Wien
[* 2] fand er Gelegenheit, unter Leitung
SimonSechters noch gründlichere Kontrapunktstudien zu machen, und 1868 wurde er als
dessen Nachfolger im
Amte des Hofkapellorganisten nach
Wien berufen, hauptsächlich auf Veranlassung
Herbecks, der seine Bedeutung
inzwischen erkannt hatte. Neben der erwähnten
Stellung übernahm er in der
Folge noch die einesLehrers
für Orgelspiel und
Komposition am
WienerKonservatorium und wurde 1875 auch zum
Lektor für
Musik an der
Universität ernannt.
Unter seinen
Kompositionen sind die geistlichen Chorwerke (mehrere
Messen, ein
Tedeum u. a.) hervorzuheben, besonders aber seine
sieben
Symphonien, deren einige in den 80er
Jahren solchen Erfolg hatten, daß sein
Name nun endlich in
den weitesten
Kreisen bekannt wurde. Seine
Instrumentalmusik zeichnet sich durch ungewöhnliche harmonische Mannigfaltigkeit
aus, welche den Einfluß R.
Wagners sowie das
Streben, den
Stil dieses
Meisters für die »absolute
Musik« zu verwerten, deutlich
erkennen läßt.
»Grundriß der vergleichenden
Grammatik der indogermanischen
Sprachen« (bis jetzt 2 Bde., Straßb.
1886-89).
Mit
Curtius zusammen gab er einen Teil der von jenem begründeten
Zeitschrift
»Studien zur griechischen und lateinischen
Grammatik« heraus. Mit Osthoff veröffentlichte er: »Morphologische
Untersuchungen auf dem Gebiet der indogermanischen
Sprachen« (Leipz. 1878-81, 4 Bde.).
Mit
Leskien gab er
»LitauischeVolkslieder und
Märchen« heraus (Straßb. 1882). Seine
Stellung zu den gegenwärtigen
Prinzipienfragen der Sprachforschung legte Brugmann dar in der Gelegenheitsschrift »Zum
heutigen
Stande der Sprachforschung« (Straßb. 1885).
*,
Insel an der Südostküste der britisch-austral.
InselTasmania, von dieser durch den D'Entrecasteauxkanal getrennt, 385 qkm
groß. Die
Insel besteht aus zwei kompaktern, durch zahlreiche Meereseinschnitte gegliederten Teilen,
Nord- und Südbruni, welche durch einen schmalen sandigen
Isthmus verbunden werden. Hier tritt die weite Adventurebai von O.
her ins Land hinein. Die nördliche
Halbinsel wird vom
Derwent bespült, der hier in die Stormbai mündet. Die
Insel enthält
Kohlenlager, an der Ostküste liegt der einzige
Ort Cookville, die
Südwestspitze trägt einen
Leuchtturm.
Auf Südbruni wurden zuerst die auf ganz
Tasmania gesammelten Eingeborenen untergebracht, ehe dieselben ihren endgültigen
Aufenthalt auf der
Flindersinsel fanden.
»Das Gerichtszeugnis und die fränkische Königsurkunde« (in den »Festgaben
für
Heffter«, Berl. 1873).
In seiner epochemachenden
Schrift »Die Entstehung der
Schwurgerichte« (Berl. 1872) lieferte er zuerst
den quellenmäßigen Nachweis des durch die
Normannen vermittelten historischen Zusammenhanges zwischen
der englischen
Jury und fränkischen Prozeßinstituten.
Ferner sind zu nennen seine
Schrift »Zur
Rechtsgeschichte der römischen
und germanischen
Urkunde« (Berl. 1880, Bd.
1) sowie sein Hauptwerk, die als Teil des von
Binding herausgegebenen »Systematischen Handbuchs der deutschen
Rechtswissenschaft«
erscheinende »Deutsche
[* 13]
Rechtsgeschichte« (Leipz. 1887, Bd.
1). Auch auf politischem Gebiet ist Brunner thätig gewesen, indem er 1863-64 in
Wort und
Schrift für die preußische
Führung in
Deutschland
[* 14] eintrat. Brunner ist seit 1862 Mitglied des
Instituts für österreichische Geschichtsforschung.
Giordano, ital.
Philosoph. Auf dem
Campo dei Fiori zu
Rom,
[* 16] wo er 1600 als
Ketzer verbrannt worden war, wurde sein
Standbild unter Beteiligung zahlreicher
Vereine und
Deputationen, auch aus dem
Ausland, enthüllt. Der
PapstLeo XIII. und die klerikale
Partei betrachteten diese
Feier als eine der
Kurie zugefügte unerträgliche Schmach, und die von
den Ultramontanen veranstalteten Katholikenversammlungen ergingen sich in übertriebenen
Klagen darüber und in Schmähungen
des »abtrünnigen
Priesters«. Eine neue
Ausgabe seiner italienischen Werke besorgte P. de
Lagarde
(Götting. 1888-89, 2 Bde.),
seine
Biographie schrieb noch I.
Frith (Lond. 1887).
Ferdinand,
Maler, geb. zu
Hamburg,
[* 17] war anfangs Lithograph, bildete sich seit 1870 auf der
Kunstschule
in
Weimar
[* 18] bei A.
Baur,
Pauwels und
Gussow zum Genremaler aus und ließ sich 1876 in
Düsseldorf
[* 19] nieder. Nachdem
er in seinen ersten Bildern (gestörte
Ruhe, heimkehrende Wallfahrer, eine Bauerndeputation,
Audienz auf der
Treppe,
[* 20] des
LandesHoffnung, die Macht der
Töne, die Bittstellerin) noch zwischen der Schilderung des modernen Bauernlebens und
Motiven aus dem
vorigen
Jahrhundert geschwankt, griff er zu Anfang der 80er Jahre in das
Leben der
Städte hinein und schuf
¶
mehr
eine Reihe von Bildern, in welchen sich mit der glücklichen Wahl des Motivs und der bisweilen dramatisch zugespitzten Situation
eine große Mannigfaltigkeit und Tiefe der Charakteristik und eine sich stetig zu größerer Virtuosität entwickelnde Kraft
[* 22] der malerischen Darstellung vereinigen. Diese Vorzüge zeigen sich besonders in den figurenreichen Bildern: verurteilt (in der
Kunsthalle zu Hamburg), freigesprochen, ebenfalls eine dramatische Gerichtsszene, der Bauernprotest, schwere Wahl und an der
Börse (1888). Er besitzt eine zweite Medaille der MünchenerKunstausstellung.