mit dem andern
Konduktor verbunden ist. Die übrigens nur auf der Oberfläche des geladenen
Körpers entstehende Elektrizitätsspannung,
welche sich in dem Emporsträuben der sich gegenseitig abstoßenden Kopfhaare äußert, hat bei empfindlichen
Personen entweder
aufregende oder beruhigende
Wirkungen, und in letzterm
Fall ist ein günstigerer Erfolg bei gewissen Kopfneurosen
(Migräne,
Kopfdruck etc.) zu erwarten. Durch
Annäherung knopf- und spitzenförmiger
Konduktoren werden Funkenentladungen
bewirkt, welche kräftige, örtlich reizende
Wirkungen auf die
Haut
[* 2] und die darunterliegenden
Nerven
[* 3] und
Muskeln
[* 4] haben, praktisch
aber
vor der weniger umständlichen Anwendung induzierter
Ströme keinen wesentlichen Vorzug zu haben scheinen.
Für ein begrenztes, bereits angedeutetes Gebiet funktionellerNervenkrankheiten scheint die auf eine
immerhin umständliche Apparatenanlage angewiesene Franklinisation eine Zukunft zu haben.
Vgl.
Erb, Handbuch der Elektrotherapie (2. Aufl.,
Leipz. 1886);
[* 10] Die
Bevölkerung
[* 11] zählte 1885 auf 14,509,22 qkm (263,46 QM.)
1,564,355
Seelen. Die Zahl der Auswanderer betrug 1888: 937. Die Einwohner verteilen sich auf die drei
Bezirke wie folgt:
Hinsichtlich des
Geschlechts befanden sich darunter 771,269 männliche und 793,086 weibliche
Personen. Ledig waren 479,287
männliche und 462,812 weibliche, verheiratet 255,953 männliche und 255,932 weibliche, verwitwet und
geschieden 36,029 männliche und 74,342 weibliche
Personen. Die Zahl der Eheschließungen betrug 1887: 10,122, der
Geburten
50,201 (8 Proz., unehelich), der Gestorbenen 37,216;
mehr geboren als gestorben sind demnach 12,985
Personen.
10,000 Einw. Die Zahl der
Wohnhäuser
[* 20] und sonstigen Aufenthaltsstätten belief sich auf 270,227, der Haushaltungen auf 359,844
(1616 weniger
als 1880). Unter der Gesamtbevölkerung von 1885 befanden sich 1,368,771 Staatsangehörige, 151,755
Angehörige
andrer
Bundesstaaten und 42,610 Reichsausländer. Dem Religionsbekenntnis nach waren 312,941
Evangelische,
1,210,325 Katholiken, 3771 sonstige
Christen und 36,876
Juden. An höhern
Schulen befinden sich in Elsaß-Lothringen 1889: 15 Gymnasien, 7 Progymnasien,
ein
Realprogymnasium, 8
Realschulen und 2 höhere
Bürgerschulen.
Die Zahl der Studierenden bei der
UniversitätStraßburg betrug während des Sommersemesters 1889: 874. Im
Bergbau
[* 21] förderten
1888: 3324
Arbeiter in 29 Werken 2,805,264
Ton.
Eisenerze im Wert von 6,002.485 Mk., 3413
Arbeiter in 2
Werten
689,135 T.
Steinkohlen im Wert von 5,137,948
Mk. und in 8 Werken 269
Arbeiter 48,455 T.
Kochsalz im Wert von 718,802 Mk. An
Asphalt
wurden gewonnen 1887: 34,483
T. im Wert von 186,125
Mt., an
Erdöl
[* 22] 1838: 9150
T. im Wert von 634,130 Mk.
Von den 30,320 bestehenden
Branntweinbrennereien waren 1887: 9667 in Betrieb.
Die Bierproduktion belief sich 1888/89 auf 759,258
hl. In 2
Fabriken wurden 192,6 T.
Stärkezucker und 881 T.
Sirup produziert.
Der Güterverkehr auf den Wasserstraßen von Elsaß-Lothringen ist von 1,246,222 T. (1880)
auf 1,351,993 T. (1885) gestiegen. Davon entfällt über die Hälfte auf
Brennmaterialien. Der ordentliche
Etat für 1889/90
beträgt in
Einnahme 44,917,871, in
Ausgabe 43,347,799 Mk.; die
Einnahmen beim außerordentlichen
Etat betragen 944,571, die
Ausgaben 2,514,643 Mk. Die
Posten des ordentlichen
Etats sind:
Nachdem der Abgeordnete Zorn v. Bulach (der jüngere) das Septennat als sicheres Mittel, den verderblichen Krieg mit Frankreich
zu verhindern, empfohlen hatte, wies Hofmann auf die Bedeutung der nächsten Reichstagswahlen für Elsaß-Lothringen hin. »Wenn
das Land«, sagte er 28. Jan., »Abgeordnete in den Reichstag schickt, die dort laut und entschieden verkünden
und auch ihre Abstimmung danach einrichten, daß Elsaß-Lothringen vom Revanchekrieg nichts wissen will, so wird das in FrankreichEindruck
machen. Die 15 Stimmen der elsaß-lothringischen Abgeordneten haben in einer Frage, bei der es auf das Verhältnis zwischen
Deutschland und Frankreich ankommt, weit mehr Gewicht als die Stimmen der andern Reichstagsabgeordneten,
denn sie werden in Frankreich als der Ausdruck der öffentlichen Meinung in Elsaß-Lothringen aufgefaßt. Es fällt dort das Gewicht dieser
Stimmen entweder in die Wagschale des Kriegs oder in die des Friedens, je nachdem sie in dem einen oder andern Sinn abgegeben
werden.« Auch FürstHohenlohe sprach bei einem Festmahl 9. Febr. von der Bedeutung der Reichstagswahlen, von
deren Ergebnis die Gleichstellung Elsaß-Lothringens mit den andern deutschen Ländern in staatsrechtlicher Beziehung abhänge,
und forderte in einem Aufruf 15. Febr. die Wähler auf, durch die Wahl von Abgeordneten, welche den Frieden von 1871 rückhaltlos
anerkennten, zur Sicherung desFriedens beizutragen, während sie sich durch Wahl von Protestlern für die
Gefährdung desselben verantwortlich machten.
Aber alle Mahnungen und Warnungen waren nutzlos. Während der Manteuffelschen Mißregierung war den Wühlereien der Franzosen
und Franzosenfreunde so freies Spiel gelassen worden, daß die Masse der Bevölkerung an einen dauernden Bestand der deutschen
Herrschaft nicht glaubte. Aus Elsaß-Lothringen gebürtige französische Beamte und Offiziere, zurückgekehrte Optanten und junge Leute,
die französische Schulen besuchten, hatten ungehindert für Frankreich agitieren dürfen und wußten nun die Ansicht zu verbreiten,
daß in dem bevorstehenden, von Boulanger vortrefflich vorbereiteten Krieg die Franzosen siegen, dann aber über alle Deutschenfreunde
ein fürchterliches Strafgericht verhängen würden, während man Ähnliches von den langmütigen, geduldigen
Deutschen selbst im Fall eines Siegs derselben nicht zu befürchten habe.
Wenn der katholische Klerus diese Ansicht auch nicht teilte, so wünschte er doch eine engere Verbindung mit Deutschland nicht,
weil er von ihr ein Eindringen der freiern deutschen Geisteskultur und eine Gefährdung seiner Herrschaft
über das Volk befürchtete. Und die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen bewies ihren unter französischer Herrschaft großgezogenen Mangel
an Selbständigkeit, indem sie teils von den Vorspiegelungen und Drohungen der Französlinge sich einschüchtern, teils von
den
Geistlichen sich willenlos leiten
ließ und 21. Febr. lauter Protestler und Klerikale wählte; der septennatsfreundliche
BaronZorn v. Bulach mußte einem unbedeutenden, sogar anrüchigen Arzt weichen. Der der Regierung günstige Ausfall der Wahlen
im übrigen Deutschland, welcher die Annahme des Septennats sicherte, beseitigte jede Kriegsgefahr und damit auch etwanige üble
Folgen der elsaß-lothringischen Wahlen. Aber mit Recht wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht ein Regierungssystem,
welches nach 16jähriger wohlwollender und umsichtiger Thätigkeit so gut wie nichts für die Befestigung der deutschen Herrschaft
und die Verschmelzung des Reichslandes mit dem Reich erreicht habe, unbrauchbar sei und geändert werden müsse.
Dann wurde aber eine ganze Reihe von Maßregeln ergriffen, um dem noch so mächtigen französischen Einfluß
zu begegnen und die Einwohner, besonders die Behörden der Gemeinden, zum Gehorsam zu zwingen. Daher wurde im Juni 1887 durch
Reichsgesetz das Gesetz vom aufgehoben, wonach die Bürgermeister aus dein Gemeinderat auf fünf
Jahre genommen werden mußten, und der Regierung das Recht zuerteilt, die Bürgermeister beliebig zu ernennen und ihnen auch
auf Gemeindekosten einen Gehalt anzuweisen.
Dann wurde das Recht des Landesausschusses, Reichsgesetze bei ihrer Einführung als Landesgesetze zu verändern, beschränkt.
Zahlreiche Vereine, die eine deutschfeindliche Haltung zeigten, wurden aufgelöst, die Feuerwehr nach deutschem
Muster umgestaltet, französische Agitatoren und Optanten ausgewiesen, französischen Offizieren und Zivilpersonen der Aufenthalt
nur gegen besondere Erlaubnis gestattet, mehrere Bürgermeister abgesetzt und einige Spione verhaftet und verurteilt.
Der Gebrauch der deutschen Sprache
[* 26] in der Öffentlichkeit wurde auch auf Anschläge und Veröffentlichungen ausgedehnt. Das energische
Auftreten der Regierung hatte zur Folge, daß in Straßburg anstatt des Protestlers Kable ein
deutschfreundlicher Elsässer, RechtsanwaltPetri, welcher als Hospitant der nationalliberalen Partei beitrat, zum Reichstagsabgeordneten
gewählt wurde. Der Landesausschuß genehmigte den Bau des Landesausschußgebäudes, dessen Bewilligung 1887 wegen
der unsichern Zukunft des Landes verschoben worden war, und die Bildung eines Landwirtschaftsrats.
Obwohl KaiserFriedrich III. in seinem Erlaß vom verkündete, daß er die Regierung der Reichslande im Namen des Reichs
übernommen habe und entschlossen sei, die Rechte des Reichs über diese deutschen, nach langer Zwischenzeit wiederum mit dem
Vaterland vereinigten Gebiete zu wahren", belebten unbestimmte Gerüchte über die Absicht des neuen
Kaisers, Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückzugeben oder ihm eine selbständigere Stellung einzuräumen, wieder die Maulwurfsarbeit der
Französlinge, die, unter der äußerlich ruhigen Oberfläche fortwährend thätig, die Stimmung im Land nicht zur Ruhe kommen
ließen und der Regierung ihre Aufgabe so sehr erschwerten. Daher erließ die Regierung22. Mai eine
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