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494,7 Mill. Mk. Der Betrieb ergab im einzelnen für 1887, verglichen mit 1888, folgende Resultate:
1887 | 1888 | |||
---|---|---|---|---|
Steinkohlen | 60334000 | Ton., | 65386100 | Ton. |
Braunkohlen | 15898600 | = | 16574000 | = |
Eisenerze | 9351100 | = | 10664300 | = |
Kupfererze | 507600 | = | 531000 | = |
Zinkerze | 900700 | = | 667800 | = |
Bleierze | 157600 | = | 161800 | = |
Silber- und Golderze | 25700 | = | 20400 | = |
Steinsalz | 405400 | = | 414600 | = |
Kalisalze | 1080100 | = | 1235300 | = |
Von Salzen aus wässeriger Lösung wurden 1888 gewonnen: 806,600 T. im Wert von 39,4 Mill. Mk., darunter 496,400 T. Kochsalz. Die Zahl der Hüttenwerke betrug 1888: 411 (darunter 166 Nebenbetriebe) mit einer mittlern Belegschaft von 43,271 Köpfen;
der Wert der Hüttenprodukte bezifferte sich auf 350,4 Mill. Mk. Im einzelnen wurden produziert:
1887 | 1888 | |||
---|---|---|---|---|
Roheisen | 4024000 | Ton., | 4337100 | Ton. |
Kupfer | 20800 | = | 21600 | = |
Zink | 130500 | = | 133200 | = |
Blei | 99400 | = | 101600 | = |
Schwefelsäure | 382900 | = | 399900 | = |
Silber | 367600 | Kilogr., | 406600 | Kilogr. |
Gold | 2251 | = | 1793 | = |
Ende September 1887 waren 40,245 Brennereien vorhanden, ferner im Brausteuergebiet (Mittel- und Norddeutschland) 10,111 Brauereien, welche im Betriebsjahr 1888/89: 28,7 Mill. hl Bier produzierten, hierzu kommt die Bierproduktion in Süddeutschland mit 18,9 Mill. hl. Die Kranken- und Unfallversicherung der Arbeiter hatte Ende 1887 folgenden Umfang: es bestanden 19,573 Krankenkassen mit 4,842,226 Mitgliedern. Bei der Unfallversicherung waren in 319,453 Betrieben 4,121,537 Personen (mit Einschluß der dem Reichs- und Staatsbetrieb angehörigen) versichert. Die Ausgaben des Jahrs 1887 beliefen sich: für Entschädigungen auf 5,9 Mill. Mk., als Rücklage zum Reservefonds auf 9,9 Mill, Mk., der Reservefonds hatte einen Bestand von 15,7 Mill. Mk.
[Handel und Verkehr.] Am sind Hamburg [* 2] und Bremen [* 3] nebst einigen preußischen und oldenburgischen Gebietsteilen dem deutschen Zollgebiet einverleibt worden. Seitdem verbleiben nur die Freihafengebiete von Hamburg und Bremen (im NW. dieser Stadt, am rechten Weserufer), die Hafenanlagen von Kuxhaven, Bremerhaven und Geestemünde und der Hafen von Brake vom Zollverein ausgeschlossen. Diese Veränderungen haben auch auf die Ziffern des Warenverkehrs mit dem Ausland im letzten Quartal 1888 ihren Einfluß ausgeübt.
Für 1888 betrug die Einfuhr (ohne Edelmetalle) in den freien Verkehr 21,867,489 T. im Wert von 3290,7 Mill. Mk. (gegen 1887 mehr 166 Mill. Mk.); die Ausfuhr (ohne Edelmetalle) aus dem freien Verkehr 20,740,077 T. im Wert von 3205,9 Mill. Mk. (gegen 1887 mehr 70,5. Mill. Mk.). Die Einfuhr an Edelmetallen belief sich auf 145 Mill., die Ausfuhr auf 147 Mill. Mk. Seit 1885 zum erstenmal übersteigt die Einfuhr an Menge und Wert die Ausfuhr, und zwar hat die Einfuhr bei Rohstoffen und einfach bearbeiteten Gegenständen gegenüber dem Vorjahr um 128 Mill., bei Fabrikaten um 38 Mill. Mk. zugenommen, während die Ausfuhr bei erstern sich nur um 71 Mill. Mk. steigerte, dagegen bei letztern um 0,9 Mill. Mk. abnahm. Bei den einzelnen Warengruppen hatten Einfuhr und Ausfuhr 1888 folgenden Wert (in Tausenden Mark):
Waren * bedeutet: Rohstoffe und Fabrikate | Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|---|
1) | Vieh und andre lebende Tiere | 155664 | 94507 |
2) | Sämereien und Gewächse | 42596 | 26178 |
3) | Dungmittel und Abfälle | 81022 | 21151 |
4) | Brennstoffe | 71000 | 115099 |
5) | Nahrungs- und Genußmittel | 751287 | 391389 |
6) | Fette und Öle | 215276 | 26600 |
*7) | Chemische Industrie | 242845 | 236109 |
*8) | Stein-, Thon- und Glasindustrie | 51193 | 117409 |
*9) | Metallindustrie | 152004 | 337643 |
*10) | Holz-, Schnitz- und Flechtindustrie | 170696 | 113008 |
*11) | Papierindustrie | 14226 | 94631 |
*12) | Leder- und Rauchwarenindustrie | 167321 | 236922 |
*13) | Textilindustrie | 1025425 | 1075239 |
*14) | Kautschukindustrie | 28402 | 23046 |
15) | Eisenbahnfahrzeuge, gepolsterte Wagen und Möbel | 510 | 2847 |
16) | Maschinen, Instrumente, Apparate | 49450 | 133342 |
17) | Kurzwaren und Schmuck | 25520 | 85369 |
18) | Gegenstände der Litteratur und bildenden Kunst | 26291 | 72396 |
Die deutsche Handelsmarine umfaßte an Schiffen von mehr als 50 cbm 3635 mit 1,233,894 Registertonnen Raumgehalt, darunter 750 Dampfschiffe mit 502,579 Registertonnen. Davon entfielen auf das Königreich Preußen [* 4] 2255 Schiffe [* 5] von 354,213 T., auf Hamburg 493 Schiffe von 382,007 T., auf Bremen 341 Schiffe von 325,594 T. Die Binnenschiffahrt wies 1887 einen Bestand von 19,237 Segel- und 1153 Dampfschiffen auf; erstere hatten eine Tragfähigkeit von 2,049,413 T., letztere eine solche von 51,292 T.; unter den Dampfern waren 149 Güterdampfer von 20,517 T. Die meisten Schiffe waren in der Provinz Brandenburg [* 6] und im Hamburger Gebiet heimatberechtigt.
Die Seeschiffahrt hatte 1888 folgenden Umfang: angekommen 60,081 Schiffe von 11,620,927 T., davon 50,032 zu 10,432,571 T. mit Ladung, abgegangen 60,231 Schiffe von 11,613,103 T., davon 44,512 Schiffe zu 8,353,935 T. mit Ladung. Das deutsche Eisenbahnnetz hatte 1888 eine Länge von 40,203 km, wovon 9075 km auf Sekundärbahnen entfielen; Staatsbahnen [* 7] waren 34,702 km, von den Privatbahnen standen 290 km unter Staatsverwaltung. Im Betriebsjahr 1887/88 wurden 316 Mill. Personen und 178,8 Mill. T. Güter befördert.
Die Einnahmen aus dem Güterverkehr betrugen 750,7 Mill., aus dem Personenverkehr 293,9 Mill. Mk. Der Überschuß der Betriebseinnahmen betrug 505,4 Mill. Mk. Die Zahl der Postanstalten betrug Ende 1888: 20,656, darunter 18,508 im Reichspostgebiet. Befördert wurden im ganzen Deutschen Reich: 1252 Mill. Briefe und Karten, 101,7 Mill. Pakete ohne Wertangabe, 12 Mill. Briefe und Pakete mit Wertangabe, 71,8 Mill. Postanweisungen. Die Geldsendungen hatten einen Gesamtwert von 18,672 Mill. Mk. An Telegraphenanstalten bestanden 15,735, darunter 13,887 im Reichspostgebiet. Das Telegraphennetz hatte eine Länge von 92,383 km. Die Zahl der beförderten Telegramme belief sich auf 24 Mill. Stück, davon interne 15,5 Mill., internationale 3,1 Mill.
Den Geldvorrat und Geldumlauf in Deutschland [* 8] schätzte man Anfang 1889 auf 3414 Mill. Mk. (einschließlich 127 Mill. Reichskassenscheine und 210 Mill. ungedruckte Banknoten) oder 71,13 Mk. pro Kopf.
[Finanzen.]
Der Reichshaushaltsetat 1890/91 wurde in Einnahme und Ausgabe auf 1,193,082,286 Mk.festgesetzt, Von den Ausgaben waren fortdauernde: 852,151,865 Mk., einmalige 340,930,421 Mk. (davon 266,607,053 Mk. außerordentliche). Im einzelnen betragen die Ausgaben: ¶
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Fortdauernde Ausgaben | Einmalige Ausgaben | |
---|---|---|
Mark | Mark | |
Reichstag | 383370 | - |
Reichskanzler und Reichskanzlei | 147960 | - |
Auswärtiges Amt | 8835515 | 645800 |
Reichsamt des Innern | 8516384 | 25856635 |
Verwaltung des Reichsheers | 379357984 | 235119669 |
Marineverwaltung | 38267454 | 41483570 |
Reichsjustizverwaltung | 1860096 | 150000 |
Reichsschatzamt | 303509268 | 4348200 |
Reichseisenbahnamt | 299830 | - |
Reichsschuld | 46622500 | - |
Rechnungshof | 555048 | - |
Allgemeiner Pensionsfonds | 37958563 | - |
Reichsinvalidenfonds | 25837893 | - |
Post- und Telegraphenverwaltung | - | 7737159 |
Reichsdruckerei | - | 478150 |
Eisenbahnverwaltung | - | 4912500 |
Fehlbetrag des Etatsjahrs 1888/89 | - | 20198738 |
Zusammen: | 852151865 | 340930421 |
An Einnahmen stehen den Ausgaben für 1890/91 gegenüber:
Zölle und Verbrauchssteuern | 537399140 | Mk. |
---|---|---|
Reichsstempelabgaben | 30279000 | = |
Überschuß der Post- u. Telegraphenverwaltung | 32718056 | = |
Reichsdruckerei | 1175880 | = |
Eisenbahnverwaltung (Überschuß) | 20003000 | = |
Bankwesen | 1383500 | = |
Verschiedene Verwaltungseinnahmen | 11535483 | = |
Aus dem Reichsinvalidenfonds | 25837893 | = |
Zinsen aus belegten Reichsgeldern | 539000 | = |
Vom Verkauf des ehemaligen Stettiner Festungsterrains | 406479 | = |
Matrikularbeiträge | 265197802 | = |
Außerordentliche Deckungsmittel | 266607053 | = |
Zusammen: | 1193082286 | Mk. |
Im einzelnen waren die Zölle auf 285,5. Mill., die Tabakssteuer auf 10,3 Mill., die Zuckersteuer auf 49,3 Mill., die Salzsteuer auf 41 Mill., die Branntweinsteuer auf 129,8 Mill. Mk. veranschlagt. Bei der Post- und Telegraphenverwaltung stand einer Einnahme von 218,8 Mill. Mk. eine Ausgabe von 186,1 Mill. Mk., bei der Eisenbahnverwaltung einer Einnahme von 51 Mill. Mk. eine Ausgabe von 31 Mill. Mk. gegenüber. Die Matrikularbeiträge verteilten sich auf die einzelnen Bundesstaaten:
Mark | |
---|---|
Preußen | 152989952 |
Bayern | 36596550 |
Sachsen | 17185236 |
Württemberg | 13439026 |
Baden | 9672597 |
Hessen | 5168223 |
Mecklenb.-Schwerin | 3107247 |
Sachsen-Weimar | 1696087 |
Mecklenb.-Strelitz | 531448 |
Oldenburg | 1845082 |
Braunschweig | 2012164 |
Sachsen-Meiningen | 1160906 |
Sachsen-Altenburg | 872285 |
Sachs. Kob.-Gotha | 1074169 |
Anhalt | 1340712 |
Schwarzb.-Rudolst. | 452921 |
Schwarzb.-Sond. | 397653 |
Waldeck | 305647 |
Reuß ältere Linie | 302019 |
Reuß jüngere Linie | 597502 |
Schaumburg-Lippe | 200995 |
Lippe | 665650 |
Lübeck | 365521 |
Bremen | 894803 |
Hamburg | 2801834 |
Elsaß-Lothringen | 9521573 |
Zusammen: | 265197802 |
Zu den außerordentlichen Deckungsmitteln gehört eine Anleihe von 255,7 Mill. Mk.
Die Reichsschuld betrug Ende März 1889: 945,339,405 Mk., wovon 126,552,405 Mk. auf unverzinsliche Reichskassenscheine entfielen. Von den 818¾ Mill. Mk. Reichsanleihe werden 450 Mill. mit 4 Proz., 368¾ Mill. mit 3½ Proz. verzinst.
Veränderungen im deutschen Heerwesen.
Durch Gesetz vom betreffend Änderungen der Wehrpflicht, ist die Landwehr und der Landsturm in 2 Aufgebote geteilt, dagegen die Einteilung der Ersatzreserve in 2 Klassen fortgefallen. Hiernach gestaltet sich die Dienstpflicht wie folgt: 7 Jahre im stehenden Heer, in der Regel mit dem 20. Lebensjahr beginnend, davon 3 Jahre bei den Fahnen (aktiv), 4 Jahre in der Reserve, darauf 5 Jahre in der Landwehr 1. Aufgebots und nächstdem bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahrs, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird, in der Landwehr 2. Aufgebots.
Die Ersatzreservepflicht dauert 12 Jahre, vom 1. Okt. des 1. Militärpflichtjahrs ab, dann treten die Ersatzreservisten zur Landwehr 2. Aufgebots. Die Ersatzreservisten sind im Frieden zu 3 Übungen verpflichtet, von denen die erste 10, die zweite 6 und die dritte 4 Wochen dauert. Die Ersatzreserve dient zur Ergänzung des Heers bei der Mobilmachung und zur Bildung von Ersatztruppenteilen. Zum Landsturm gehören alle Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis vollendeten 45. Lebensjahr.
Das 1. Aufgebot des Landsturms dauert bis zum 40. Lebensjahr, dann folgt das 2. Die bisher der Ersatzreserve 2. Klasse zugewiesenen Mannschaften werden fortan dem Landsturm 1. Aufgebots zugeteilt. Der Landsturm hat die Pflicht, an der Verteidigung des Vaterlandes teilzunehmen, und kann bei außerordentlichem Bedarf zur Ergänzung des Heers und der Marine herangezogen werden. Sein 1. Aufgebot wird bei Kriegsgefahr durch die kommandierenden Generale, das 2. durch den Kaiser aufgerufen, seiner militärischen Verwendung entsprechend bewaffnet, bekleidet und ausgerüstet. Im Frieden unterliegt die Landwehr 2. Aufgebots und der Landsturm keiner militärischen Kontrolle. Während der Dauer einer Mobilmachung findet ein Übertritt in das 2. Aufgebot nicht statt. Die Ersatzreservisten gehören zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes und unterliegen der militärischen Kontrolle. Für die Marineersatzreserve und Seewehr gelten sinngemäß die vorstehenden Bestimmungen.
Durch Gesetz vom ist für die Zeit bis zum die Friedensstärke des Heers aus 468,409 Mann festgesetzt (ohne Offiziere), auf welche die Einjährig-Freiwilligen nicht in Anrechnung kommen. Die Infanterie ist in 534 Bataillonen zu 166 Regimentern und 21 Jägerbataillonen (15 Regimenter haben 4 Bataillone), die Kavallerie in 465 Eskadrons zu 93 Regimentern, die Feldartillerie in 366 Batterien (darunter 47 reitende u. 2 Lehrbatterien) zu 37 Regimentern, die Fußartillerie in 31 Bataillonen zu 14 Regimentern u. 3 selbständigen Bataillonen, die Pioniere in 19, der Train in 18 Bataillonen formiert; zu den Pionieren kommt 1 Eisenbahnregiment zu 4 Bataillonen à 4 Kompanien.
Durch Gesetz vom ist unter Innehaltung der gegenwärtigen Friedenspräsenzstärke die Errichtung von 2 neuen Armeekorps angeordnet und sind die §3 und 5 des Reichsmilitärgesetzes vom dahin umgeändert, daß die gesamte Heeresmacht des Deutschen Reichs im Frieden aus 20 Armeekorps besteht, von denen 2 von Bayern, [* 10] je 1 von Sachsen [* 11] und Württemberg [* 12] und 16 von Preußen mit den übrigen Staaten formiert werden. Das Gebiet des Deutschen Reichs wird fortan in militärischer Beziehung in 19 Armeekorpsbezirke und diese zum Zweck der Heeresergänzung und Organisation der Landwehr in Divisions- und Brigadebezirke, letztere in Landwehr- und Kontrollbezirke (Kompaniebezirke, Bezirke der Hauptmelde- und Meldeämter) eingeteilt. Es werden neu formiert: das 16. Armeekorps für Lothringen (Generalkommando in Metz), [* 13] das 17. für Westpreußen [* 14] ¶