*5) François Clément Théodore, franz. Komponist, geb. 23. Aug. 1837 zu Rosnay (Marne), Schüler des Pariser Konservatoriums, ging
1861, für eine Kantate: »Atala«, mit dem römischen Preis ausgezeichnet, nach Italien, wo er eifrig der Komposition (Missa solemnis,
zwei Ouvertüren und eine Oper: »Die Braut von Abydos«) oblag, und wurde nach seiner Rückkehr (1866) Kapellmeister
an der Kirche Ste.-Clotilde. 1867 brachte er ein Oratorium: »Die sieben Worte Christi«, zur Aufführung, weiterhin ein »Deus Abraham«
und 1873 in der Komischen Oper »La guzla de l'émir« mit gutem Erfolg, während eine andre Oper, »Florentin« (1867),
nicht zur
Aufführung gelangte. Einen großen Erfolg hatte sein Oratorium »Das verlorne Paradies«, welches 1878 von der
Stadt Paris preisgekrönt wurde. Dubois vertauschte die Kapellmeisterstelle von Ste.-Clotilde mit der von Ste.-Madeleine,
gab diese aber auf, als er 1871 Nachfolger Elwarts als Harmonieprofessor am Konservatorium ward, und übernahm die Organistenstelle
an der Madeleinekirche. Von seinen Werken sind noch hervorzuheben: die lyrische Szene »Der Raub der Proserpina«,
die komische Oper »Le pain bis« (»Das
Schwarzbrot«, auch »La Lilloise« betitelt),
ein Klavierkonzert, mehrere Orchestersuiten, Motetten (»Tu es Petrus«),
Messen, Klavierstücke,
Lieder etc.
(spr. düschän), Guillaume Benjamin (genannt Duchenne de Boulogne), Mediziner, geb. 17. Sept. 1806 zu
Boulogne sur Mer, studierte in Paris, praktizierte dann als Arzt in Boulogne, siedelte aber 1842 nach Paris über, um sich vollständig
den frühzeitig begonnenen elektrotherapeutischen Studien zu widmen. Er gab die Methode der Lokalisierung des elektrischen
Stroms an, mittels welcher er den Faradischen Strom auf tief gelegene Teile zu lokalisieren vermochte, und
benutzte isolierte elektrische Erregung der einzelnen Muskeln zur funktionellen Prüfung derselben und zur genauen Bestimmung
ihrer vereinzelten oder kombinierten Wirkung.
Andre wichtige Untersuchungen betreffen die progressive Muskelatrophie, die Bulbärparalyse (Duchennesche Lähmung), die spinale
Kinderlähmung, die Rückenmarksschwindsucht, die partiellen Lähmungen etc. Er starb 15. Sept. 1875 in Paris.
Duchenne schrieb: »De la valeur de l'électricité dans le traitement des maladies« (Par. 1850);
»De l'électrisation localisée
et de son application à la pathologie et à la thérapeutique« (3. Aufl., das. 1872; deutsch von
Erdmann, Leipz. 1856);
»Mécanisme de la physionomie humaine ou analyse électro-physiologique de l'expression
des passions« (2. Aufl. 1876);
»Physiologie des mouvements, démontrée à l'aide de l'expérimentation
électrique et de l'observation clinique« (1867).
Kleinere Schriften von Duchenne erschienen gesammelt als »Contribution à l'étude
du sytème nerveux, etc.« (1876).
Frederick Temple Blackwood, Earl von, legte im Herbst 1888 sein Amt als Vizekönig von Indien nieder, nachdem er
die Verwirrung und die Besorgnisse, welche die Projekte seines Vorgängers Ripon bei den englischen Einwohnern
erweckt hatten, beseitigt, den englischen Einfluß in
Afghanistan behauptet und Birma für das indische Reich gewonnen hatte,
und wurde zum Marquis von Dufferin und Ava sowie zum Earl von Ava erhoben. Im Dezember 1888 wurde Dufferin zum britischen Botschafter in Rom
ernannt. Seine Gattin veröffentlichte: »Our vice-regal life in India« (2. Aufl., Lond. 1890, 2 Bde.).
und Riechstoffe, die Elementarstoffe oder chemischen Verbindungen, welche, wenn auch in unwägbaren Mengen der
Atemluft beigemischt, auf die! Nasenschleimhaut eine Wirkung äußern, die als ein bestimmter, oft sehr charakteristischer
Geruch empfunden wird. Aus dieser Erklärung geht hervor, daß jeder Riechstoff flüchtige Teile an die
Luft abgeben muß, obgleich die Thatsache dem Chemiker zuweilen unbegreiflich bleibt, wie z. B. bei der feuerbeständigen
Thonerde, die angefeuchtet den charakteristischen Töpfergeruch entsendet. Auch bei manchen organischen Verbindungen, wie z. B.
dem Moschus, sind die verflüchtigten Teile so unendlich klein, daß eine Probe, die seit Jahren ein Zimmer
mit dem kräftigsten Geruch angefüllt hat, kaum eine merkliche Gewichtsverminderung erkennen läßt. Die R. finden sich
im Mineral-, Pflanzen- und Tierreich und spielen in den beiden letztern eine erst in neuerer Zeit gewürdigte, äußerst wichtige
Rolle.
Chemischer Charakter der Riechstoffe.
Unter den Elementen besitzen einige einen eigentümlichen Geruch, wie namentlich die Hlogene: Chlor, Jod
und Brom, welche anderseits dadurch ausgezeichnet sind, daß sie üble Gerüche organischen Ursprungs zerstören, also desodorisierend
wirken. In ihren einfachen Verbindungen, z. B. mit Wasserstoff oder Sauerstoff, besitzen sie noch einen starken, mehr chemisch
als stechender Schmerz auf die Nase wirkenden Geruch, während zusammengesetztere Verbindungen, wie z. B.
Chloroform, Jod- und Bromäthyl, ätherisch-obstartig riechen.
Eine andre Gruppe von Elementen, wie Stickstoff, Schwefel, Phosphor, Selen, Tellur und Arsen, besitzt im Gegenteil die Eigentümlichkeit,
im reinen Zustand nur wenig oder gar nicht auf die Geruchsnerven zu wirken, aber in zahlreichen Verbindungen eine
Skala der übelsten Gerüche zu ergeben. Schwefelwasserstoff duftet nach faulen Eiern, Phosphorwasserstoff nach faulen Rüben und
Seefischen, die Verbindungen des Selens, Tellurs und Arsens mit Wasserstoff riechen überaus widerwärtig, und alle Wasserstoffverbindungen
dieser Gruppe sind gleichzeitig starke Gifte.
Die Verbindung des Stickstoffs mit Wasserstoff, das bekannte Ammoniak, istl zwar von stechendem, aber nicht
eigentlich widrigem oder giftigem Geruch; dagegen besitzen zusammengesetztere flüchtige Stickstoffverbindungen vom Ammoniaktypus,
wie z. B. das Trimethylamin, einen äußerst widrigen Geruch nach Heringslake, und mehrere der hier genannten Verbindungen,
wie Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff, Ammoniak, Trimethylamin, Propylamin etc., bilden einen Hauptbestandteil der Kloaken-
und Abortgase, die sich bei der Zersetzung organischer Körper oder Auswurfstoffe bilden oder bei der Zerstörung
stickstoffhaltiger organischer Körper durch Hitze entstehen. Wenn der Stickstoff sich mit Kohlenstoff zu Cyan verbindet, so ergeben
sich Gerüche, die an die Hufschmiede, an verbranntes Horn, Haare, Federn u. dgl. erinnern, doch entsteht unter
Zutritt von Wasserstoff der im verdünnten Zustand nicht unangenehme Geruch der bittern Mandeln.
Der Schwefel tritt in einer langen Reihe organischer Verbindungen als Duftfärber, wenn man so
mehr
sagen dürfte, kürzer gesagt als Duftverderber auf. Seine Vereinigungen mit den Molekülen der Alkoholreihe, die sogen. Merkaptane,
sind durchgängig sehr übelriechend. Die riechenden Bestandteile der Zwiebel- und Laucharten sowie der Asa foctida sind analoge
Vereinigungen von Schwefel mit Kohlenwafserstoffverbindungen, u. merkwürdigerweise üben diese der Nase ziemlich unangenehmen
Gewürze auf den Gaumen einen so angenehmen Reiz, daß Lauch und Zwiebeln bei den entferntest wohnenden Völkern
als Zuspeise geschätzt werden und Asa foetida dazu dienen muß, noch den verwöhntesten Pariser Gaumen zu kitzeln.
Diese Sympathie für schwefelhaltige, stark riechende Genußmittel bleibt dieselbe, wenn der Schwefel in Verbindung mit dem eben
erwähnten Cyan an die Kohlenwasserstoffverbindungen tritt. Enthielten die Lauch-, Zwiebel- und Knoblaucharten
Schwefelallyl als Aroma, so tritt uns Schwefelcyanallyl oder Rhodanallyl als der Geschmack und Duft verleihende Bestandteil fast
aller Angehörigen der großen Pflanzenfamilie entgegen, der die Mehrzahl unsrer Gemüsepflanzen angehört, nämlich der Kruciferen.
Die unzähligen Kohl-, Rüben- und Retticharten, Senf, Kresse, Meerrettich und viele andre hierher gehörige
Pflanzen, enthalten sämtlich mehr oder minder große Mengen von Schwefelcyanallyl oder sehr ähnlichen Verbindungen, und wir
haben hier ein recht merkwürdiges Beispiel, wie ein bestimmter Geruchsstoff zum Familiencharakter einer größern Pflanzengruppe
gehört und sogar noch auf einige nahe verwandte Familien, die man von ihr abgezweigt hat, wie der Kapparideen,
Tropäoleen und Fumariaceen, übergreift.
Noch viel schlimmere Duftverderber als der Schwefel sind Arsen und Tellur. Tritt einer dieser Stoffe an Stelle des Schwefels in die
Verbindungen der Alkoholreihe ein, so entstehen Stoffe von wahrhaft unerträglichem Geruch, z. B. das Arsenmethyl oder Kakodyl,
dessen Verbindung mit Sauerstoff zur Füllung von Stinkbomben vorgeschlagen worden ist, die allen Ernstes
als Ersatzmittel der chinesischen Stinktöpfe im Krieg dienen sollten. Und dasselbe gilt von all den andern Kakodylen, die
eine würdige Parallele zu den Merkaptanen darstellen.
Hinsichtlich des Tellurs hat man die Erfahrung gemacht, daß höchst geringe Mengen desselben, wenn sie
in Form geschmack- und geruchloser Verbindungen eingenommen wurden, dem Atem, der Hautausdünstung und allen Ausscheidungen
des Körpers wochenlang einen so entsetzlichen Geruch mitteilten, daß der Betreffende sich nicht in menschliche Gesellschaft
wagen konnte. Mehrere Metalle, die an sich geruchlos sind und häufig zu Werkzeugen und Küchengeräten Verwendung finden, wie
Zinn, Kupfer (Messing) und selbst Eisen, erzeugen schon beim bloßen Anfassen mit feuchten Fingern merkbare
Gerüc he.
Den aufgezählten Geruchsverderbern gegenüber können Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff als indifferente Elemente bezeichnet
werden. Der Sauerstoff ist vielleicht nicht ganz vorwurfsfrei, da er die sauren Gerüche erzeugt, die ihm seinen Namen gaben,
während Kohlenstoff und Wasserstoff mit und ohne Sauerstoff zahlreiche angenehm duftende Verbindungen ergeben,
die in der Parfümerie und Konditorei Anwendung finden. So bildet die Molekülgruppe C6H6 den Kern der
sogen. aromatischen Körper, so genannt, weil ihrer Reihe viele wohlriechende Stoffe angehören, wie z. B. diejenigen, denen
Zimt, Benzoe, Gewürznelken, viele Harze und Blumen ihren Duft verdanken.
Eine andre Gruppe bilden die ätherischen Öle von der allgemeinen
Formel C10H16 , die sogen. Kamphene,
zu denen Terpentin-, Wacholder-, Rosmarin-, Zitronen-, Bergamott-, Pomeranzen-, Neroliöl und viele andre aus Holz, Rinden, Blättern,
Blüten und Früchten gewonnene ätherische Öle gehören, die meistens angenehm duften, wenn auch manche,
wie das Terpentinöl, nur in stark verdünntem Zustand. Eine dritte hierher gehörige Gruppe bilden die Ätherarten, namentlich
die zusammengesetzten, welche aus einem Äther und einer organischen oder unorganischen Säure bestehen und einen häufig sehr
angenehmen obstartigen Geruch besitzen, so daß sie als sogen. Fruchtessenzen in der Likörfabrikation eine ausgedehnte Verwendung
finden. So duften bereits der Essig- und Salpeteräther recht angenehm, und durch Verbindung vieler organischer Säuren, wie
der Ameisensäure, Baldriansäure, Buttersäure und andrer für sich nicht gerade angenehm duftender Säuren, mit Methyl-, Äthyl-
und Amyläther hat man Verbindungen erzeugt, die in starker Verdünnung täuschend den Geruch verschiedener Obstarten (wie
Äpfel, Birnen, Ananas, Erdbeeren etc.) besitzen und möglicherweise in den betreffenden Früchten auch in
kaum nachweisbaren Spuren vorhanden sein mögen.
Über den chemischen Charakter der tierischen Geruchsstoffe kann bisher wenig Allgemeingültiges gesagt werden, da sie noch
zu wenig untersucht sind und zum Teil eine ziemlich komplizierte Zusammensetzung zeigen. Vor einigen Jahren
hat man Skolopender kennen gelernt, die stark nach Bittermandeln rochen und wirkliche Blausäure aushauchten, ja man hat von
am Meer lebenden Bombardierkäfern behauptet, daß ihre stark riechenden und die Finger gelb färbenden Schußwölkchen freies
Jod enthalten sollten. Doch klingt das ziemlich unwahrscheinlich.
Biologische Bedeutung der Pflanzendüfte.
Über die Bedeutung der Riechstoffe für das Leben der aromatischen Pflanzen tappte man vor wenigen Jahrzehnten
so völlig im Dunkeln, daß Moleschott meinte, der Blumenduft sei am nächsten den stark duftenden Exkrementen der Tiere zu vergleichen
und nicht einer Seele der Pflanzen«, wovon poetisch gestimmte Pflanzenfreunde und Botaniker, wie Th. Fechner und Ph. v.
Martius, geträumt hatten. Tyndall suchte vor einigen Jahrzehnten nach einer physikalischen Erklärung des Reichtums fast aller
Lippenblütler (Labiaten) an ätherischen Ölen, die er darin zu finden glaubte, daß diese Pflanzen, welche meist an trocknen
Bergwänden oder auf kahlen Felslehnen der Mittelmeerländer wachsen, eine Duftwolke über sich verbreiten, welche die Strahlen
der brennenden Sonne mildern und ihre ausdörrende Kraft von ihnen abhalten sollte. Er hatte nämlich festgestellt, daß sie
in Dampfform ein außerordentlich großes Aufsaugungsvermögen für strahlende Wärme besitzen, so daß z. B. Luft, die durch
einen mit Thymianöl getränkten Papiercylinder hindurchgesaugt wurde, 68mal, bei Rosmarinöl 75 mal und bei Änisöl gar
350mal soviel Sonnenwärme verschluckte als reine Luft. Allein nach und nach sind so viel verschiedenartige Vorteile der Duftabsonderung
für die Pflanzen ans Licht getreten, daß wir die Fälle gesondert betrachten müssen.
Niederste Pilzformen, wie die Bakterien, scheiden sehr häufig stark riechende Stoffe aus ihrer Nährflüssigkeit aus, und
die penetranten Gerüche mancher Fäulnisvorgänge beruhen offenbar auf Abspaltung von Ammoniak und andern
stark riechenden Verbindungen durch den Lebensprozeß der Spaltpilze. Da dieser je nach den verschiedenen Arten derselben