestimmungen
der Verfassung. Er sanktioniert die Gesetze, läßt sie verkünden und ausführen. Ihm steht das Recht zu, den Reichstag zu berufen,
zu schließen oder zu vertagen und das Haus der Abgeordneten aufzulösen.
Seine Erlasse bei nicht versammeltem Reichstag haben Gesetzeskraft, müssen aber dem nächsten Reichstag
vorgelegt werden, der über ihre Fortdauer zu beschließen hat. Der Kaiser führt den Oberbefehl über Heer undFlotte und bestimmt
deren Organisation, er erklärt Krieg, schließt Frieden und Verträge, hat das Begnadigungsrecht und verleiht Rang, Titel und
Ehrenzeichen. Der Reichstag besteht aus dem Herrenhaus und dem Haus der Abgeordneten. Nach dem Wahlgesetz
soll jedes von ihnen 300 Mitglieder zählen.
Zum Herrenhaus gehören 1) auf Lebenszeit die männlichen Mitglieder der kaiserlichen Familie nach zurückgelegtem 20. Lebensjahr,
ferner die Koshaku, nämlich 11 Fürsten und 32 Marquis;
2) ein Fünftel der Grafen, Vicomtes und Barone, gewählt auf 7 Jahre, wobei jede dieser drei Rangklassen
für und aus sich wählt;
3) vom Mikado auf Vorschlag der Regierung auf Zeit oder lebenslänglich berufene Mitglieder. Die untere Altersgrenze für alle
nicht dem kaiserlichen Haus angehörigen Mitglieder ist das vollendete 25. Lebens)ahr. Für das Abgeordnetenhaus ist das Wahlrecht
auf Männer beschränkt, welche im Vollgenuß ihrer bürgerlichen Freiheit stehen, das 25. Lebensjahr vollendet haben und wenigstens 15 Jen
(ca. 50 Mk.) direkte Steuern zahlen. Wählbar sind nur solche Wahlmänner, welche das 30. Lebensjahr zurückgelegt haben, mit
Ausnahme der Hofbeamten, Richter, Kassen-, Steuer- und Polizeibeamten, der Priester und des Militärs.
Ein Abgeordneter darf außerdem nicht gleichzeitig dem Herrenhaus oder einem Kreistag angehören. Die Einteilung der Wahlbezirke
erfolgt nach der Bevölkerungszahl und der administrativen Gliederung in 3 Hauptstädte (Fu) und 42 Regierungsbezirke (Ken).
Der Reichstag soll jedes Jahr einberufen werden, eine Sitzungsperiode in der Regel drei Monate dauern. Bei den Beratungen
herrscht Redefreiheit, bei den Beschlüssen entscheidet einfache Majorität, zur Beschlußfähigkeit gehört wenigstens ein
Drittel aller Mitglieder.
Gesetzesvorlagen gehen erst an das Haus der Abgeordneten; verworfene dürfen in derselben Sitzungsperiode nicht zum zweitenmal
eingebracht werden. Die Finanzen unterstehen der Kontrolle des Reichstags, dem jährlich das Budget zur Genehmigung vorgelegt
werden muß. Die Ausgaben des kaiserlichen Hauses, welche bereits festgesetzt sind, und alljährlich aus
dem Nationalschatz bestritten werden, sollen jedoch der Zustimmung des Reichstags nur dann bedürfen, wenn eine Erhöhung derselben
nötig werden sollte. Die Rechtspflege soll von den Gerichtshöfen nach den Gesetzen und im Namen des Kaisers gehandhabt werden.
Die Richter dürfen
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