Nachdem sie 1862 in
Lennep
[* 2] eine
Schule gegründet und einen nochmaligen, kürzern Aufenthalt in
England genommen hatte, ließ
sie sich dauernd in
Kassel
[* 3] nieder, wo sie starb. Außer zahlreichen nur in
Zeitschriften veröffentlichten
Novellen
schrieb sie: »Bilder und
Klänge«, Gedichte
(Kassel 1871);
Als eifrige Vorkämpferin der Frauenbewegung war sie Vorstandsmitglied
des Allgemeinen
Deutschen Frauenvereins; in dieser
Richtung sind noch ihre
Schriften: »Weibliches Wirken in
Küche, Wohnzimmer
und
Salon« (3. Aufl., Berl. 1882),
2) Felice,Graf, ital. Geschichtsforscher, geb. zu
Mailand,
[* 4] machte ausgedehnte
Reisen und hielt sich
Studien halber fast in allen europäischen Hauptstädten längere Zeit auf, half 1871 die Società Storica
Lombarda in
Mailand begründen und ward später deren Vizepräsident. Außer mehreren
Romanen, welche wenig Anklang fanden,
schrieb er: »Di Ausonio
Franco e della filosofia contemporanea« (2. Aufl.,
Mail. 1887);
[* 8]
Unsre Kenntnis des Camerungebiets das sich nach der Besitzergreifung dieser wohl wertvollsten deutschen Besitzung
durch die Forschungen von Rogozinski,
Zöller,
Büchner,
Schwarz, besonders aber von
Zintgraff und den
LeutnantsKund und Tappenbeck, bedeutend erweitert (näheres über diese Forschungsreisen s.
Afrika,
[* 9] Bd. 17, S. 11). Die Expeditionen
der letztgenannten drei Reisenden hatten neben der Erforschung des
Landes noch den Nebenzweck, den
Versuch zu machen, das
Handelsmonopol,
welches jetzt die Küstenstämme mit äußerster Strenge beanspruchen, zu durchbrechen und
so denHandel
von einer drückenden
Last zu befreien.
Der
Handel des Camerungebiets geht nur zu einem Teil über die deutschen
Faktoreien in der
Kolonie, ein nicht unbedeutender
Teil, das ganze nordwestliche Gebiet umfassend, nimmt seinen Weg nach Altkalabar, wo
Engländer angesessen sind, wodurch die
Eingebornen englische
Sympathien haben, den
Deutschen aber abgeneigt sind. Im deutschen Handelsgebiet aber
bestehen hintereinander nach dem Innern zu vier verschiedene
Handelsgürtel, in deren jedem ein
Zoll für die nach der
Küste
durchgeführten
Waren an die einheimischen Häuptlinge zu entrichten ist.
Der erste Handelsgürtel reicht bis 50 km von der
Küste, die äußerste
Grenze des vierten ist bei 100 km
noch nicht erreicht. An der
Küste muß der fünffache
Preis von dem gezahlt werden, was die
Waren im
Hinterland kosten. Das
Bestreben der in Camerun angesessenen 9
Firmen (2 deutschen) mit 15
Faktoreien (6 deutschen) ist seit langem darauf gerichtet,
in direkte Beziehungen zum
Hinterland zu treten, bisher immer vergeblich.
Die
Kolonie hat eine Küstenlänge von 300 km, der Flächeninhalt wird bei
Annahme des 15. Längengrades als Ostgrenze auf
30,000 qkm (600 QM.) geschätzt, also um etwa 5000 qkm weniger als das
KönigreichPreußen.
[* 10] Sie darf aber nur als eine
Handels- und Plantagenkolonie angesehen werden, in welcher
Europäer als Aufsichtsbeamte bei den
Arbeiten der Eingebornen
einige Jahre thätig sein können, dann aber ein kühleres
Klima
[* 11] aufsuchen müssen, um ihre geschwächte
Gesundheit wiederherzustellen;
denn obwohl die
Temperatur nur selten eine
Höhe von 36° C. erreicht, ist die
Feuchtigkeit doch eine so große, daß
im Küstengebiet kein
Europäer vom
Fieber verschont bleibt.
Fast zehn
Monate regnet es täglich, auch während der Trockenzeit
sind Gewitterregen häufig. Nach dem höher gelegenen Innern zu wird das
Klima erträglicher.
Als die deutsche Schutzherrschaft über Camerun ausgesprochen wurde, blieb die Baptistenmission
Victoria,
[* 12] wo die englische
Flagge
geheißt wurde, davon ausgeschlossen. Diese
Mission besaß damals im Camerungebiet zehn
Stationen, zählte
aber im ganzen Camerungebiet nur etwa 1000 christliche Anhänger. 1886 wurde das ganze
Eigentum der
Mission an Gebäuden und
Land an die
Baseler Missionsgesellschaft fur 4000 Pfd. Sterl. verkauft und damit die
Exterritorialität dieser bisherigen
Enklave
beseitigt. Bis 1886 wurde von den Europäern (20
Deutschen und 30 Engländern) nur
Handel getrieben, in
diesem Jahr bildete sich aber aus
Hamburger und
BremerFirmen eine deutsche Plantagengesellschaft, welche
Versuche mit Kakao
und
Tabak
[* 13] machte, von denen die ersten vorzüglich gelangen, während man die Tabakpflanzungen nach
Batanga, weiter landeinwärts,
verlegte.
Die
Verwaltung desLandes erfolgt durch einen kaiserlichen
Gouverneur, dem mehrere Beamte zur Seite stehen;
letztere werden aus Reichsmitteln besoldet. Ein
Verwaltungsrat aus drei Mitgliedern dortiger Handelshäuser, zu welchem aber
auch einzelne eingeborne Häuptlinge zugezogen werden können, steht dem
Gouverneur zur Seite. Seit werden
Einfuhrzölle
von europäischen
Waren erhoben, welche die bisher vom
Reich bestrittenen
Ausgaben nahezu decken. Um die
Eingebornen zum
Polizei- und Marinedienst auszubilden, sind einige
Unteroffiziere hierher gesandt worden, ebenso seit 1882 ein
Lehrer, welcher den
Kindern der Eingebornen
Elementarunterricht erteilt.
Auch hat man mehrere
Knaben nach
Deutschland
[* 14] gebracht, um sie zu Zimmerleuten oder Kaufleuten auszubilden. Seit 1887 besteht
in Camerun ein Postamt und gehört das Land zum
Weltpostverein. Im Jahr 1888 - 89 betrugen die
Einnahmen 76,000, die
Ausgaben 94,000
Mk Nachdem schon kurz nach der Besitzergreifung ein
Aufstand der
Neger, bei welchem ein
Deutscher ermordet worden war, durch
zwei deutsche
Kriegsschiffe hatte unterdrückt werden müssen, fand 1886 ein zweiter
¶
mehr
Aufstand statt. Der Häuptling der Stadt Money empörte sich und ermordete den Oheim des unter deutschem Schutz stehenden KönigsBell. Als ein deutsches Kanonenboot den aufrührerischen Häuptling zur Verantwortung ziehen wollte, floh derselbe, und seine
Stadt wurde bis auf wenige Häuser zerstört. Dieselbe Strafe traf im Herbst 1887 die beiden Häuptlinge
von Etoka und Fiko, weil sie von den europäischen Fahrzeugen unrechtmäßige Zölle erhoben hatten und dann die ihnen auferlegten
Strafgelder nicht zahlten.
Vgl. Zöller, Forschungsreisen in der deutschen Kolonie Camerun (Bd. 2-4 der »Deutschen Besitzungen an der
westafrikanischen Küste«, Berl. 1886);