Ministeriums.
Keine der Mächte erkannte den neuen
Fürsten an; Rußland wollte selbst nicht einschreiten, verlangte aber von der
Pforte, daß sie einen
Russen mit fürstlichem
Rang zum
Statthalter von Bulgarien
[* 2] ernenne, der, von einem türkischen
Kommissar begleitet,
die
Regierung in
Sofia absetze, eine neue
Sobranie wählen lassen und dann die
Wahl eines
Fürsten leiten
solle. Die
Pforte weigerte sich indessen, dies zu thun, und begnügte sich, 22. Aug. zu erklären, daß die Anwesenheit des
FürstenFerdinand in Bulgarien den Bestimmungen des
Berliner
[* 3]
Vertrags zuwiderlaufe, also ungesetzlich sei.
Die thatsächliche Ausübung der Herrschaft durch den
FürstenFerdinand wurde aber nicht angefochten,
und im
Besitz reichlicher Geldmittel, welche seine
Mutter,
Prinzessin Clementine von
Orleans, spendete, vermochte sich der neue
Fürst allmählich auf dem
Thron
[* 4] zu befestigen, obwohl es ihm an den persönlichen
Eigenschaften fehlte, die
FürstAlexander
auszeichneten, und auch seine katholische
Konfession bei der orthodoxen
Geistlichkeit Mißtrauen erregte.
Unter denPolitikern fehlte es freilich nicht an
Eifersucht und ehrgeizigen
Ränken, und die herrschenden
Machthaber scheuten sich nicht, ihre Nebenbuhler durch
Prozesse zu vernichten; Aufsehen erregte 1888 die
Verurteilung des
Majors
Popow, der sich im
August 1886 durch seine
Treue und seinen
Mut hervorgethan hatte, wegen angeblichen Unterschleifs zu vier
Jahren Kerker. Die arbeitsame
Bevölkerung
[* 5] erfreute sich des
Friedens, der die
Entwickelung von Wohlstand
und
Kultur ermöglichte, und infolge guter
Ernten befanden sich die
Finanzen in geordnetem Zustand.
Behufs Vollendung des
Eisenbahnnetzes schloß Bulgarien 1889 mit der Österreichischen Länderbank eine
Anleihe von 30 Mill. ab. Die
dritte Tagung der
Sobranie wurde im
November 1889 vom
Fürsten mit einer
Thronrede eröffnet, welche sich
sehr vertrauensvoll über die Zukunft des
Landes aussprach und mit
Stolz auf die anerkennenden
Worte hinwies, die
Kaiser FranzJoseph im
Sommer 1889 über Bulgarien geäußert hatte. Das
Heer- und Verteidigungswesen wurde vortrefflich ausgebildet. Aber noch
schwebt eine gefahrdrohendeWolke über Bulgarien, der
Zorn Rußlands, das nur den großen europäischen Kriegsbrand
abwartet, um seine vermeintlichen
Rechte über Bulgarien zurückzunehmen.
1860, s.
Maritime wissenschaftliche Expeditionen^[= Obgleich das Meer in seinen mannigfachen Erscheinungen und Wirkungen schon in den ältesten ...] (Bd. 11).
(Boonden), Hauptstadt des gleichnamigen Tributärstaats (5957 qkm mit 254,701 Einw.)
in
Radschputana
(Britisch-Indien), mit (1881) 20,744 Einw.,
ist rings von
Befestigungen umgeben, durch welche viele
Thore ins
Innere führen, enthält zahlreiche, zum Teil sehr schöne
Hindutempel, ein starkes
Fort mit dem
Palast des
Fürsten, schöne
Gärten,
Münze, eine englische
Schule u. a.