eine Täuschung: es soll schlechter
Ware das Ansehen von guter gegeben werden. Wichtig für die Untersuchung der Butter ist vor
allem die Feststellung des Verhältnisses zwischen
Fett und Nichtfett
(Wasser, Kartoffelbrei,
Käsestoff etc.), der Nachweis
fremden
Fettes und ungehöriger
Farbstoffe und Konservierungsmittel. Den
Gehalt an Nichtfett ermittelt man auf die
Band
[* 2] 3, S. 697 angegebene
Weise. Den Wassergehalt findet man durch sechsstündiges Austrocknen von 10 z. B. bei
100° unter öfterm Umschwenken.
Stärkemehlhaltige
Stoffe werden leicht durch Betupfen der in
Äther nicht löslichen Butterbestandteile mit Jodlösung, welche
Stärkemehl dunkelblau färbt, und unter dem
Mikroskop
[* 3] erkannt, hinsichtlich der Färbung handelt es sich
nur um den Nachweis von Dinitrotresol. Man schüttelt die geschmolzene Butter mit 60-70 proz.
Alkohol, konzentriert die alkoholische
Flüssigkeit durch
Verdampfen und versetzt eine Probe mit
Salzsäure, wobei Dinitrotresol abgeschieden wird.
Eine andre, fast zur
Trockne verdampfte Probe färbt sich bei Gegenwart von
Orlean auf Zusatz von konzentrierter
Schwefelsäure
[* 4] blau, bei Gegenwart von Kurkuma mit
Ammoniak braun, mit
Salzsäure rot. Zur Nachweisung von
Salicylsäure
löst man in
Äther, weicht den Rückstand mit
Äther, zieht ihn mit
Wasser aus, filtriert, säuert das
Filtrat mit
Schwefelsäure
an und schichtet es auf Eisenchloridlösung, welche sich bei Gegenwart von
Salicylsäure dunkelviolett färbt.
Einen andern Teil der Probe verdampft man zur
Trockne, übergießt ihn mit durch
Schwefelsäure angesäuertem
Alkohol und zündet letztern an, er brennt bei Gegenwart von
Borsäure mit grün gesäumter
Flamme.
[* 5] Zum Nachweis fremder
Fette
bestimmt man das
spezifische Gewicht des reinen filtrierten
Fettes bei der Siedetemperatur des
Wassers.
Reines Butterfett hat
das spez. Gew. O,865-0,868
(Oleomargarin 0,859, Schweinefett 0,861). Dann übergießt man
nach der Reichertschen
Methode, welche von Meißl und Wollny verbessert worden ist, 5 g filtriertes Butterfett in einem
Kolben
mit 2
ccm 50proz.
Die
Methode gründet sich darauf, daß Butter viel mehr flüchtige Fettsäuren enthält als andre
bisher untersuchte
Fette,
und sie gestattet, 10 Proz.
Margarin in der und umgekehrt 10 Proz. Butter im
Margarin zu entdecken. Die
Kunstbutter, welche stets einen
Anteil Butter enthält und ein für viele
Zwecke ausgezeichnetes
Surrogat der letztern darstellt,
ist häufig als und auch zu den
Preisen der letztern auf den
Markt gebracht worden. Man hat daher in mehreren
Staaten zu gunsten
der
LandwirtschaftGesetze erlassen, welche den Vertrieb der
Kunstbutter unter dem
Namen Butter verbieten und auch Mischungen von
Kunstbutter mit Butter über einen bestimmten Prozentsatz hinaus ausschließen. Das deutsche
Gesetz vom schreibt vor, daß die Verkaufsstellen für
Kunstbutter die
Inschrift »Verkauf von
Margarine« tragen müssen.
Margarine im
Sinn des
Gesetzes sind alle Zubereitungen, deren Fettgehalt nicht ausschließlich der
Milch entstammt. Die Mischung
von Butter mit
Margarine oder andern Speisefetten ist verboten; gestattet ist
nur der Buttergehalt in der
Margarine, welcher aus
der Herstellung und zwar einer Verwendung von 100 Teilen
Milch oder 10 Teilen
Rahm auf 100 Teile fremdes
Fett entstammt.
Gefäße,
Umhüllungen etc., in welchen
Kunstbutter auf den
Markt gelangt, müssen die Bezeichnung
Margarine enthalten. Wird
Kunstbutter
in regelmäßig geformten
Stücken feilgehalten, so müssen diese Würfelform besitzen und selbst oder
auf der Umhüllung die Bezeichnung
Margarine enthalten. Auf
Kunstbutter, die nicht zum
Genuß für
Menschen bestimmt ist, findet
das
Gesetz keine Anwendung.
(Byliny), Bezeichnung der Heldenlieder der großrussischen Volkspoesie, welche sich von uralter Zeit her bis
auf den heutigen
Tag in der
Phantasie und im
Munde der untern russischen Volksklassen, namentlich in den nördlichen
Gouvernements
von Olonetz und
Archangel, erhalten hat. Die ältesten Aufzeichnungen der außerordentlich zahlreichen
Lieder,
Rhapsodien, welche teils aus vergangenen
Jahrhunderten überliefert, teils in Anlehnung an die
Formen und den
Ton der
ältern
Lieder an spätere Ereignisse (z. B. die Thaten und
KämpfePeters d. Gr.) angeknüpft worden sind, stammen schon aus
dem 17.
Jahrhundert. Im 18. u. 19. Jahrh, wurden von Kirscha
Danilow von Rybnikow
(Moskau
[* 7] 1868-74), von
Hilferding (Petersb. 1873) u a. Sammlungen veranstaltet,
die gleichwohl den
Reichtum der vorhandenen, im Volksmund fortlebenden
Rhapsodien noch nicht erschöpfen.
Die Bylina, die einzelne
Rhapsodie, hat stets eine bestimmte Versform, der Vortragende oder
Sänger fügt der
Handlung oft neue
Züge hinzu oder verändert die
Folge derselben, hält sich aber streng an die überlieferte
Beschreibung
der
Helden und gibt die
Reden der Bogatyri (so heißen die
Helden) getreulich wieder. Man versucht die
Masse der epischen
Lieder
zu bestimmten Cyklen zu gruppieren, unterscheidet einen
Cyklus, der die ältesten russischen Nationalhelden, wie Sojatogor,
Mikula u. a., feiert, einen
»Cyklus von
Nowgorod«, einen
»Cyklus von
Moskau« etc. Im
Mittelpunkt des Ganzen
stehen aber die
Gesänge, welche die Glanzzeit
Wladimirs d. Gr., seines
Hofs zu
Kiew,
[* 8] zum
Hintergrund und den Bauernsohn
Ilja von Murom
(Ilja Muromec) zum
Helden haben, der erst im 30. Lebensjahr seine
Kraft
[* 9] kennen lernt und von da an Thaten
verrichtet, die alle mehr oder weniger an das
Wunder streifen. Daß der
Held des russischen Volkssanges ein
Bauer oder Bauernsohn
ist, entspricht den
Überlieferungen (und
Idealen) beinahe aller
Slawen; der
Vergleich mit
Przemysl und
Piast liegt nahe genug.
Daß
Ilja mit Wunderkraft und nichts schonender Kühnheit durchs
Leben geht, die
Heiden in
Ost und
West bekämpfend,
eine gewaltige
Rolle am
Hof
[* 10] des freigebigen und glänzenden
Wladimir spielend, stammt aus
¶
mehr
den ältesten Vorstellungen des russischen Volkes, die Standesunterschiede, gesellschaftliche Gliederungen nicht kennen. In
späterer Zeit mögen dann jene Lieder entstanden sein, in denen der Bauernsohn von dem Großfürsten und seiner Umgebung auch
schlecht behandelt, bei der Tafel untenangesetzt, als Lügner angesprochen wird, Lieder, welche die zum Schlimmern gewendete
Lage des Volkes widerspiegeln. Die Volksphantasie schwelgte in der ganzen Sage von Ilja wie im Wohlthun,
in gewaltiger Thatkraft, so auch in unendlichem Wohlleben (vgl. Stern, Geschichte der Weltlitteratur).
Die Helden, welche außer Ilja dem Kiewschen Cyklus angehören: Dobrynja Nikititsch, Aljoscha Popowitsch, bilden eine Art Tafelrunde,
die freilich mit jener der Artussage oder mit den Paladinen der karolingischen Sage nicht verglichen werden
darf.
Vgl. W. Wollner, Untersuchungen über die Volksepik der Gronrussen (Leipz. 1879), O. Miller, Die russischen Lieder von
Ilja Muromec (in Herrigs »Archiv der neuern Sprachen«, Bd. 23);
W. Biström. Das russische Volksepos in der »Zeitschrift für
Völkerpsychologieô«, Bd. 5).