den ältesten
Vorstellungen des russischen
Volkes, die Standesunterschiede, gesellschaftliche
Gliederungen nicht kennen. In
späterer Zeit mögen dann jene
Lieder entstanden sein, in denen der Bauernsohn von dem
Großfürsten und seiner Umgebung auch
schlecht behandelt, bei der Tafel untenangesetzt, als Lügner angesprochen wird,
Lieder, welche die zum Schlimmern gewendete
Lage des
Volkes widerspiegeln. Die Volksphantasie schwelgte in der ganzen
Sage von
Ilja wie im Wohlthun,
in gewaltiger Thatkraft, so auch in unendlichem Wohlleben (vgl.
Stern, Geschichte der
Weltlitteratur).
Die
Helden, welche außer
Ilja dem Kiewschen
Cyklus angehören: Dobrynja Nikititsch, Aljoscha
Popowitsch, bilden eine Art
Tafelrunde,
die freilich mit jener der Artussage oder mit den
Paladinen der karolingischen
Sage nicht verglichen werden
darf.
Vgl. W. Wollner, Untersuchungen über die Volksepik der Gronrussen (Leipz. 1879), O.
Miller, Die russischen
Lieder von
Ilja Muromec (in
Herrigs
»Archiv der neuern
Sprachen«, Bd. 23);
W. Biström. Das russische Volksepos in der
»Zeitschrift für
Völkerpsychologieô«, Bd. 5).
Stadt in Portugiesisch-Westafrika, 420 km nordöstlich von
Benguela, Hauptort eines
Kreises, links am Catapi,
einem Nebenfluß des obern
Cunene, in außerordentlich gesunder und schöner
Lage und daher von den Portugiesen
als Gesundheitsstation benutzt, mit einem
Fort und
Faktoreien für den Handelsverkehr nach dem Südosten.
Die Stadt wurde 1685 gegründet
an
Stelle einer etwas nördlicher gelegenen, durch die
Dschagga zerstörten.
[* 9] Seestadt im franz.
DepartementPas de Calais, zahlt (1886) mit Einschluß der früher selbständigen
GemeindeSt.-Pierre les Calais 54,714 Einwohner. Der neue
Hafen von Calais, dessen Einrichtungen nunmehr dem größten
Tonnengehalt der
Schiffe
[* 10] und dem Warenverkehr aller Art genügen, wurde eröffnet. Der Eingangskanal in den
Hafen wird durch zwei parallele, 120 m voneinander entfernte
Dämme gebildet. Durch Reservebassins und
Schleusen wird das
Wasser
in diesem
Kanal
[* 11] 4 m über dem niedrigsten Wasserstand des
Meers gehalten. Der
Hafen umfaßt einen westlichen und einen östlichen
Vorhafen (mit 7,8, bez. 6,6HektarFläche und 1325, bez. 820 m Kailänge) und den neuen nördlich gelegenen
Marinehafen, in welchem die
Dampfboote von
Dover
[* 12] zu jeder Tageszeit ein- und ausfahren können. Der südliche
Kai des Vorhafens
wird als Ankerplatz für große
Handelsschiffe dienen und ist mit Warenschuppen und hydraulischen
Kränen versehen.
Calotropis gigantea (Oscherstrauch) trägt große, gelbe
Früchte vom Ansehen großer
Quitten und
Zitronen, die beim
Anfassen zerplatzen und einen trocknen, staubförmigen
Inhalt ausstreuen.
Diese
Früchte sind die Sodomsäpfel,
von welchen schon der jüdische
HistorikerJosephus im 1. Jahrh.
n. Chr. berichtet, daß sie zum warnenden Andenken an die verbrannten
StädteAsche enthalten.
Nachdem sie 1862 in Lennep
[* 21] eine Schule gegründet und einen nochmaligen, kürzern Aufenthalt in England genommen hatte, ließ
sie sich dauernd in Kassel
[* 22] nieder, wo sie starb. Außer zahlreichen nur in Zeitschriften veröffentlichten Novellen
schrieb sie: »Bilder und Klänge«, Gedichte (Kassel 1871);
Als eifrige Vorkämpferin der Frauenbewegung war sie Vorstandsmitglied
des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins; in dieser Richtung sind noch ihre Schriften: »Weibliches Wirken in Küche, Wohnzimmer
und Salon« (3. Aufl., Berl. 1882),