veruntreut hatte. Er wurde hauptsächlich deswegen 14. Aug. mit 195 gegen 5
Stimmen zur
Deportation nach einem befestigten
Platz in
contumaciam verurteilt. Seine feige
Flucht und diese Enthüllungen schadeten Boulanger so sehr, daß seine
Partei bei den Generalratswahlen
und bei den
Wahlen für die Deputiertenkammer (22. Sept.) schwere
Niederlagen erlitt. Er selbst wurde zwar in
Montmartre gewählt, aber die
Wahl war gesetzlich ungültig und wurde auch im
Dezember von der
Kammer dafür erklärt. Boulanger begab
sich im
Herbst 1889 nach
Jersey und von da nach
Spanien.
[* 2] Der eine Zeitlang so mächtige Boulangismus (Boulange) schien tot zu
sein.
(spr. burscheh),Paul, franz. Schriftsteller, geb. 1851 zu
Amiens,
[* 4] vollendete in
Paris
[* 5] seinen in
Clermont-Ferrand
begonnenen Studiengang und trat zuerst vor die
Öffentlichkeit mit einer Sammlung von Gedichten,
»Vie iniquete«, welche dem
Titel gemäß den
Stempel weltschmerzlicher
Stimmung tragen. Diese bildet auch den
Grundton der »Aveux« (1882),
eins der auch litterargeschichtlich wichtigsten
PariserTheater
[* 6] der Renaissanceperiode und des 17. Jahrh.,
tauchte auf der
Stelle des alten, den
Herzögen von
Burgund gehörigen
Hôtel de
Bourgogne als
Theater der
Passionsbrüderschaft 1548 auf. Durch das Verbot
Franz' I., die alten
Mysterien weiter aufzuführen, sah sich die privilegierte
mittelalterliche theatralische
Gesellschaft auf weltliche
Dramen angewiesen, vermietete schon vor dem Ende des 16. Jahrh.,
auf eigne
Darstellungen verzichtend, ihr
Haus an eine
Truppe von Berufsschauspielern. Allerdings unternahm sie noch wiederholte
Versuche, ihr altes
Privilegium in seinem vollen
Umfang wieder, zuerhalten und aufs neue Erlaubnis zur Vorfüh-
rung
der
Passions- und legendarischen
Spiele zu erlangen. Da sie damit nicht durchdrangen, mußten sich die
Passionsbrüder
mit der
Erhebung einer
Abgabe von den auf ihrem
Theater spielenden Schauspielergesellschaften begnügen. Unter der
RegierungLudwigs XIII. erhielt die im B. spielende
Truppe die Erlaubnis, sich Troupe royale des comédiens
(Comédiens
de l'elite royale) nennen zu dürfen, und beantragte schon 1615, von den an die Passionsbrüderschaft zu leistenden Vergütungen
befreit zu werden, was jedoch erst sehr viel später (1677) wirklich erfolgte.
Durch
Darstellung der neuentstehenden regelmäßigen
Tragödien und
Komödien bot das Bourgognetheater dein neubegründeten
Maraistheater wie späterhin der von
Molière geleiteten
Bühne des
PetitBourbon und
Palais-Royal die
Spitze und suchte seinen
Rang als vornehmste Stätte der
Schauspielkunst zu behaupten.
Lange Zeit blieb das
Theater das besuchteste; trotz
Molières unermüdlichen
Anstrengungen gelang es seiner Leitung, immer wieder hervorragende Werke und
Kräfte für sich zu gewinnen,
noch nach
MolièresTod 1673 traten einige seiner besten
Schauspieler zum Bourgognetheater hinüber.
Gleichwohl ging es mit der stolzen
Bühne und
Truppe von dem
Augenblick an abwärts, als sich die
Truppen des
Marais und
Palais-Royal
zu einer
Gesellschaft vereinigten, welche im
Theater Guénégaud spielte.
Ludwig XIV., der längst der Rivalität
der streitenden
Bühnen müde war, kam dem Bourgognetheater mit dem Befehl vom zu
Hilfe: sich mit der
Gesellschaft im
Theater Guénégaud
zu einer einzigen französischen Schauspielertruppe, die nunmehr erst den stolzen
Namen der
Comédie-Françcaise (s.
Theâtre-Français,
Bd. 15) annahm, zu verbinden. Das bisherige
Bourgognetheater ward jetzt einer italienischen
Gesellschaft überlassen, 1691 geschlossen, 1716 wieder eröffnet, endlich 1783 demoliert.
(spr. bumar),HenriJeanBaptiste,
Ingenieur, geb. 1747, diente seit 1768 im französischen
Geniekorps, leitete 1792 die
Arbeiten zur Verteidigungseinrichtung von
Verdun,
[* 7] wanderte 1793 nach
Deutschland
[* 8] aus und schrieb hier einen
»Essai général de fortification er d'attaque et défense des places«
(Berl. 1797-99; 3. Ausg. von Augoyat, Par.
1837; deutsch von Kesmann, Berl. 1800-1801), in welchem er das
Bastionärsystem zu verbessern suchte. Er widmete das Werk
dem König von
Preußen
[* 9] und wurde infolgedessen 1796 als
Major im preußischen
Ingenieurkorps angestellt.
Er fiel bei der
Verteidigung von
Danzig
[* 10]
(spr. buweh-),Inselgruppe im
AntarktischenOzean, unter 54° 16' südl.
Br. und 6° 14'
östl. L. v. Gr., zuerst 1739 von dem
FranzosenBouvet und später öfters gesehen, doch nie besucht.
Auf der nördlichsten
InselThomson befindet sich ein Vulkankegel.
Eine amerikanische Expedition zur Erforschung dieser und andrer benachbarter Südpolargebiete
wurde 1888 ausgesandt.
Apologetik und praktischen Theologie, seit 1865 auch der Dogmatik geworden, legte er 1862 das Pfarramt nieder. Seine wichtigsten
Schriften sind: »Étude sur les conditions du dèvelopement social du Christianisme« (1851);