eintritt etc. Durch die gegenüberliegenden
Schlitzeb und b1 wird erzielt, daß der radiale
Druck auf den
Kolben von beiden
Seiten gleich ist, also der
Kolben behufs Verminderung der
Reibung
[* 2] entlastet wird. Auch die rotierenden
Maschinen hat man zum
Betrieb elektrischer
Maschinen heranzuziehen gesucht. In
England hat die sogen. Kugelmaschine von Heenau
u.
Froude besonders bei der elektrischen
Beleuchtung
[* 3] von
Schiffen und
Eisenbahnen Anwendung gefunden und arbeitet da mit 1000-1100
Umdrehungen pro
Minute. Als Grundmechanismus der
Maschine
[* 4] dient das Hookesche
Universalgelenk.
[* 5] Sie beruht also auf demselben
Grundgedanken wie die Scheibenmaschine (s. Bd. 4, S. 469). Seit einigen
Jahren ist in
England für ähnliche
Zwecke die
Dampfturbine als Mitbewerber aufgetreten. Dieselbe besteht aus einem rotierenden langen Vollcylinder, welcher mit
zwei
Systemen von
Flügeln oder
Schaufeln besetzt ist. Die letztern stehen schräg zur Cylinderachse und sind in
jedem
System in Ringreihen angeordnet, zwischen welche
Reihen von festen
Schaufeln hineinragen, die an dem
den Laufcylinder umgebenden Gehäuse befestigt sind. Die
Schaufeln des einen
Systems sind denen des andern entgegengesetzt
geneigt, während wiederum in jedem
System die feststehenden
Schaufeln zu den beweglichen rechtwinkelig gerichtet sind. Der
Dampf
[* 6] tritt in der Mitte zwischen beiden Schaufelsystemen ein und zwar mit 10
AtmosphärenSpannung, strömt
durch die festen und beweglichen Schaufelreihen nach beiden Seiten hin und wird dann abgeführt.
Eine gute Ausnutzung der Dampfkraft ist hierbei nur durch Anwendung sehr großer
Geschwindigkeit möglich. Die
Turbine macht
dementsprechend auch 10,000
Umdrehungen pro
Minute und übertrifft damit wohl alles bisher Dagewesene.
Durch die Anwendung einer großen Zahl von abwechselnden festen und beweglichen Schaufelringen wird das ganze
Gefälle zwischen
dem hohen
Druck des einströmenden und dem niedrigen des ausströmenden
Dampfes in ebenso viele
Stufen zerlegt, so daß jedes
Ringpaar nur einen kleinen
Überdruck aufzunehmen hat.
Damit derDampf, der stufenweise erfolgenden Spannungsabnahme entsprechend, sich ausdehnen kann, nehmen
die zwischen den
Schaufeln verbleibenden Durchgangsöffnungen nach den
Enden des Gehäuses hin allmählich zu. Durch die symmetrische
Anordnung des
Schaufelwerks wird der Axialdruck auf die
Lager
[* 7] vermieden, so daß dieselben nur das geringe
Eigengewicht des Schaufelcylinders
aufzunehmen haben; trotzdem aber muß bei der ungeheuern
Geschwindigkeit durch einen beständig zugeführten
Ölstrom für gehörige Abkühlung der Lagerstellen gesorgt werden. Der Dampfverbrauch soll demjenigen mittelguter
Dampfmaschinen
[* 8] gewöhnlichen
Systems gleichkommen.
[* 14] Im Zeitraum 1883-87 haben sich verschiedene Veränderungen in
Produktion und
Handel bemerkbar gemacht, wie
aus folgender Übersicht über Einfuhr und Ausfuhr der wichtigsten
Artikel hervorgeht. Es betrug bei folgenden Warengattungen:
Der Rückgang der Mehreinfuhr von
Kolonialwaren ist unter anderm so zu erklären, daß die Mehreinfuhr von
Zucker
[* 15] 1878-82 durchschnittlich
jährlich 23,7 Mill. kg im Wert von 10,7 Mill.
Kronen
[* 16] betrug, 1883 bis 1887 durchschnittlich nur 15,5 Mill. kg im Wert von
5,9 Mill. Kr. In derselben Zeit war aber die
einheimische Rohrzuckerproduktion von 2,6 Mill. kg bis 15,1 Mill.
kg jährlich gestiegen. Aus der
Verwandlung der Mehrausfuhr von
Getreide
[* 17] etc. in Mehreinfuhr darf man nicht schließen, daß
die dänische
Landwirtschaft zurückgegangen ist.
Neuerdings wird die
Viehzucht
[* 18] bevorzugt, was namentlich aus den Exportzahlen der
Fettwaren hervorgeht; die Mehrausfuhr dieser
Waren ist in der
Periode 1883-87 gegenüber den
Jahren 1878-82 auf das
Doppelte gestiegen, und im einzelnen
betrug die Mehrausfuhr in den zwei
Jahren 1882 u. 1887 von
Speck und
Schinken 4,6 Mill., resp. 22,5
Mill. kg, von
Butter 10,9 Mill., resp. 19 Mill. kg, von
Eiern 45 Mill., resp. 107 Mill.Stück. Die gesamte
Einfuhr betrug 1883-87 durchschnittlich jährlich 2395 Mill. kg, die Ausfuhr 547 Mill. kg, resp.
254,8 und 179,0 Mill.
Kronen; für 1887 stellte
¶
Die Einnahmen des dänischen Staats betrugen im Zeitraum 1882/83-1886/87 durchschnittlich jährlich 52,8 Mill. Kr.,
die Ausgaben44,2 Mill.;
im J. 1887/88: 54,3 Mill., resp. 59,9
Mill. Kr., von diesen letzten waren 26 Mill. Militärausgaben. Im Finanzjahr 1888/89 beliefen
sich die Einnahmen auf 55,9 Mill., die Ausgaben auf 60,2 Mill. Kr., darunter außerordentliche
12,5 Mill. Kr. (für die BefestigungKopenhagens, die Flotte etc.). Die Forderungen für militärische Zwecke bilden eine der
wesentlichsten Ursachen des jetzigen abnormen Zustandes im Staatsleben (seit 1885 ist kein vom Reichstag bewilligtes Budget
erschienen); namentlich ist das Folkething gegen die BefestigungKopenhagens, die Regierung hat indessen
verschiedene Fortifikationen vorgenommen, welche die Stadt vor einem plötzlichen Überfall schützen sollen.
Neuerdings hat man inKopenhagen
[* 21] mit Neubauten für die polytechnische Lehranstalt, ein neues Kunstmuseum etc.
begonnen. Ferner werden die Freilager vergrößert und die Einrichtung eines Freihafens eifrig diskutiert. In der letzten Reichstagssession
wurden die Mittel zu mehreren neuen Eisenbahnlinien in Jütland und Seeland bewilligt. Die StaatsschuldDänemarks,
welche im März 1887 zu 3½ Proz. konvertiert wurde, beträgt 193 Mill. Kr.
(Geschichte.) Die Lage in Dänemark blieb seit 1885 im wesentlichen unverändert dieselbe: das Folkething weigerte sich, die Befestigung
von Kopenhagen zu genehmigen, das MinisteriumEstrup behauptete, gestützt auf den König und das Landsthing,
seinen Posten. Nun schärfte sich der Gegensatz mehr und mehr zu einem Kampf um die Herrschaft im Staat, um die Frage, ob in Dänemark die
Verfassung eine konstitutionelle oder eine parlamentarische Regierung vorschreibe.
Dies letztere anzuerkennen und das MinisteriumEstrup zu entlassen, weil die Mehrheit des Folkethings es
forderte, dazu wollte sich König Christian IX. unter keinen Umständen verstehen, während die Linke des Folkethings den dahin
gehenden Bescheid des Königs und den Erlaß des provisorischen Finanzgesetzes als Vergewaltigung und Verfassungsbruch
bezeichnete. Nach der Wiedereröffnung des Reichstags(5. Okt.) beschloß das Folkething sofort 12. Okt. mit 79 gegen 17 Stimmen,
das vorläufige Finanzgesetz vom 1. April nicht anzuerkennen und deshalb schlechtweg abzulehnen, worauf die Minister sämtlich
den Sitzungssaal verließen; der Abgeordnete Pingel nannte sie deswegen 16. Okt. »Diebe und Einbrecher«, ohne daß der PräsidentBerg den Redner zur Ordnung gerufen hätte. Am 21. Okt. feuerte ein junger Mensch, Namens Rasmussen, in Kopenhagen
zwei Schüsse auf den MinisterpräsidentenEstrup ab, ohne jedoch zu treffen. Die Regierung sah in diesem Attentat einen Antrieb,
ihre Macht zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit zu verstärken. Nachdem sie denReichstag auf
zwei Monate vertagt hatte, erließ sie 27. Okt. ein vorläufiges Gendarmeriegesetz, durch welches die Zahl der Gendarmen auf dem
Land erheblich vermehrt und die Gendarmerie militärisch organisiert wurde, und 2. Nov. eine zeitweilige Ergänzung des Strafgesetzbuchs
behufs vernünftiger Beschränkung
der Rede- und Preßfreiheit; die Riffelvereine, welche sich zu Schützenvereinen
mit politischer Farbe herausgebildet hatten, waren schon im Mai verboten worden. Um dem Budgetstreit ein Ende zu machen, schlug
Estrup dem im Dezember wieder zusammentretenden Reichstag die Annahme eines Zusatzes zur Verfassung vor, wonach, wenn Lands- und
Folkething sich über das Budget nicht haben einigen können, jedes Haus zehn Mitglieder wählen und diese
als gemeinschaftlicher Ausschuß die streitigen Punkte beraten und in geheimer Abstimmung entscheiden sollen, so daß der von der
Mehrheit gefällte Ausspruch sofort Gesetzeskraft erhält. Indes das Folkething war zur Versöhnung nicht geneigt, lehnte den
Estrupschen Vorschlag ein für allemal ab und unterließ es sogar, den König zu Neujahr 1886 zu beglückwünschen.
Die Regierung ihrerseits erhob gegen Abgeordnete wegen Gesetzesverletzung Anklage: ein Schullehrer, Ravn, wurde wegen Beleidigung
des Königs zu 3 Monaten, Berg selbst wegen Widersetzlichkeit gegen die Polizei zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt und mußte die
Strafe sofort verbüßen. Als das Folkething Anfang 1886 wiederum alle Vorlagen der Regierung, das vorläufige
Riffelgesetz, ein Gesetz zur Abstellung der Arbeitslosigkeit u. a., endlich auch das Finanzgesetz von 1885/86 und die Budgetvorlage
für 1886/87, verwarf, ermächtigte eine königliche Resolution das Ministerium zur Bestreitung der laufenden Ausgaben. Als
die Mehrheit des Folkethings dagegen als einen Verfassungsbruch protestierte, wurde der Reichstag geschlossen
und darauf zum 1. April wieder ein vorläufiges Finanzgesetz verkündigt. Während des Sommers erließ die Regierung ein vorläufiges
Preßgesetz(13. Aug.), welches die Verantwortlichkeit der Redaktion einer Zeitung verschärfte.
Da infolge des Verfassungskonflikts nicht nur die ganze Gesetzgebung stockte, sondern auch die materielle und geistige Entwickelung
des Landes geschädigt wurde, so war ein Teil der Linken unter Führung des GrafenHolstein-Ledreborg zu einer
Verständigung mit der Regierung geneigt, falls dieselbe das verfassungsmäßige Recht derKammer achte und auf die provisorischen
Finanzgesetze verzichte; man war bereit, die sogen. Verwelkungspolitik, d. h.
die sofortige Ablehnung aller Regierungsvorlagen, fallen zu lassen und in eine sachliche Beratung derselben
einzutreten.
Berg wollte freilich von einer Verständigung nichts wissen. Indes die Regierung wollte von ihrem vom Folkething hauptsächlich
bekämpften Plan der Land- und Seebefestigung Kopenhagens, welche inzwischen, unterstützt durch freiwillige Beiträge, schon
begonnen worden, nicht ablassen und legte im Oktober 1886 dem Landsthing eine Gesetzvorlage hierüber vor;
das Landsthing war bereit, 54 Mill. hierfür zu bewilligen. Die Mehrheit des Folkethings lehnte jedoch alle in das Budget für
die Landesverteidigung eingestellten Summen ab, und da die Sitzungsperiode desselben abgelaufen war, so wurde es aufgelöst,
noch ehe das Budget für 1887/88 erledigt war. Bei den Neuwahlen gewann die Rechte in Kopenhagen
drei Sitze; die Provinzen wählten aber Mitglieder der Opposition, so daß die bisherige Mehrheit des Folkethings unverändert
blieb. Dieselbe wählte nach dem Rücktritt Bergs Högsbro zum Präsidenten, strich aber wieder die 5 Mill. für die Landesverteidigung
im Budget, welche das Landsthing herstellte, so daß wiederum kein verfassungsmäßiges Finanzgesetz bis
zum 1. April zu stande kam und ein provisorisches erlassen werden mußte. Als
¶