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Überarbeitung des deutschen Teils wünschenswert erscheint. G. M. Theal, durch örtliche Studien begünstigt, gibt uns die »History of South Africa, 1486-1691« deren Fortsetzung bis zur Neuzeit von Interesse sein wird, Kate Norgate eine Geschichte von »England under the Angevin kings«, Kapitän Bingham die »Letters and despatches of the firs Napoleon«, Percy Grey die »History of the United States«. Der tüchtige Edmund Ollier hat mit dem 4. Band, [* 2] kurz vor seinem Tode, die schön und gewissenhaft gearbeitete »Universal history« vollendet.
Zahlreich sind die Schriften, die sich an das Jubiläum der Königin Viktoria anschließen. Wir nennen von denselben nur zwei: T. H. Wards »The reign of Queen Victoria«, [* 3] und »Fifty years ago« von Walter Besant, der durch Vergleichung der Gegenwart mit dem Anfang von Viktorias Regierung ein interessantes Bild uns vor die Augen stellt. Von den zahlreichen Schriften über Irland seien erwähnt: »Ireland« vom Grafen Grey;
die kurzgefaßte »Irish history for English readers« von W. S. Gregg, im ganzen den Agitatoren günstig, doch mit größerer Mäßigung geschrieben, als diese selbst zeigen;
die Monographie »The Irish in Australia« von J. F. Hogan;
»The Celt [* 4] in Ireland« von der begeisterten Frau Bryant, ganz im Sinn der Agitatoren;
»Two centuries of Irish history, 1691 to 1870«, eingeleitet und herausgaben von dem Historiker James Bryce, welcher sich der Partei der Homeruler günstig zeigt.
Letzterer hat auch über die Vereinigten Staaten [* 5] von Nordamerika [* 6] eine Reihe von Monoraphien verschiedener Autoren eingeleitet. Unter dem Titel: »The present position of European polotics« veröffentlichte Sir Charles Dilke, der noch vor kurzem zur Stellung eines Ministers des Auswärtigen berufen schien, ein durch große Sachkenntnis ausgezeichnetes Buch, das in einer andern Schrift Dilkes: »The British Army«, eine Ergänzung findet. Ein hiermit zu erwähnendes Werk des Obersten Maurice, Bruders des oben genannten Historikers: »The balance of military powers of Europe«, fand rühmlichen Beifall.
Hier seien auch die gleich im Englischen erschienenen Denkwürdigkeiten: »Reminiscences, St. Petersburg [* 7] and London« [* 8] des Grafen Bitzthum verzeichnet. Über die russische Frage hat der Reisende und frühere Beamte des englischen Auswärtigen Amtes, Charles * Marvin, veröffentlicht: »The Russions at the gate of Herat« und »Reconoting Central Asia«. Die beiden Bücher des seither im Sudan verschollenen Edmund O'Donovan: »Merv« und die »Merv Oasis«, seien hier mit erwähnt.
Über Rußland selbst schrieb ein in London lebender, durchaus als Autorität geltender Russe, Mitarbeiter der »Times« und verschiedener Monatsschriften, unter dem Pseudonym Stepniak: »The Russian peasantry: their agrarian condition, social life and religion«. Im russenfreundlichen Sinn veröffentlichte W. T. Stead, der sensationssüchtige Leiter der »Pall Mall Gazette«: »The truth about russia«, die Ergebnisse einer Reise nach Rußland, auf welcher er von der offiziellen Welt begünstigt ward.
Äußerst zahlreich sind die Schriften über Ägypten [* 9] und das übrige Afrika. [* 10] Wir nennen: »Emin Pasha in Central Africa; letters and journals« von Frau R. W. Felkin, der Mutter von Emins langjährigem Genossen und noch ständigem Korrespondenten, dem Arzt Dr. Felkin (auch in deutscher Ausgabe erschienen, Leipz. 1888);
»Life and work of Emin Pasha in Equatorial Africa« von H. W. Little, einem Geistlichen;
»Egypt under Ismail« von J. Carlyle
Mc Coan, der erst jetzt (1889) das Material veröffentlicht, zu dessen Ansammlung ihm ungewöhnliche Gelegenheiten zu Gebote standen, und das sich zu einer schweren Anklageschrift wider den vorigen Chedive gestaltet; »The campaign of the Cataracts 1884/85« von Oberst Buttern u. a. Den Büchern des unternehmenden Reisenden Stanley (»Through the dark continent« und »The Congo«) sind viele Schriften über jene Teile Afrikas gefolgt. Das neueste derselben: »River life of the Congo« von J. R.
Werner, der nicht den Beschränkungen des Emin Relief Commitee unterworfen, gibt ein mannigfach trübes Bild der dortigen Zustände. In dieses Kapitel gehört auch »The history of a slave« von dem Reisenden H. H. Johnstone. Andres auf Zeitgeschichte Bezügliche findet sich in unsern Abschnitten »Biographie«, »Staatsgeschichte« u. dem hier folgenden. Zur Zeitgeschichte gehört auch die Streitschrift »The fatal illness of Frederick Noble« des viel genannten Arztes Sir Morell Mackenzie, der gegenwärtig an einem neuen Buch: »Six months residence at the court of the Crown Prince and the German Emperor«, arbeitet.
Reisebilder.
Auch auf dem Gebiet der Reisebeschreibungen, von jeher ein Hauptzweig der englischen Litteratur, waren die letzten Jahre sehr ergiebig. In erster Linie stehen zwei Bücher des Historikers James Anthony Froude: »Oceana« und »The English in the West Indies«. Anziehend durch glänzenden Stil, weiten Blick, originelle Bemerkungen und neueröffnete Einsichten, durch die politische Reife des schon alternden Verfassers, haben gleichwohl beide Widerspruch hervorgerufen, jenes von seiten mehrerer Wortführer der australischen Kolonisten, dieses von seiten eines Negers, J. J. Thomas von Trinidad (»Froudacity; West Indian fables explained«),
welcher des Reisenden wenig schmeichelhafte Darstellung (»Froude Audacity«) der Folgen der Sklavenemanzipation bekämpft. Über den jetzt besonders anziehenden Teil Afrikas liegt ein um fassendes Werk vor von Professor Drummond: »Tropical Africa«; über Südafrika, [* 11] wo der Verfasser 20 Jahre gelebt hat: »Incwadi Yami« von J.
W. Matthews;
über Sansibar, [* 12] außer den veröffentlichten Konsularberichten: »Kilima-Njaro« von H. Johnston und »Zanzibar« von Burton;
ferner: »Madagascar« von Kapitän Oliver;
über dieselbe Insel das Werk von Sibree: »The great African island« und von Shaw: »Madagascar and France«.
Über Asien: [* 13] »Persia and the Persians« von M. Benjamin;
»Persia as it is« von Wills;
»Haifa or life in modern Palestine« von Lawrence Oliphant.
Über Amerika: [* 14] »The Great Silver River; notes of a residence in Buenos [* 15] Ayres« von Sir Horace Rumbold;
»Travels in the wilds of Ecuador [* 16] and the exploration of the Putumayo River« von Alfred Simson;
»Notes of a naturalist in South America« von John Ball;
»The land of the Pink Pearl«, d. h. die Bahamainseln, von C. D. Powles.
Über Ostasien und Australasien: »The Long White Mountain« (Mandschurei) von H. Englische [* 17] M. James; »The Land of the Dragon« von W. S. Percival;
»Through the Yang-tse Gorges« von Archibald Little;
»Life in Corea« von W. G. Carles;
»The cruise of the Marchesa: Kamschatka and New Guinea« von R. Guillemard: »Pioneering in New Guinea« von James Chalmers;
»Explorations and Adventures in New Guinea« von Kapitän Strachan;
»Among the Cannibals of New Guinea« von dem Geistlichen S. Macfarlane, »My consulate in Samoa« [* 18] von ¶
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Churchward;
»The Solomon Islands and their natives« von Guppy. - Näherliegende Gegenden werden besprochen in »Athos, or the mountains of the Monks« von Athelstan Riley;
»An autumn cruise in the Aegean« von Fitzpatrick;
»The land begond the forest« (Siebenbürgen) von Frau Gerard.
Übersetzungen. Verschiedenes.
Aus den sehr zahlreichen Übersetzungen seien nur wenige angeführt. Die Quatrains des pessimistisch angehauchten Wein- und Liebedichters Omar Khay Yam haben (nach Fitzgerald, 1858, und Whinfield, 1882) in Justin Huntlen M'Carthy, dem Sohn des Historikers und Romanschriftstellers, einen dritten, selbst dichterisch thätigen Übersetzer gefunden; vielfach an Mirza Schaffy erinnernd, hat es ein gewähltes Publikum, aber an puritanischer Einsprache fehlt es ihm nicht.
Sir Richard Burton, der vielseitige Reisende und Sprachkenner, hat den Camoens übersetzt und zwar nicht nur die »Lusiaden«, die längst wiederholt ins Englische übertragen sind, sondern auch die Sonette, Kanzonen und Oden. Indem er dabei sich einer sehr archaischen Sprache [* 20] bedient, ist das Verständnis selbst für Engländer häufig verdunkelt. Burton lieferte auch die erste vollständige englische Übersetzung von »Tausendundeine Nacht«, die ihm übrigens, weil er sich zu der üblichen Auslassung anstößiger Stellen nicht bequemen wollte, schärfsten Tadel zuzog.
Maude Ashurst Biggs hat, wie schon früher den »Konrad Wallenrod«, nun auch den »Master Thadeus« des Polen Mickiewicz durch ihre von Härten nicht ganz frei gebliebene Übersetzung eingeführt. J. Englische Watts vollendete in fünf Bänden eine Übersetzung nebst Erläuterungen des »Don Quichotte«, nachdem ihm Duffield und Ormsby in kurzer Frist vorausgegangen waren. Auch von Dante liegt wieder eine neue Übersetzung vor von dem Geistlichen Plumptre, der sich bereits durch eine Sophokles-Übersetzung bekannt gemacht hat; Sir Charles Brown übersetzte den Vergil; der »Odyssee« von William Morris und der Übertragungen aus Ibsen ist schon oben gedacht.
Aus dem Deutschen hat Coupland die Philosophie Englische v. Hartmanns den Engländern näher geführt in »Philosophy of the Unconscious« (1884). Dickson gibt aus Mommsen »Provinces of the Roman empire«, seine Übersetzung der römischen Geschichte erschien in neuer Auflage. Die Memoiren des Grafen Beust fanden in Baron Worms [* 21] einen Übersetzer, auch die Biographie der Madame de Stael von Lady Blennerhasset wurde übersetzt; Ebers' »Gred« als »Margery« von Klara Bell, die überhaupt eine große Thätigkeit als Übersetzerin an den Tag legt.
Unter den sehr zahlreichen Schriften über gesellschaftliche, ökonomische, soziale Übel haben einige auch litterarischen Wert. Wir nennen die Sammlung von Monographien, welche Englische Booth herausgegeben: »Life and labour in the East End of London«;
Arnold White: »The problems og a great city«;
G. R. Sims: [* 22] »How the poor live«, lebensvolle Schilderungen der schrecklichen Leiden, [* 23] welchen die untersten Klassen von Arbeitern in den übervölkerten Stadtvierteln Londons ausgesetzt sind;
J. M. Hyndman: »The historical basis of socialism in England«.
Eine heitere Lebensansicht gibt Sir John Lubbock, Politiker, Bankier, Naturforscher, in »The pleasures of life«. Satirisch behandelt manche teilweise bereits siegreiche Bestrebungen nach gesellschaftlicher Reform ein Mann deutscher Abkunft, Sir Julius Vogel, der eine Zeitlang Premierminister von Neuseeland war, in »Anno Domini 2000, a woman's destiny«.
Fragen der Ethik und Religion werden in verschiedenem Sinn, doch wesentlich in freierer Richtung oder doch mit reformatorischem Bestreben behandelt. In erster Linie nennen wir hier des eben verstorbenen Positivisten Coster Morison: »The service of man, an essay towards the religion of the future«;
sein Standpunkt ist der des vollendeten Humanismus.
Gleich ernst, aber nicht fest gewappnet gegen die Versuchungen des Mystizismus war Lawrence Oliphant, einer der erstaunlichsten Charaktere der modernen Litteratur Englands. Karl Pearson schrieb »The ethic of freethought«, Edward Clodd, Naturwissenschaft dem Bibelglauben entgegenstellend: »The story of creation«, Andrew Lang »Myth, ritual and religion«. Ernst v. Bunsen schreibt über »Islam and true christianity«, zieht von dem letztern das Paulinische Element ab und findet den Rest in wesentlicher Übereinstimmung mit dem Islam.
Eine gedrängte Übersicht von Herbert Spencers synthetischer Philosophie bietet J. Howard Collins in »An epitome of Herbert Spencer's philosophy«. Max Müller, dessen Schrift über Denken und Sprechen mannigfachem Widerspruch begegnete, schrieb über »Natural religion« und bereitet ein neues Buch vor: »The swcience of language and its place in general literature«. Das von der Universität Oxford [* 24] unter seiner Leitung herausgegebene große Sammelwerk »Sacred books of the East«, zu dessen Bearbeitern auch namhafte deutsche Gelehrte (Oldenberg, Jacobi, Bühler, Eggeling u. a.) gehören, ist gegenwärtig bis zum 29 Band vorgeschritten.
Von litterarischen Gesellschaften seien noch außer der oben erwähnten Goethe-Gesellschaft die Shakespeare-, Browning-, Ruskin-, Carlyle-Gesellschaften angeführt, ferner die vor zwei Jahren gegründeten Incorporated Society of authors, zum Schutz der Interessen der Schriftsteller.
Zu den vielen längst bestehenden Monatsschriften sind drei neue hinzugetreten: »Murray's Magazine«, »The Universal Review«, »The New Review«, die alte Vierteljahrsschrift »Westminster Review« hat sich in eine Monatsschrift verwandelt. Außerdem haben die amerikanischen Monatsschriften (»Harper«, »The Cebtury«, »Scribner«) auch in England große Verbreitung gefunden und beschäftigen vielfach englische Schriftsteller. Unter Jugendschriften, nämlich solchen, die für alt und jung anziehend, gedenken wir vor allen der Werke von Juliana Horatio Ewing (»Story of a short lite«, 1885, u. a.) und zweier Bücher von Helen Atteridge: »Foremost if I can« und »Bunty and the boys«.
Unter den encyklopädischen Werken ist die 1875 begonnene neunte Auflage der »Encyclopaedie Britannica«, zu welcher 1100 Mitarbeiter Beiträge geliefert haben, mit dem 24. Band (1888) nunmehr zum Abschluß gebracht worden. Auch Cassels »Encyclopaedic Dictionnairy« wurde 1888 beendet, während Chambers in diesem Jahr eine neue, durchaus umgearbeitete Auflage seiner »Cyclopaedia« begann, die sich zu immer größerer Selbständigkeit entwickelt hat. Seit vier Jahren erscheint jährlich bei Hazell eine von Englische D. Price vortrefflich geleitete, umfassende und nützliche »Annual Cyclopaedia«, in ihrer neuesten Ausgabe »Hazell's Annual« genannt. Von dem großen, auf einige 60 Bände berechneten »Dictionary of national biography«, welchem Leslie * Stephen vorsteht, sind bis jetzt 15 Bände erschienen. Das gründliche, neben Grimm und Littré zu stellende Wörterbuch der englischen Sprache, zu welchem die Philologische Gesellschaft vor einigen dreißig Jahren den Grund ¶